Das von außen äußerst unscheinbare Vorstadthaus im Stuttgarter Stadtteil Weilimdorf, wo die Schwabenmetropole schon wieder ländlich ist, hat seit kurzem einen neuen Patron. Der vorherige Betreiber Jürgen Martens hatte nach fast 28 Jahren seinen traditionsreichen Familienbetrieb aufgegeben. Aus dem ehemaligen „Hasen“ wurde nun das Restaurant „Meister Lampe“. Daniel Stübler heißt der neue junge Chef, der reichlich Erfahrungen aus renommierten Häusern mitbringt und den genussfreudigen Stuttgartern an dieser Stelle auch zukünftig eine zuverlässige Anlaufstation für eine gehobene, zeitgemäß präsentierte Küche bieten möchte.
Im Innern hat sich nicht allzu viel verändert: Hier und da wurde etwas aufgefrischt, ein paar angestaubte Accessoires sind verschwunden, ein paar neuzeitliche Details kamen hinzu – aber die heimelige Wohnzimmer-Atmosphäre ist glücklicherweise geblieben. Ebenso wie Daniel Stübler selbst, der sich am Tisch persönlich vorstellte, war uns auch die Speisekarte sehr sympathisch, denn sie war einerseits überschaubar und offerierte andererseits eine maßvoll kalkulierte Auswahl an modernen Regionalgerichten.
Was wir anschließend aufgetischt bekamen, war durchaus überraschend. Nicht deshalb, weil der Chefkoch mit sonderlich kreativen, noch nie dagewesenen Schöpfungen aufwartet, sondern weil er seine eher unspektakulär klingenden Gerichte in erstaunlich finessenreicher Manier darreicht. Das Rezept ist denkbar einfach: Gekonnte Zubereitung sehr guter Produkte, viel Sorgfalt und eben auch Talent für die nötige Feinabstimmung machen aus Daniel Stüblers Tellern echte Gaumenschnalzer. Etwa wenn er das gebratene Kalbsbries mit zartem Pulpo, frischem Parmesan und einem Mini-Romanasalat anrichtet. Auch die feine Erbsencremesuppe mit Ravioli von Ziegenkäse und roter Zwiebelmarmelade überzeugte durch ansprechende Machart und harmonisches Miteinander. Wem Zwiebelrostbraten vom Staufen-Dry Age Roastbeef mit Lembergerjus, Filderkraut und handgeschabten Butterspätzle zu regionalbetont und nicht exklusiv genug ist, der wähle die Rote Meerbarbe mit aromatischer Thai-Curry-Emulsion, Mandel-Blattspinat und gebratener Kartoffelterrine. Geschmacklich und optisch pfiffige Desserts wie etwa der Thymian-Orangenkuchen mit Naturjoghurtcreme und Erdbeersorbet oder Törtchen, Mus und Eis von Schokolade und Kirsche sorgen für einen stimmig süßen Abschluss.
Beste Voraussetzungen also, um genussvoll zu entspannen, exzellent umsorgt auch vom aufmerksam freundlichen Serviceleiter Tobias Wigger, der selbst bei gut besuchtem Haus nie die Ruhe und Übersicht verliert, stets Zeit für Extrawünsche hat und auch aus dem Weinangebot treffsicher zu beraten weiß. Beim Wein liegt der Focus bei deutschen Gewächsen aus Baden, Württemberg und der Pfalz. Die übersichtlich nach Winzern sortierte Karte hält sowohl bekannte Marken als auch ein paar spannende Neuentdeckungen bereit. In besonders guter Erinnerung behielten wir den herrlich frischen „Edelsatz“ vom Weingut Philipp Kuhn in Laumersheim – ein hellgold leuchtender Weißweincuvée aus 70 % Gewürztraminer und 30 % Riesling.
Fazit: Was die Qualität der Speisen betrifft, so schließt das Restaurant an die alte Ära an. Gleichzeitig versucht Patron Daniel Stübler, dem Restaurant seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Wir haben uns wohlgefühlt – eine gute neue Adresse mit Geheimtipp-Potenzial!
Die Redaktion des Varta-Führers kürt auf ihrer Website www.varta-guide.de wöchentlich das Hotel bzw. Restaurant der Woche. Die Auswahl erfolgt anhand aktueller Prüfergebnisse unserer Experten. Die Nennung im Varta-Führer hängt allein von der Leistung der Betriebe ab. Vergeben werden Varta-Diamanten und Varta Tipps für besonderes Ambiente, erstklassige Küche oder für aufmerksamen Service.
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