Hipp gewinnt den Goldenen Windbeutel 2012

Zuckrige Instant-Tees bewirbt Hipp als geeignete Getränke für Kleinkinder schon ab dem 12. Monat – diese Irreführungskampagne haben Zehntausende Verbraucher zur dreistesten Werbelüge des Jahres gewählt. Das ist das Ergebnis der Online-Abstimmung auf www.abgespeist.de ,dem foodwatch-Portal gegen Etikettenschwindel. Für seine Zuckergranulat-Tees „Früchte“, „Waldfrüchte“ und „Apfel-Melisse“ erhält Hipp heute (Dienstag, 19. Juni) den Goldenen Windbeutel 2012. Aktivisten der Verbraucherorganisation foodwatch werden den Negativpreis am Vormittag persönlich am Unternehmenssitz des Babynahrungs-Herstellers im bayerischen Pfaffenhofen (Ilm) verleihen.

129.229 Verbraucher haben bei der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2012 ihre Stimme abgegeben. Das Ergebnis:

Platz: Instant-Tees ab dem 12. Monat von Hipp (44.013 Stimmen/34,1 Prozent)
Platz 1: Viva Vital Hackfleisch-Zubereitung mit pflanzlichem Eiweiß von Netto-Markendiscount (35.549 Stimmen/27,5 Prozent)
Platz 2: Becel pro.activ von Unilever (28.686 Stimmen/22,2 Prozent)
Platz 3: Clausthaler von Radeberger (13.104 Stimmen/10,1 Prozent)
Platz 4: Landlust Mirabelle & Birne von Teekanne (7.877 Stimmen/6,1 Prozent)

Hipp bewirbt seine Instant-Tees als geeignet für Kleinkinder ab dem 12. Lebensmonat – trotz des Zuckergehalts von umgerechnet zweieinhalb Stück Würfelzucker pro fertiger 200-Milliliter- Tasse. Experten hingegen empfehlen, kleinen Kindern nur ungesüßte Getränke zu geben. „Zuckergranulat mit Wasser aufgegossen: Eltern ein solches Produkt für Kleinkinder zu empfehlen ist unverantwortlich und passt in keiner Weise zu dem so oft betonten Anspruch von Hipp, ,kindgerechte‘ und ,gesunde‘ Produkte anzubieten“, kritisierte Oliver Huizinga von foodwatch.

Bereits im Mai 2012 hatte foodwatch die Hipp-Tees kritisiert und eine E-Mail-Aktion an den Hersteller gestartet. Mehr als 10.000 Verbraucher beschwerten sich direkt bei Unternehmenschef Claus Hipp. Das Unternehmen kündigte daraufhin an, seine Zuckergranulat-Tees nicht länger als „Durstlöscher“ zu bewerben. In einer Antwort an Verbraucher bezeichnete sie Hipp stattdessen als „Genussmittel“, die „gut für die Seele“ der Kinder seien. Nach Bekanntgabe der Nominierung für den Goldenen Windbeutel versprach der Hersteller, die Produkte bis Ende des Jahres durch neue Produkte ohne Zuckerzusatz ersetzen zu wollen.

„Vom vermeintlich gesunden Durstlöscher zum Genussmittel für die Seele – diese bemerkenswerte Umdeutung zeigt, dass die Unternehmen offenbar nur durch den öffentlichen Druck der Verbraucher reagieren“, sagte Oliver Huizinga von foodwatch. Es sei richtig, die völlig überflüssigen und für Kleinkinder ungeeigneten Zuckergranulat-Tees aus dem Sortiment zu nehmen. Inwieweit die Nachfolgeprodukte dem Hipp-Anspruch von „kindgerechten“ und „gesunden“ Produkten genügen werden und ob der Protest wirklich einen Fortschritt für die Verbraucher bringt, lasse sich jedoch noch nicht beurteilen: Das Unternehmen hat die Zusammensetzung der Ersatzprodukte noch nicht bekannt gegeben. „Eigentlich gibt es keine Notwendigkeit, andere Produkte zu entwickeln, denn Hipp hat geeignete Kleinkind-Getränke längst im Sortiment: die guten alten Teebeutel“, so Oliver Huizinga. Bis zur Markteinführung der Ersatzprodukte will Hipp seine Zucker-Instant-Tees offenbar weiterhin wider besseres Wissen im Kleinkind-Sortiment und mit der Empfehlung ab dem 12. Lebensmonat verkaufen.

Die Wahl zum Goldenen Windbeutel lief vom 22. Mai bis zum 18. Juni 2012 auf www.abgespeist.de
foodwatch vergab den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres bereits zum vierten Mal. 2011 wählten die Verbraucher die „Milch-Schnitte“ von Ferrero zum Windbeutel-Sieger, 2010 erhielt die Molkerei Zott die Negativ-Auszeichnung für ihren „Monte Drink“, 2009 Danone für seinen probiotischen Joghurt „Actimel“.

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