Beeren haben es in sich und sind bei genauem Hinsehen noch vielseitiger als die meisten von uns denken. Denn so manche Beere ist gar keine Beere – dafür hingegen so manches Gemüse. Um der Verwirrung ein Ende zu bereiten, hat sich Deutschlands bekannteste Obst- und Gemüsekampagne „5 am Tag“ auf Beerensuche gemacht und Erstaunliches entdeckt.
Das Warten hat ein Ende – die Beerensaison startet und Kinder- und Erwachsenenherzen schlagen höher: Erdbeerkuchen mit Sahne, Himbeeren frisch aus der Hand, selbst gemachte Johannisbeermarmelade und viele andere Leckereien bieten Gaumenfreude pur. Doch Moment mal: Sind die Beeren, die wir über alles lieben, botanisch gesehen überhaupt welche?
Erstaunlich: Lieblingsbeeren, die keine sind
Erdbeeren und Himbeeren – die bekanntesten und beliebtesten Beeren hierzulande – sind leider gar keine Beeren, zumindest streng botanisch gesehen. Die Erdbeere ist eine Sammelnussfrucht, die kleinen Nüsschen sind die hellen Punkte, die auf Erdbeeren deutlich zu sehen sind. Die Himbeere und Brombeere wiederum zählen zu den Sammelsteinfrüchten. Echte Beeren sind hingegen Johannis-, Stachel- und Blaubeeren. „Für Botaniker sind Beeren Saftfrüchte, die sich aus einem einzigen Fruchtblatt entwickeln und in reifem Zustand noch eine komplette Fruchtwand haben“, erläutert Dr. Reinhard Schmidt vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt.
Verblüffend: Echte Beeren als Gemüse
So manches Gemüse zählt deshalb – zumindest botanisch gesehen – zu den Beeren, zum Beispiel Tomaten, Paprika und Auberginen. Echte Beeren sind im Übrigen auch nicht immer weich: Gurken und Kürbisse zählen wegen ihrer härteren Schale zum Beispiel zu den sogenannten Panzerbeeren. „Fragen Sie doch einmal Freunde und Bekannte, ob es möglich ist, die von Experten empfohlenen zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse am Tag nur mit Beeren abzudecken. Dass das geht, wissen die wenigsten“, schmunzelt Dr. Schmidt.
Vielfältig: Formen und Farben
Beeren sind übrigens nicht immer rund und glatt. „Eine Beere, die wahrscheinlich kaum jemand als solche bezeichnen würde, ist die Banane. Und auch die etwas haarigen Kiwis oder die bis stark runzeligschaligen Avocados würden viele spontan nicht zu den Beeren zählen, obwohl sie dazu gehören“, so Dr. Schmidt weiter.
Doch warum heißen die ganzen falschen Beeren „Beeren“, wenn sie doch gar keine sind? „Viele echte Beeren haben eine runde Form und eine kräftige Farbe, daher wurden im Volksmund auch ähnlich aussehende unechte Beeren als Beeren bezeichnet. Die botanische Herangehensweise ist für die meisten Laien ja weniger interessant“, vermutet Dr. Schmidt.
Trendig: Lecker, kalorienarm und gesund
Wenn die botanische Bezeichnung also nur Schall und Rauch ist, wie sieht es mit den Inhaltsstoffen aus? „Die von Verbrauchern gemeinhin als Beeren bezeichneten Früchte – egal ob echt oder unecht – sind echte Fitmacher. Sie enthalten viele Vitamine und Mineralstoffe und sind sehr ballaststoffreich, also gut für die Verdauung. Trotz des süßlichen Geschmacks sind sie zudem kalorienarm. Die roten und blauen Beeren enthalten Anthocyane. Diese Farbstoffe bekämpfen freie Radikale und schützen so unsere Körperzellen“, erläutert Professor Dr. Bernhard Watzl vom Max-Rubner-Institut in Karlsruhe.
100 Gramm Erdbeeren decken zum Beispiel 57 Prozent der empfohlenen Tageszufuhr eines Erwachsenen an Vitamin C, außerdem enthalten Erdbeeren das Vitamin Folat sowie die Mineralstoffe Kalium, Magnesium und Kalzium. Aber auch die genannten echten Gemüsebeeren sind in puncto Inhaltsstoffe nicht zu verachten. Deshalb: Egal, ob echte oder unechte Beeren, ob beeriges Obst oder Gemüse – wenn die Früchte bei uns frisch vom Feld zu haben sind, heißt es einfach nur „Ran an die Beeren“.
Extratipp:
Erdbeerjoghurt – am besten selbstgemacht
Naturjoghurt mit frischen Erdbeeren ist in der Beerensaison eine vitaminreiche Alternative zu fertigem Erdbeerjoghurt aus dem Kühlregal. Dieser enthält kaum Früchte, den Geschmack bringen hier zugesetzte Aromen.
Ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich: Fruchtzubereitung beinhaltet das verarbeitete Obst plus Zucker und andickende Zutaten wie zum Beispiel Stärke. 25 Prozent Fruchtzubereitung heißt deshalb nicht, dass ein Viertel des Joghurts aus frischen Früchten besteht.
Auch bei den Aromen lohnt sich das genaue Lesen: Nur wenn „natürliches Erdbeeraroma“ aufgelistet ist, kommt das Aroma tatsächlich fast komplett aus Erdbeeren. Hinter „natürlichem Aroma“ verstecken sich Aromen pflanzlicher oder tierischer Herkunft – welche, bleibt der Fantasie des Verbrauchers überlassen. Steht auf der Zutatenliste nur das Wort „Aroma“, wurden nur synthetische Geruchs- und Geschmackstoffe verarbeitet.