Sind Lebensmittel zum Putzen, Reinigen und Waschen zeitgemäß oder nostalgische “Weisheiten“?
Backpulver, Essigessenz, Kochsalz … unter den überlieferten Haushaltstipps zum Reinigen, Fleck-Entfernen und Waschen finden sich viele Empfehlungen, die den Charme von Nachhaltigkeit, von weniger „Chemie“, von „Natur“ und von optimaler Wirksamkeit bei gleichzeitigem Geldsparen vermitteln. Manche dieser überlieferten
Erfahrungsschätze können durchaus überzeugen, aber Experimenten mit diesen „Weisheiten“ rät das Forum Waschen ab.
Die Sehnsucht nach der „guten alten“ Zeit mag eine Rolle spielen, dass im Internet unzählige Tipps kursieren, wie Oma und Mama ihre Reinigungsarbeiten im Haushalt „chemiefrei und kostengünstig“ bewältigt haben. Diese Tipps werden allerdings kaum den in heutigen Wohnungen anzutreffenden Materialien, dem notwendigen Werterhalt und den Anforderungen an zeitgemäßes Haushaltsmanagement bei entsprechender Hygiene gerecht. Hier nur einige Beispiele: – Oft wird empfohlen, Kochsalz bei eingebrannter Milch auf das Glaskeramik-Kochfeld (z. B. Ceran®) zu geben. Es wirkt aber wie grobes Scheuerpulver und kann somit die Oberfläche zerkratzen.
Haushaltsessig oder Essigessenz als Kalklöser für Kaffeemaschinen, Heißwassergeräte und Armaturen? Das ist nicht zu empfehlen, denn handelsüblicher Haushaltsessig und auch die Essigessenz können dort langfristig zu Schädigungen führen.
Essigessenz als Ersatz für Weichspüler beim Wäschewaschen oder Ersatz für Klarspüler beim Geschirrspüler? Der gewünschte Effekt, dass die Wäsche weich wird oder das Restwasser vom Geschirr abläuft, ist meistens nur wenig zufriedenstellend. Außerdem sind bei manchen Fabrikaten von Waschmaschinen und Geschirrspülern Materialbestandteile gegenüber Säuren, wie zum Beispiel Essigessenz, nicht beständig. Beim ausschließlichen und regelmäßigen Einsatz dieser „Hausmittel“ sind eventuelle Reparaturen nicht auszuschließen.
Backpulver zum Bleichen von Wäsche? Backpulver enthält keine Bleichmittel, kann also hartnäckige Obst- oder Gemüseflecken nicht entfärben. Tatsächlich enthält Backpulver Soda, die die Gewebe aufquellen lässt und damit die Schmutzablösung erleichtert. Zusätzlich sind im Backpulver aber auch saure Bestandteile enthalten, die die Wirkung der Soda zum Teil wieder aufheben. Sinnvoller und preiswerter als Backpulver ist stattdessen reine Soda, die als Einweichmittel angeboten wird – aber natürlich auch nicht die bleichende Wirkung eines wirklichen Bleichmittels, sprich Fleckenentferners, hat.
Eignet sich Backpulver wenigstens zum Entfernen von Schimmelflecken in Fugen? Kurzfristig lässt sich damit Schimmel zumindest überdecken. Da Backpulver aber auch Stärke als Trennmittel enthält, die sich prima in den Fugen festsetzt, liefert man den Schimmelpilzen gleich Nahrung, um wieder nachzuwachsen.
Andere überlieferte Tipps sind da schon wirksamer, auch nachhaltiger und helfen, für mehr Hygiene zu sorgen. Aber sie sind eventuell aufwendiger in der Anwendung:
Frischer Schmutz lässt sich leichter entfernen als eingetrockneter. Daher sollten Verschmutzungen möglichst sofort entfernt werden.
– Angebranntes, Soßenflecken und andere Verunreinigungen am Herd und im Backofen sollten möglichst vor der nächsten Nutzung beseitigt werden, damit diese nicht stärker einbrennen können.
Die Duschkabine und die Armaturen sollten nach der Benutzung mit einem Abzieher bzw. einem Tuch getrocknet werden – das verhindert Kalkflecken und reduziert den späteren Reinigungsaufwand.
Feuchte Textilien wie Spülschwämme und Geschirrtücher sind Nährböden für Keime aller Art. Diese Textilstücke sollten nach Gebrauch umgehend zum Trocknen aufgehängt werden. Spül- und Trockentücher sollten regelmäßig gewechselt und bei 60 °C mit einem bleichmittelhaltigen Voll- bzw. Universalwaschmittel-Pulver gewaschen werden.
Bei allen Reinigungsarbeiten im Haushalt gilt es, ein für allemal mit einem großen Mythos aufzuräumen: Gemeint ist die Einstellung „Viel hilft viel“, die leider immer noch in vielen Köpfen steckt und fleißig weitergegeben wird. Getragen von dieser „Weisheit“ wird beim Waschen, Putzen und Spülen oft „überdosiert“. Mit der richtigen Dosierung hingegen, wie auf den Verpackungen angegeben, wird die gewünschte Reinigungswirkung erzielt.