Sprit ist nach wie vor sehr teuer. Und: Diesel kostet erstmals seit 2008 wieder mehr als Eurosuper. Internationale Preissenkungen auf den Ölmärkten werden nicht ausreichend an die Konsumenten weitergegeben. Das zeigt die aktuelle AK Treibstoffpreis-Analyse bei knapp 1.500 Tankstellen in Österreich. Die AK hat vor dem Winterreiseverkehr die Autobahntankstellen genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Tanken an Autobahntankstellen ist viel teurer als an Straßentankstellen. Es gibt mehrheitlich Einheitspreise auf den Autobahnen. Wo bleibt der Wettbewerb, fragt die AK.
Diesel ist an den Autobahntankstellen um neun Prozent (13 Cent pro Liter) teurer als im österreichweiten Durchschnitt, Eurosuper um 14 Prozent (19 Cent pro Liter). Die Preisaufschläge an Autobahntankstellen verglichen mit Straßentankstellen sind in Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg am größten. Das bedeutet: Sprit ist auf der Westautobahn extrem kostspielig. Besonders problematisch: Die Autobahntankstellen haben mehrheitlich Einheitspreise. Auf der Westautobahn hatten zum Erhebungszeitpunkt elf von 13 Tankstellen denselben Preis, auf der Inntalautobahn waren es fünf von sechs Tankstellen, und auf der Tauernautobahn hatte nur eine einzige von sechs Tankstellen einen abweichenden Dieselpreis. „Das ist ein Indiz dafür, dass es an Autobahntankstellen beim Wettbewerb mehr als mangelt“, sagt AK Energie-Experte Dominik Pezenka.
Zur Verdeutlichung: In Österreich gibt es insgesamt 89 Tankstellen auf Autobahnen und Schnellstraßen, aber nur vier Mineralöl-Unternehmen sind dort präsent. Die OMV verfügt über 28 Standorte, ENI/Agip hat 22 Standorte, Shell hat 20 und BP hat 19 Standorte.
Diesel ist teurer als Eurosuper: „Die Dieselpreise sind auf der Überholspur“, so Pezenka. Diesel verteuerte sich im Jahresvergleich um knapp 21 Prozent (plus 24 Cent pro Liter). Damit ist Diesel erstmals seit dem Rekordsommer 2008 wieder teurer als Eurosuper. Die Eurosuperpreise stiegen im Jahresvergleich um zwölf Prozent (plus 15 Cent pro Liter).
Im Vergleich zum Vorquartal (September 2011) ist der Preis für Eurosuper nur leicht gefallen und der Preis für Diesel um 4,3 Prozent gestiegen. „Und das, obwohl der Ölpreis im selben Zeitraum um 9,5 Prozent gefallen ist“, betont Pezenka. „Die Preissenkungen auf den internationalen Ölmärkten werden somit bei Eurosuper nur unzureichend und bei Diesel überhaupt nicht weitergegeben.“
AK Tipp, um den teuren Preisen auszuweichen: Diskonter sind wie gewohnt billiger – österreichweit allerdings nur um durchschnittlich ein Cent pro Liter günstiger als die Markentankstellen. Je nach Diskonter und Lage können die Preisunterschiede aber sehr hoch sein. „So ist etwa ein Diskonter im ersten Bezirk in Wien bei Eurosuper um satte 25 Cent pro Liter günstiger als eine Markentankstelle in der Nähe. Beim Volltanken, also 60 Liter, kann sich ein Autofahrer rund 15 Euro beim Diskonter sparen“, rechnet Pezenka vor.
Preistreiberei bei Sprit prüfen!
Tumpel: Wettbewerb versagt! Sprit an Autobahntankstellen extrem teuer – das muss geprüft werden
Schluss mit der Preistreiberei beim Spritpreis durch die Mineralölunternehmen: „Die Ölpreise sind deutlich gesunken. Die Autofahrer müssen die Preissenkungen auf den internationalen Ölmärkten auch im Geldbörsel spüren. Die Preise müssen runter“, fordert AK Präsident Herbert Tumpel. Außerdem krankt der Wettbewerb an den Autobahntankstellen, wie die AK Treibstoffpreis-Sonderauswertung zu den Autobahntankstellen zeigt. Tumpel fordert: „Die Bundeswettbewerbsbehörde muss rasch den Treibstoffmarkt prüfen und mögliche Wettbewerbsverzerrungen bekämpfen.“
Konkret verlangt die AK:
+ Die Bundeswettbewerbsbehörde soll rasch den österreichischen Treibstoffmarkt unter die Lupe nehmen und mögliche Wettbewerbsverzerrungen bekämpfen – beim Mineralölmarkt im Allgemeinen und bei den Autobahntankstellen im Speziellen. „Vor allem Dieselfahrer trifft der aktuelle Preisanstieg besonders hart. Im Jahresvergleich haben Dieselfahrer mit jährlichen Mehrkosten von rund 250 Euro bei einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometer zu rechnen“, kritisiert Tumpel.
+ Info-Angebote der Asfinag und mehr Konkurrenz: Bereits im Sommer bestätigte Asfinag-Vorstand Schierhackl die Kritik der AK, dass die Preise an Autobahntankstellen zu hoch seien. Die Asfinag soll bei der Standortvergabe darauf achten, dass die Konkurrenz und Markenvielfalt auf den österreichischen Autobahnen ausgebaut wird. Derzeit sind dort nur vier Marken vertreten. Andererseits sollte die Asfinag Informations-Angebote einführen, damit KonsumentInnen die Preise an den Autobahntankstellen leichter vergleichen können. Das könnten beispielsweise Preisinformationen via Navigationssystem oder Smart Phone sein.
+ Spekulationen unterbinden: Die Regierung muss sich auf EU-Ebene für Maßnahmen gegen Spekulationen auf den Rohstoffmärken einsetzen, vor allem auf dem Ölmarkt.
+ Sprit-Preisbildung untersuchen: Die EU-Kommission muss die Preisbildung beim Rohöl und Sprit prüfen. Die AK hat die EU schon wiederholt aufgefordert, den europäischen Mineralölmarkt zu untersuchen.