Schottland Gourmet Tour 2013

Fortsetzung von Teil 2 – www.gourmet-report.de/artikel/344152/Schottland-Gourmet-Tour-2013/

Ziel war in Invergarry das Glengary Castle, ein Schloss aus dem 16. Jahrhundert, wiederaufgebaut in 1866 und als Hotel in 1958 eröffnet. Offenbar wurde unser Zimmer seit dem auch nicht mehr renoviert. Beim Betreten des Hotels meinte Junior, es rieche wie in Russland und es schaue auch so aus. Ich empfand es mehr als einen Altenheimgeruch.
Unser Zimmer war groß, aber idiotisch angeordnet. Einzig ein ultraflacher TV mit deutschem SAT1 (!) passte so gar nicht in das Zimmer mit beigen Teppichboden. Alles war ansonsten alt. Man schlief unter Pferdedecken. Die fleckigen Betttücher selber waren nicht sehr gut gewaschen. Auch hier wenig Service. Beispiel Schuhputzen. Im Hotel Directory heißt es: Die Rezeption hält Schuhputzzeug für Sie an der rezeption bereit! Dabei wurden Preise wie im LHW Old Course aufgerufen. Der Blick vom Zimmer war auch sensationell schön und versöhnte. Das Schloss liegt in einem alten verwunschenem Park, direkt am Kanal, der die verschiedenen Lochs verbindet. 
Wir sind erst einmal nach Fort Augustus gefahren, um uns Loch Ness, das eigentliche Ziel unserer Reise, anzugucken. Nessie hatte gerade keine Bereitschaft, deswegen sah es aus wie alle anderen Lochs. Eigentlich etwas enttäuschend, jedoch ist die Landschaft der Highlands einmalig schön. Obwohl ich kein Freund des Nordens bin, gefällt es auch mir dort.

Wir besuchten die imposante Schleusenanlage in Fort Augustus auf Empfehlung des Tourismusamtes VISIT SCOTLAND. Die netten Damen empfahlen uns auch das LOVAT zum Essen.

Als wir dort eintrafen, war es ein simples Bistro. Ein Baby schrie am Nebentisch, die Tische waren ohne Decken. Da wir noch keinen guten Kaffee am Tag hatten, bestellte ich erst einmal zwei Cappuccini. Ein Lächeln tiefer Zufriedenheit kam in mein Gesicht. Der Kaffee war gut! Und die Karte sah vielversprechend aus. Wir bestellten einen exzellenten kleinen Salat vorab, den wir uns teilten, während Junior das Kindermenü nahm. Soup of the day war für ihn Orangecremesuppe. Er wollte nur einen kleinen Löffel abgeben, so gut schmeckte diese. Der Service hatte ausnahmsweise sogar Ahnung, war flink und engagiert. Als Hauptgericht hatte ich sehr gute Ochsenbacken, nur Semmler in Berlin macht die besser. Meine Frau hatte Lamm, Schulter und Leber. Das war ein wirklich sensationelles Gericht. Superfleisch. Nur der Fisch meines Sohnes überzeugte nicht, er war nicht ausgebacken genug. Die Reklamation interessierte aber den Service nicht wirklich. Ansonsten hatten wir hier das beste Essen auf der Tour. Und nicht besonders teuer mit 70 GBP.

Nach einem sehr old fashioned schottischen a la carte Frühstück mit Blutwurst und fadem Kaffee im alten Schloß Glengary ging es nach Glasgow, unser letzten Station. Wir fanden zuerst das Innenstadt-Hotel Fraser Suites gar nicht. Die Navigation hat es falsch verortet und das Hotel selber war sehr dezent mit zwei kleinen A4 Schildern aussen schwer als Hotel zu erkennen. Niemand kannte es in der Umgebung! „It does not sound familiar to me,“ meinte der nette Polizist, der uns dann in eine ganz falsche Richtung schickte. Nach dem wir im Hotel anriefen und nachfragten, erklärte man uns den Weg. Es ist direkt neben dem Q Parkhaus. Leider gibt es keine Hilfe mit dem Gepäck. Unser Apartment war klein aber kuschelig im ersten Stock, etwas dunkel und fast schon im Parkhaus gelegen. Und sehr kalt. Und wurde nicht warm. Das Fenster war defekt. Wir mussten dann das Zimmer wechseln und sind in die 4. Etage in ein deutlich größeres Apartment in gleicher Kategorie gezogen. Gut, das unser Gepäck Rollen hat. In diesem schön möblierten Apartment gab es eine gut ausgestattete Küche, aber keinen Esstisch. Und auch nur 2 Stühle. Und es war etwas schmuddelig. Meine Frau trat in eine Glasscherbe. Offenbar wird nicht gut genug gesaugt.

Nach dem wir uns Glasgow anschauten, besuchten wir zum Essen das Rogano, ein Fischrestaurant seit 1932 in der Innenstadt. Hier war die Bedienung auch eine absolut ahnungslose Tellerträgerin. 15 Euro für ein Gläschen Champagner verlangen, aber Null Ahnung von nichts. Für uns befremdlich. Der Perrier-Jouët wurde in gigantisch dicken Sektgläser serviert. Von der Haptik dachte man an Kaffeebecher. Es gab zwei Ameuse Bouche, die die Bedienung uns mit „etwas mit Fisch“ beschrieb. Wir hatten dann schottische und irische Austern als Vorspeise, sowie einen Haggis. Die Bedienung brachte alles zusammen 🙁 Für Junior bestellten wir einen sehr ordentlichen Fisch aus der Pfanne, selber aßen wir nach den guten Erfahrungen mit der Jakobsmuschel in St. Andrews Schweinebauch und Scallops. Mein Bauch war fett und zäh, der der Gattin perfekt. Es war wie im richtigen Leben. Die Scallops waren zu lange gegart und kamen nicht an die Handgefischten aus Skye ran. Sie schmeckten eher wie TK Ware. Es war trotzdem noch okay, nur nicht berühmt. 12,5 % Trinkgeld wird zwangsweise auf die Rechnung addiert, die sich auf 125 GBP belief. Speziell das Trinkgel war schmerzhaft, weil ungerechtfertigt.

Übrigens machen die meisten Geschäfte selbst in Großstädten oft schon um 17 Uhr zu! Einige Kaufhäuser haben bis 19 Uhr geöffnet, Lebensmittelmärkte oft durchgehend.

Als wir Freitag abends nach Hause liefen, dachten wir, wir wären in einer RTL2 Show. Die Mädels machten sich ausgehfein. Das bedeutete 500 Gramm Schminke im Gesicht, hochhackige Schuhe, einen etwas breiteren Gürtel, der die Scham gerade bedeckte, oft keine Strumpfhosen (es war 5 °C), ein halbtransparentes T-Shirt, BH. Haare zum Dutt. Etwas fülligere junge Damen hatten sehr oft elastische, dünne Hosen, die wie eine zweite Haut waren. Da drin wabbelte dann das Fett hin und her. YSWYG (You see what you get). Originell. Vor jedem Pub waren mindestens vier Rausschmeisser. Hier geht es bestimmt ab.

Am nächsten Morgen sind wir eine Stunde zu spät aufgestanden, da der Radiowecker des Hotels noch auf Winterzeit war (6 Tage danach). Es startete ein Telefonterror von der Rezeption, dass wir um 11 Uhr Check out das Zimmer verlassen müssten. Wir einigten uns dann im 4. Gespräch auf 12 Uhr. Man wollte uns sogar jetzt beim Gepäck helfen.

Insgesamt ist Schottland ein wahrhaft schönes, sehr großes Reiseland. Etwas unbequem mit seinen engen Straßen und dem schlechtem Service. Aber die Freundlichkeit der Menschen und die Schönheit der Natur entschädigt vollständig. Wir werden wieder nach Schottland fahren!

Fotos auf www.facebook.com/gourmetreport : www.facebook.com/media/set/?set=a.10151444817998124.1073741830.168996673123&type=3

Haben Sie schon den ersten Teil gelesen? www.gourmet-report.de/artikel/344151/Schottland-Gourmet-Tour-2013/

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