Urbayerische Geschichte

Straubing feiert in diesem Jahr den 200. Geburtstag des Gäubodenvolksfestes. Zum Jubiläumsfest vom 10. bis 20. August werden in Straubing 1,3 Millionen Besucher aus aller Welt erwartet.

1812 organisieren die Bürger in Straubing zum ersten Mal ein Landwirtschaftsfest. Zunächst als Informationsveranstaltung für die ländliche Bevölkerung geplant, wurde daraus im Laufe von zwei Jahrhunderten Bayerns zweitgrößtes Volksfest mit jährlich rund 1,3 Millionen Besuchern. Zwischen dem 10. und 20. August wird der 200. Geburtstag des Straubinger Gäubodenvolksfestes in diesem Jahr mit einem spektakulären Jubiläums-Volksfest angemessen gefeiert.

Am 11. und 12. Oktober 1812 fand in Straubing, einer Stadt mit damals etwa 7.300 Einwohnern, das erste Landwirtschaftsfest für den „Unterdonaukreis“ statt (mit dem heutigen Regierungsbezirk Niederbayern vergleichbar). Es bestand aus einer Viehmusterung, einer Preisverteilung und einem Pferderennen.

Die Landwirtschaftsfeste wurden vom „Landwirtschaftlichen Verein“ in Bayern initiiert mit dem Ziel, die Bauern zum Fortschritt anzuregen, neue Techniken der Landbestellung und Tierzucht zu vermitteln, die „ausgezeichneten Viehstücke, Hengste, Stuten, Stiere, Kühe, Widder, Schweinbären und Schweinsmütter“ zu prämieren. Mit der Genehmigung des Landwirtschaftsfestes für den Unterdonaukreis 1812, zwei Jahre nach dem Start des Münchner Oktoberfests, wollte Maximilian I. Joseph auch die Menschen in Niederbayern feiern lassen. Mit einem entsprechenden königlichen Dekret des ersten Königs von Bayern begann die Geschichte des Gäubodenvolkfestes.

Zweitgrößtes Volksfest in Bayern

Trotz der mittlerweile über 200-jährigen Geschichte ist es in diesem Jahr erst das
104. Gäubodenvolksfest. Während der beiden Weltkriege beispielsweise hatten die Straubinger keinen Anlass zum Feiern und vor allem in der Anfangsgeschichte fand das Landwirtschaftsfest an wechselnden Standorten, in Passau und Landshut statt. Bis 1960 fand das Fest überdies nur alle zwei Jahre statt. Seit 1906 aber war das Gäubodenvolksfest nach dem Münchner Oktoberfest und der Fürther Kerwa dann bereits das drittgrößte Volksfest in Bayern. Seit Ende der 80er-Jahre stieg es mit in diesem Jahr voraussichtlich 1,3 Millionen Besuchern auf Platz zwei in der bayerischen Volksfest-Hitparade.

Sonderausstellung über die Geschichte
des Gäubodenvolksfestes

Zum 200-jährigen Jubiläum 2012 gibt es zur Zeit eine große Sonderausstellung im Gäubodenmuseum und eine Festschrift als Chronik des Volksfestes und zugleich als Begleitband zur Sonderausstellung. Gezeigt werden in dieser Ausstellung historische Fotos, Billetts und Biermarkerl, Plakate, Auszeichnungen von der Ostbayernschau, alte Lospreise, Fahrgeschäftemodelle, Bierkrüge und vieles mehr. Auch eine eigene Briefmarke zum 200. Geburtstag wird es geben. Sie soll kurz vor Beginn des diesjährigen Jubiläumsvolksfests am
10. August um 13.00 Uhr im Gäubodenmuseum vorgestellt werden.

Der Bierpreis: Vergleichsweise günstig

Das Gäubodenvolksfest 2012 ist auch im deutschlandweiten Vergleich ein Mega-Event: 26.000 Komfort-Sitzplätze in sieben Bierzelten warten auf die Besucher. Über 700.000 Maß Bier wollen die Festwirte in diesem Jahr ausschenken.

Auch weil der Bierpreis im Vergleich zum Münchner Oktoberfest auf dem Gäubodenvolksfest traditionell deutlich günstiger ist: Durchschnittlich 9,10 Euro wollen die Münchner Oktoberfestwirte in diesem Jahr verlangen. Nur 7,90 Euro kostet die Maß auf dem Gäubodenvolksfest – ebenfalls ein Rekord.

Im Zentralbereich des Gäubodenvolksfests haben die Besucher die Qual der Wahl zwischen 140 unterhaltsamen Attraktionen, darunter alleine 30 spektakuläre Fahrgeschäfte.

Neu: Reise in die gute alte Zeit,
auf dem historischen Volksfest

Neu in diesem Jahr ist ein historischer Volksfestbereich mit Volksfestattraktionen, die bereits unsere Großeltern und Urgroßeltern begeisterten. Erstmals gibt es beim Gäubodenfest in diesem Jahr einen historischen Bereich auf dem Festgelände. Dort wird das Rad der Zeit zurückgedreht. Im historischen Festzelt und mit Fahrgeschäften aus der guten alten Zeit erleben die Besucher, was bereits unsere Großeltern begeisterte.

Festzelt Nr. 7 beispielsweise ist ein schnörkellos gestaltetes Festzelt ganz im Flair der früheren Jahre, in dem Gstanzl-Singen, Schuhplatteln, Blech- und Blasmusik dominieren und sich als besonderes Schmankerl ein Ochs am Spieß dreht. Bei den Fahrgeschäften werden im historischen Bereich die Hexenschaukel, quasi der „Fünferlooping“ der vorletzten Jahrhundertwende und die Teufels-Rutsche „Toboggan“ sowie Steilwand-Akrobatik der Meisterklasse im Original, Pitt“s Todeswand auf Indian Scout 101 oder eine Schmuserunde in der Raupenbahn von 1926 mit den wundeschönen Dachbildern die Festbesucher heute ebenso wie in der guten alten Zeit begeistern.

Ein glitzerndes Relikt aus der Vergangenheit ist auch der Kristall-Palast mit dem größten Kristall der Welt, ein historisches Holzriesenrad, um 1900 gebaut, und der Märchenlandexpress, die älteste transportable Kindereisenbahn. Auch ein nostalgisches Vergnügen: die·Fahrt ins Paradies, ein Fahrgeschäft-Klassiker von 1939 und auch das Kasperltheater dürfen natürlich nicht fehlen. Süßes Bonbon für die Kleinen und ihre Eltern: am 13. und 17. August ist der Eintritt zur 10-Uhr-Vorstellung kostenlos.

Ostbayernschau:
Eine der besucherstärksten Verbraucherausstellungen

Die dem Gäubodenvolksfest unmittelbar angeschlossene Ostbayernschau ist mit 55.000 Quadratmetern Ausstellungs-, über 22.000 Quadratmetern Hallenflächen, 700 Ausstellern und voraussichtlich wieder 440.000 Besuchern eine der besucherstärksten Verbraucherausstellungen. Entscheidender Unterschied zur Konkurrenz: bei der Ostbayernschau ist der Eintritt kostenlos.

Die Stadt Straubing wird während des Gäubodenvolksfests zur pulsierenden Metropole: Die Zahl der erwarteten 1,3 Millionen Festbesucher entspricht in etwa der 27-fachen Einwohnerzahl.

Terminhinweis:
Großer Festzug zum Jubiläums-Gäubodenvolksfest:

Mit dem traditionellen Auszug starten in jedem Jahr als farbenprächtiger Auftakt die Gäubodenvolksfest-Tage. In diesem Jahr ist im Rahmen des Gautrachtenfestes zusätzlich ein großer der Festzug geplant: Über 4300 Mitwirkende, über 60 Gautrachten-gruppen, 15 Motivwagen, 25 Musikgruppen, diverse Festwagen und Pferdegespanne sind Teil des farbenprächtigen Festzugs, der am Sonntag, 19. August ab 14 Uhr startet und über Landshuter Straße, Bahnhofsplatz, Schildhauer Straße, Innere Passauer Straße, Ludwigstor, Ludwigsplatz und Theresienplatz zum Gäubodenvolksfest-Gelände führen wird.

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