Wie der Tee in den Teebeutel kommt

Da sitzt man morgens wie immer am Frühstückstisch, beobachtet den Teebeutel in der Tasse, sieht, wie sich das Wasser färbt, lässt ihn abtropfen, legt ihn beiseite, genießt entspannt – und fragt sich ganz plötzlich: Wie in aller Welt ist der Tee eigentlich in den Beutel gekommen? Wer das jetzt endlich mal ganz genau wissen will, sollte uns nach Buchholz begleiten. Denn dort steht eins der größten teeverarbeitenden Werke Deutschlands. Es verpackt Tees der Marken Meßmer und Milford im Vertrieb der Ostfriesischen Tee Gesellschaft. Insgesamt 18 Millionen Beutel – am Tag! Rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dafür im Einsatz. Der Produktionsprozess läuft rund um die Uhr.

Von Big Bags zu praktischen kleinen Beuteln
Angeliefert wird die wertvolle Rohware in Teesäcken. Daraus entstehen die feinen Mischungen stets gleichbleibender Qualität, die in großen Ballen abgefüllt werden. In der Welt der Tees gilt dafür natürlich eine englische Bezeichnung: Big Bags nennt man sie international. Je nach spezifischem Gewicht der Teesorte wiegt solch ein Big Bag 400 bis 900 Kilogramm. Wenn die Ware in die Produktion gelangt, fehlen allerdings immer etliche Gramm. Aus dem Inhalt jedes Teesacks und aus jedem Big Bag werden nämlich erst einmal Proben gezogen: für Geschmackstests der Tea-Taster, für die Qualitäts-prüfung und für Laborkontrollen nach genauem Prüfplan. Der Rest kommt erst mal ins Lager. Damit der gute Geschmack auch beim Lagern nicht beeinflusst wird, gibt es übrigens eine strenge räumliche Trennung: Der Schwarztee wird separat gelagert. So ist sichergestellt, dass Kräuteraromen wie zum Beispiel Pfefferminze nicht auf den Schwarztee übergehen können.

Apropos Schwarztee und feine Mischung: Der Schwarztee wird anders als die Kräuter- und Früchtetees erst hier vor Ort „komponiert“. „Das ist wie bei anderen edlen Produkten, wie zum Beispiel bei einem Blended Scotch oder bei einer Champagner-Cuvée“, erläutert uns Werksleiter Andreas Rippstein: „Wenn man mit natürlicher Rohware aus unterschiedlichen Ernten und Partien immer denselben gewünschten Geschmack erzielen will, muss man gekonnt „mischen“. Dieses Mischen, in der Fachsprache Blenden, ist regelrecht eine Kunst.“

Kunstvoll mag dem Besucher auch erscheinen, wie die fertigen Blends dann in den Beutel gelangen. Die Teeblättchen werden in einer großen Maschine in exakten Portionen auf spezielles Filterpapier gegeben. Es wird zugeschnitten und so gefaltet, dass zwei mit Blättchen gefüllte Kammern entstehen. Die kleine Tüte kommt nun in eine Art Nähstation: Eine Nadel vernäht sie mit einem Stück Baumwollfaden, an dessen anderes Ende näht sie das Etikett. Das Ganze geschieht in Rekordzeit: 350 Doppelkammerbeutel schafft die clevere Technik in der Minute. Und insgesamt können in der leistungsfähigen Werksanlage bis zu 44 unterschiedliche Sorten von Schwarz-, Grün-, Früchte- und Kräutertees gleichzeitig verarbeitet werden.

Nur erste Güte darf dabei in die kleine Filterpapiertüte: Jeder Produktionsauftrag an eine Maschine muss von der Qualitäts-sicherung und von zwei weiteren Experten abgezeichnet werden. Allein die feineren Blätter haben die richtige Größe für die Beutel. In Deutschland wird innerhalb des Produktionsprozesses Teestaub restlos abgesaugt. „Staub würde durch die Poren des Filterpapiers gehen und sich in der Packung absetzen“, erklärt Andreas Rippstein.

An dieser Stelle ist ein kleiner Ausflug in die Teeherstellung ganz nützlich: Loser Tee und Teebeutel-Tee unterscheiden sich allein hinsichtlich ihrer Blattgröße als Ergebnis der Blattsiebung bei der traditionellen Art der Teeherstellung. Diese besteht aus fünf Arbeits-schritten und liefert etwa ein Kilogramm fertigen Tee aus vier Kilogramm gepflückten Blättern. Nach dem Pflücken wird die Ernte in der Fabrik zum Welken ausgebreitet. Die Blätter verlieren dabei etwa 30 Prozent ihrer Feuchtigkeit und werden geschmeidig. Beim nächsten Schritt, dem Rollen, werden die Blätter an der Oberfläche aufgerissen, so dass ihr Zellsaft in Verbindung mit dem Sauerstoff der Luft tritt. Durch diesen natürlichen Oxidationsprozess (enzymatische Oxidation), Fermentation genannt, erzielt der Tee seine kupferne Farbe und verändert sein Aroma. Durch Trocknung verliert der Tee den Großteil seiner Feuchtigkeit. Bevor der Tee versandfertig in die Transportverpackung kommt, wird er nach den unterschiedlichen Blattgraden sortiert: Dabei erhält man zum Beispiel Ganzes Blatt, Broken und Fannings für Teebeutel.

Genuss am zarten Faden: Eintauchen und Tee trinken
Nach Fertigstellung können die Teebeutel weiter verpackt werden: erst in Kuverts, dann in Faltschachteln, schließlich in Umkartons. Die werden auf Paletten gestapelt, und diese Paletten treten dann sicher ummantelt die Reise in den Handel an, bis am Ende eine Packung Tee mit der Lieblingssorte zu Hause landet. Wo man die kleinen Beutel, die mit so viel großartigem Aufwand entstanden sind, mit kräftig sprudelndem Wasser überbrüht und sich auf diesen besonderen Genuss freut.

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