Dr. Peter Peter

Suppen & Eintöpfe so spannend wie nie zuvor

Auf der FOOD & LIFE 2011 wird dem Thema Suppen & Eintöpfe der rote Teppich ausgerollt. Die besten Suppenrezepte, die Hobbyköche im Rahmen eines Kochwettbewerbs im Vorfeld der Messe eingereicht haben, werden am Samstag, den 3. Dezember 2011, auf der Showbühne prämiert. In der Jury sitzt unter anderem Kulinaristik-Experte, Buchautor und Restaurantkritiker Dr. Peter Peter. Im Interview verrät er, warum Suppen und Eintöpfe so vielfältig und aus unserer Esskultur nicht wegzudenken sind.

Herr Peter, in Ihrem Buch „Kulturgeschichte der deutschen Küche“ schreiben Sie, dass Deutschland eine der aufregendsten kulinarischen Nationen ist. Was macht die deutsche Küche so spannend?
Peter: Deutschlands Küche ist unglaublich vielseitig. Sie reicht von der gutbürgerlichen bis zur abwechslungsreichen Regionalküche. Renkenmatjes von der Insel Frauenchiemsee, weiße Teltower-Rübchen aus Berlin, norddeutsches Sauerfleisch von der Ente oder die Frankfurter grüne Sauce sind nur einige Beispiele dieser wunderbaren regionalen Küchenschätze. Deutschlands kulinarisches Erbe ist großartig und das macht die Gastronomie hierzulande so spannend.

Vom vollwertigen Gericht in früheren Zeiten bis hin zum Imbiss in modernen Suppenbars: Die Suppe hat Deutschlands Esskultur stark geprägt und erlebt heute eine Renaissance. Woran erkennt man das?
Peter: Schauen Sie sich alte Bilder von Wilhelm Busch an, auf denen Bauernfamilien am Mittagstisch sitzen und ihre Suppe löffeln. Die Suppe war früher ein gestrecktes Essen, das lange ausreichen musste und nicht immer gutes Ansehen hatte. Dieses Bild hat sich sehr stark gewandelt. Die Suppe ist als feminines Essen wieder sehr chic geworden – ein Trend mit Diät-Charakter, wie zum Beispiel beim Businesslunch: Statt für Sandwiches, Pizza oder andere Snacks entscheidet man sich heute für eine gesunde Suppe.

Was macht die Suppe des 21. Jahrhunderts aus?
Peter: Die Zutaten werden nicht mehr durchgekocht wie früher. Man verwendet frische Produkte und Kräuter. Die Geschmäcke sind intensiver und vielfältiger. Heute sind – nach dem amerikanischen und asiatischen Vorbild – die sogenannten „Soupbowls“ angesagt. Eleganz kommt in den Suppentopf. Die Suppen werden nicht mehr einfach gelöffelt, sondern das ästhetische Vergnügen spielt beim Genuss eine wichtige Rolle.

Internationale Suppen haben schon längst in Deutschland Einzug gehalten. Die einheimischen Rezepte werden heute mit exotischen Zutaten verfeinert. Woher kommt dieser internationale Einfluss?
Peter: Vor 60 Jahren schwärmte man von der ungarischen Gulaschsuppe oder der serbischen Bohnensuppe. Heute haben die Trendsetter London und New York einen sehr starken Einfluss auf unsere Essgewohnheiten. Die Suppenbars, so wie wir sie in Deutschland heute kennen, gibt es dort schon viel länger. Die Kürbissuppe, die hierzulande fast vergessen war, wird in England schon seit über 20 Jahren mit Ingwer verfeinert.

Wohin, glauben Sie, geht der Trend?
Peter: Ich glaube, dass die Rezepte noch internationaler und kreativer werden und dass immer wieder mal ganz traditionelle deutsche Suppen serviert werden – aber meist vegetarisch.

Gibt es Klassiker oder Familienrezepte, die heute noch „in“ sind?
Peter: In der Nachkriegszeit hatte die Suppe kein gutes Ansehen, weil sie mit dem Altdeutschen verbunden war. Deshalb geriet vieles in Vergessenheit. Viele Leute machen tolle Suppen, aber wer kocht noch eine Leberknödelsuppe selbst? Die traditionellen Suppen werden eher im Wirtshaus oder in den Berghütten gegessen. Dort sind sie nach wie vor ein Renner! Allgemein sind aber hausgemachte Suppen wieder angesagt.

Was ist Ihre Lieblingssuppe?
Peter: Es gibt eine ausgefallene Suppe aus Hamburg, die ich am liebsten esse und die ziemlich exotisch ist: die sogenannte Altländer Hochzeitssuppe. Hierfür werden Petersilienwurzel, Rindfleisch, Markknochen, Eigelb, Rosinen, Muskat und Ingwer verwendet. Ich finde es faszinierend, welchen Geschmacksreichtum sich mit Gewürzen erzielen lässt. Ansonsten bin ich ein großer Fan der ganz klassischen österreichischen Suppenküche. Ich selbst koche gerne schlichte Suppen, die ich mit ein paar frischen Kräutern verfeinere. Und wenn ich Spargel koche, mache ich aus dem Spargelwasser immer eine Suppe daraus.

Sie sind zu Gast auf der FOOD & LIFE in München. Welche Botschaft möchten Sie Messebesuchern mit auf dem Weg geben?
Peter: Sie sollen an der kulinarischen Emanzipation teilnehmen! Denn es macht viel mehr Spaß, selbst zu kochen und neue Rezepte auszuprobieren, als sich mit Fertiggerichten einzudecken. Und der Geldbeutel wird dabei geschont.

Auf der FOOD & LIFE finden Hobbyköche die passenden Zutaten für die Gaumenfreude zu Hause. Über 150 Aussteller präsentieren ihre regionalen Küchenschätze und geben Auskunft über deren Herstellung. Außerdem zeigen Spitzenköche auf der Aktionsbühne, wie diese Produkte zeitgemäß und einfach zubereitet werden. Weitere Informationen und Tipps zum Thema Suppen und Eintöpfe – ob bodenständig oder als neu interpretierter Klassiker – gibt es auf der Aktionsbühne am Samstag, den 3. Dezember, um 13 Uhr („Pichelsteiner Eintopf – ein handfester Geselle aus Niederbayern“) und am Sonntag, den 4. Dezember, um 14 Uhr („Alles bio – Pot au feu von Seefisch und Muscheln“).

Die FOOD & LIFE ist Mittwoch bis Samstag von 10 bis 20 Uhr, Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Messebesucher können ihre Tickets ab sofort übers Internet erwerben und dabei zwei Euro sparen. Weitere Informationen unterwww.food-life.de

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