Weniger Lebensmittel wegwerfen – mit gutem Beispiel voran

Kleine Leuchttürme vor Ort

Bis zu zwei Prozent der Lebensmittel im Supermarkt gehen „durch Bruch und Verderb“ verloren hat der Bundesverband des Deutschen Lebensmitteleinzelhandels errechnet. Bei Obst und Gemüse zwischen drei und fünf Prozent und bei Brot- und Backerzeugnissen sollen es sogar bis zu zwölf Prozent sein. Bei einem Jahresumsatz von rund 150 Milliarden Euro kommt da schon Einiges zusammen. Es gibt aber Läden, die dieses Problem besser im Griff haben.

Containerweise Abfall und Müll von Lebensmitteln ist im Edeka-Markt bei Theo Schüren in Bonn Fehlanzeige. Eine einzige Hausmülltonne findet sich in seiner „Müllsortierungsecke“ neben Bergen von gepressten Kartons und dem Leergut. Wie geht das?

„Es hat uns immer schon widerstrebt Obst und Gemüse wegzuwerfen. Und bei anderen leicht verderblichen Produkten ist das genauso“, erklärt der Betriebsinhaber seinen persönlichen Einsatz und den seiner Mitarbeiter. Bei ihm wird alles Obst und Gemüse, das am Verkaufstag liegen geblieben ist, verwertet. Mehrere Damen aus der Nachbarschaft kochen für den circa 600 Quadratmeter großen Edeka-Markt Marmeladen und Gelees aus überzähligen Früchten. Zwei Mitarbeiterinnen bereiten jeden Tag zwei wechselnde Gerichte (ca 30 Portionen) aus dem Gemüse zu, das nicht verkauft wurde. So finden sich in der Kühltheke leckere Sachen wie hausgemachter Grünkohl mit Beilage oder auch Möhrengemüse nach Hausmacherart oder Suppen.

Auch hausgemachte Salate bietet der Markt täglich an, die auf das abgestimmt werden, was gerade anfällt. Gemüseabschnitte oder Außenblätter werden von Kaninchenbesitzern abgeholt, so dass wirklich nichts übrig bleibt. Im Molkereiprodukte-Regal findet sich ständig eine Ecke mit Produkten kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums. „Es gibt Kunden, die immer zuerst dort nachsehen“, berichtet Theo Schüren und weil das so ist, ist die Ecke auch oft leergefegt. „Wenn wir Waren entsorgen müssen, dann sind es in der Regel die Rückrufe der Edeka-Zentrale.“

Schüren beklagt, dass vom Fleischlieferanten zu viel oder irrtümlich gelieferte Ware nicht im Geschäft in einer Sonderaktion vermarktet werden kann, sondern von diesem abgeholt und dann vernichtet wird. Molkereiprodukte kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums dürfen die Tafeln in den Geschäften nicht mehr abholen. Lediglich bei der Lieferzentrale könnten sie noch Waren bekommen.

Das gute Beispiel dieses Marktes ist aber nicht überall gerne gesehen. So berichtet der Betriebsinhaber, dass seine Praxis, Wurstenden und Fleischabschnitte an Heimtierbesitzer abzugeben, bei der jährlichen Hygiene-Inspektion immer zu Kritik führt. Die Kontrolleure bemängelten regelmäßig das Fehlen eines Abfallbehälters im Kühlhaus. Es gibt eben keinen, weil er nicht gebraucht wird und das ist doch eigentlich genau das, was überall sinnvoll wäre.
Britta Klein, www.aid.de

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