Das kanadische Pendant zu Oktoberfest und Karneval

Was für München das Oktoberfest und für Köln der Karneval, ist für Calgary die Calgary Stampede. Vom 8. bis 17. Juli 2011 herrscht Ausnahmezustand in Albertas bevölkerungsreichster Stadt: Für zehn Tage erwacht der Mythos des Wilden Westens, wenn Calgary zum Schauplatz der „Greatest Outdoor Show on Earth“ wird und die Calgarians ihre Cowtown-Vergangenheit feiern. Als eines der höchstdotierten Rodeos überhaupt lockt die Calgary Stampede jedes Jahr mehr als eine Million Zuschauer aus aller Welt an.

Den Auftakt des zehntägigen Spektakels markiert eine zweistündige Parade am 8. Juli, die von etwa 250.000 Zuschauern bejubelt wird. An der Spitze marschiert die preisgekrönte Calgary Stampede Showband, gefolgt von Pferden, Planwagen, Cowboys und First Nations-Gruppen. Das Zentrum der Festivitäten ist der Stampede Park südlich des Stadtkerns. Dominiert wird das Gelände vom Saddledome, einer riesigen Halle in Form eines Sattels, die 1988 für die Eishockeyspiele und Eislaufveranstaltungen der Olympischen Spiele gebaut wurde. Zur Calgary Stampede gehören neben Rodeo-Wettbewerben und Planwagenrennen auch ein Jahrmarkt, eine Landwirtschaftsausstellung sowie ein Dorf der First Nations, Bühnenshows, Konzerte und Tanzveranstaltungen. Besonders beliebt bei Besuchern und Einheimischen ist das kostenlose Pancake-Frühstück, das morgens an jeder Straßenecke serviert wird.

Die Calgary Stampede ist die größte Outdoor-Show der Welt und das höchstdotierte Freiluft-Rodeo überhaupt – das Preisgeld beträgt zwei Millionen Kanadische Dollar. Die kühnsten Rodeoreiter messen sich in verschiedenen Disziplinen, um sich für das Finale zu qualifizieren. Die besten vier erreichen den „Showdown Sunday“ (17. Juli) – der Sieger wird mit dem Hauptgewinn von 100.000 Kanadische Dollar belohnt.

Rodeo umfasst diverse Wettbewerbe. Eine klassische Disziplin ist das Bareback Bronc Riding, bei dem sich der Cowboy auf einem wild bockenden, ungesattelten Pferd halten muss. Beim Saddle Bronc Riding hingegen soll der Cowboy auf dem mit Sattel und Steigbügeln ausgerüsteten Pferd die Balance bewahren, ohne dabei aus den Steigbügeln herauszurutschen. Bull Riding gilt als die spektakulärste Rodeodarbietung, bei der sich der Reiter nur mit einer Hand am vorderen „Bullrope“ hält. Beim Calf Roping hat der Cowboy die Aufgabe, das mit einem Vorsprung losrennende Kalb mit dem Lasso einzufangen. Ist Steer Wrestling angesagt, starten Stier und Cowboy kurz nacheinander von einer Linie aus. Aus vollem Galopp stürzt sich der Reiter dann auf das Jungtier, um es umzuwerfen und zu fesseln. Die einzige Damendisziplin auf der Stampede ist das Ladies Barrel Racing, bei dem es mit schnellen, wendigen Pferden auf einen mit bunten Tonnen markierten Kleeblatt-Parcours geht. Ziel ist es, die Hindernisse bei diesem Zeitrennen nicht umzuwerfen.

Spannend sind auch die Chuckwagon Races (Planwagenrennen). Sie entwickelten sich aus den Postkutschenrennen und fanden zum ersten Mal 1923 statt. Jedes Team besteht aus einem Fahrer, vier Pferden und vier Begleitern. Vor dem Start wird der Wagen mit Zeltstangen und einem Herd beladen, die während des Wettbewerbs gut verstaut bleiben müssen. Der Wagen wird dann um einen in Achterform gelegten und mit Tonnen markierten Kurs gesteuert, bevor er über die eine halbe Meile lange Hauptstrecke jagt. Wer als Erster die Ziellinie überquert, hat nicht immer gewonnen, denn die Fahrer müssen 34 Strafen vermeiden, für die jeweils eine bis zehn Sekunden zur Gesamtzeit addiert werden.

Die erste Calgary Stampede wurde vom amerikanischen Rodeo-Cowboy Guy Weadick im Jahr 1912 organisiert. 40.000 Zuschauer besuchten die Veranstaltung, was ein großer Erfolg war, denn Calgary zählte damals nur 60.000 Einwohner. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Rodeo ausgesetzt, aber 1923 wieder aufgenommen und mit der großen jährlichen Landwirtschaftsausstellung zur Calgary Exhibition and Stampede zusammengelegt.

Tickets und Informationen zur Calgary Stampede unter www.calgarystampede.com

Neben der Calgary Stampede gibt es noch einige kleinere Rodeo-Veranstaltungen in der Provinz Alberta, wie etwa das Sundre Pro Rodeo vom 24. bis 26. Juni, die Ponoka Stampede vom 27. Juni bis 3. Juli und die Medicine Hat Stampede vom 27. bis 30. Juli.

Ideal kombinieren lässt sich ein Besuch der Calgary Stampede oder eines anderen Rodeos mit einem Urlaub auf einer der über 35 Guest Ranches in der Provinz. Das Angebot reicht dabei von geschichtsträchtigen alten Gebäuden bis hin zu modern ausgestatteten Unterkünften. Eine aktivere Variante ist ein Aufenthalt auf einer Working Ranch, wo es erwünscht ist, den Cowboys bei der täg­lichen Arbeit unter die Arme zu greifen. Eine Übersicht der Ranches in Alberta ist unter www.albertacountryvacation.com abrufbar.

Alberta, die Heimat der kanadischen Rocky Mountains, ist die viertgrößte Provinz Kanadas mit einem Gebiet von insgesamt 661.185 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von 3,5 Millionen Einwohnern. Alberta befindet sich im kanadischen Westen und ist eine der reichsten Provinzen des Landes. Mit der Kultur der First Nations, den UNESCO Weltkulturerben – Dinosaur Provincial Park, Head-Smashed-In Buffalo Jump, Banff-Jasper National Parks, Waterton Lakes/Glacier National Park und Wood Buffalo National Park – sowie den Weltstädten Calgary und Edmonton ist Alberta ein ganzjähriges Reiseziel. Alberta ist über die internationalen Flughäfen von Calgary und Edmonton erreichbar.

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