Kulinarische Notizen aus Berlin

Wir hatten das Vergnügen, die deutsche Hauptstadt zu Weihnachten zu besuchen – kulinarisch war viel Blendwerk vorhanden

Zum Start besuchten wir das Ferrara im vornehmen Villenvorort Schlachtensee. „Eine italienisches Ristorante“ mit italienischen Menschen, die dort arbeiten. Ich mag nicht Kellner sagen, weil offenbar selbst die grundlegenden Servierregeln nicht bekannt waren. Serviert wurde von allen Mitarbeitern ohne Not meist von einer einzigen, beliebigen Stelle am Tisch. Getränke wurde nach Gusto des Kellners irgendwo auf dem Tisch abgestellt.
Der Laden war ziemlich voll, die Preise für Berlin etwas hoch (Zehlendorf!), das Publikum eher gediegen.
Als Vorspeise hatten wir ein Vitello Tonnato, das lecker aber sehr wenig war (9,50 Euro). Die Seezunge mit Gemüsen war tadellos, hätte etwas besser filetiert werden können (23,50 Euro). Die Pasta – Tagliolini (14 Euro) – war zerkocht, „Isse mit Eiernudeln, das macht man so in Italia, Signore,“ flötete der Kellner erklärend. Die Leber (16,50 Euro) venezianische Art war lieblos zubereitet – so geschmacksneutral hatte ich sie selten in Berlin gehabt – und das Milanese Schnitzel für Junior war ein fetttriefendes, riesiges Stück Fleisch mit vielen Pommes serviert. Ohne Salat, ohne irgendetwas Gesundes. Aber mit 6,50 Euro für das viele Fleisch und die doppelte Portion Pommes eher günstig.
Das Pelligrino hatte NULL Kohlensäure. Der Kellner erklärte, es müsse so sein („Pelligrino hat wenig Gasz, Signore“) und weigerte sich standhaft, selber zu probieren. Er brachte aber eine neue Flasche: „Und – isse genauso, nicht? Pelligrino hatt gaanz wenig Gasz“. Die 2. Flasche war normal.

100 Euro Zeche – schlecht ernährt – schlampige Küche – schlecht ausgebildete, falsch belehrende Kellner, da muss man nicht wieder hin.
Ferrara – Restaurante – Bar – Cafe
Breisgauer Str. 14
14129 Berlin
Wer trotzdem hin will, kann hier reservieren: 030 – 81.05.40.60

Ganz anders und richtig lecker war dagegen das Aroma in der Charlottenburger Kantstr. 35. Ein Chinese, der meist vollbesetzt mit Chinesen und Vietnamesen ist. Wir speisten Dim Sum, die Hongkonger Qualität hatten. Frisch gemacht und wirklich überzeugend. Originell waren die Entenflossen.
Zu Zweit zahlten wir 26 Euro und waren glücklich
Aroma, Kantsr. 35, 10625 Berlin, Tel.: 030 – 3759.1628 – geöffnet bis 3 Uhr nachts (nachts kommt das Personal aus den anderen China Restaurants zum Essen)

Berlin hat sowieso sehr starke, authentische China-Restaurants. Mich wundert’s, dass der GM noch keinen Liebling entdeckte.
Weitere Top Chinesen:
Selig, Kantstr. Ecke Krumme Str. – nordchinesisch
Good Friends, Kantstr. Ecke Schlüterstr. – kantonesisch
TianFu, Uhlandstr. zw. Hohenzollerndamm und Lietzenburger – Szechuan
Pizza ist einfach ein leckeres Gericht. In Berlin ist seit je her das Stück Pizza vom Blech beliebt (1 Mark Pizza). Mittlerweile kostet die Pizza keine Mark mehr, sondern 3,50 DM (=1,80 Euro) und ist bei der „Salumeria Pizza Pasta“ im Untergeschoss der Potsdamer Platz Arkarden Weltklasse. Man steht zusammen mit italienischen Touristen an einem langen Stehtisch. Diese Italiener behaupten die Pizza sei besser als zu hause, das Bier sowieso und billiger ist auch alles. Berlin macht glücklich!

In Zehlendorf, genauer gesagt in Nikolassee, liegt der beste Grieche der Stadt, verriet mir eine liebe Freundin. Genauer gesagt ist es kein Grieche, sondern ein mediterranes Restaurant. Es ist die Taverne Pikilia – www.pikilia.de . Hier fiel eigentlich auf, dass die Tellerträger extrem freundlich gewesen sind, aber vom Servieren auch keine Ahnung hatten („Reichen Sie mal durch, bitte“). Preise sind eher gehoben, die Qualität der Speisen war im großen und ganzen okay, teilweise auch schlampig zubereitet. Gemüse war zerkocht. Das Souvlaki vom Kinderteller war so lange gebraten, das es staubtrocken war. Das muss nicht sein.
Auch hier der Kinderteller nur Fleisch und Pommses. Zehlendorfer Kinder müssen schwer übergewichtig sein!
Es war übermäßig warm in diesem Restaurant, sehr laut und eng. Es ist für einen Griechen nicht schlecht, aber auch nicht wirklich der Hit! Kein Grund nochmal nach Zehlendorf zu fahren.

Nie was falsch macht man, wenn man im Borchardt ein Wiener Schnitzel isst. Die Bedienung – in unserem Fall Rebecka – ist perfekt – eine wahre Freude. Da kann sich Zehlendorf gleich ein paar Scheiben abschneiden. Das Wiener Schnitzel ist wie es sein soll. Es kostet in der riesigen Standardversion 21 Euro und als „kleines“ Schnitzel 14 Euro. Die Literflasche Badoit wird mit 8 Euro in Rechnung gestellt. Das Publikum ist berlinisch bunt gemischt. Von der westdeutschen Spiesserfamilie bis zu Politikern und Schicki-Mickis.
Man geht beim Borchardt glücklich nach Hause!
Unbedingt abends reservieren: Tel.: 030 – 8188.6262
Französische Strasse 47 am Gendarmenmarkt

Wer es gediegener mag, geht auf der anderen Seite des Platzes zu Kolja Kleeberg ins VAU. das ist ein Spitzen-Sternerestaurant, wo man nichts verkehrt machen kann! http://kolja-kleeberg.de/

Gans lecker and ganz draussen
In Zossen (Brandenburg) kocht der junge Daniel Reuner bio-dynamisch und lecker. Das preiswerte Landgasthaus an der B96 ist immer gut besucht und einen Stop wert. Sehr preiswert! 10 Minuten von Lichtenrade entfernt. www.hotel-reuner.de

Am besten schmeckte uns die Kürbiscremesuppe, Rehkeule mit handgeschabten Spätzle, Rotkohl, Birne und Preiselbeeren und anschließendem Mouse au chocolate bei unser lieben Freundin Grete aus Österreich. Das war eine private Einladung. Da können Sie leider nicht hingehen!

Demnächst werden wir die besseren Restaurants in Berlin besuchen!

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