Cholesterinsenkende Lebensmittel sind zweifelhaft

Zweifel am Gesundheitsnutzen zugesetzter Pflanzenstoffe

Pflanzliche Sterine oder Phytosterole,
mit denen verschiedene Nahrungsmittel wie Margarine oder Milchprodukte
angereichert sind, haben nicht nur keinen nachgewiesenen Nutzen für die
Herzgesundheit, sondern könnten sogar negative Effekte haben. Bevor
Lebensmittel mit Phytosterolen empfohlen werden könnten, seien mehr Daten
zur Wirksamkeit und Sicherheit nötig, forderten Experten auf der 77.
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und
Kreislaufforschung (DGK) präsentiert wurden. Bis Samstag diskutierten in
Mannheim mehr als 7000 Teilnehmer aus rund 25 Ländern aktuelle
Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.

Ein Grund für den Zweifel der Wissenschaftler an der Sinnhaftigkeit von mit
Pflanzensterinen angereicherten Lebensmitteln: Es gibt keinen Nachweis dafür,
dass die mögliche cholesterinsenkende Wirkung der Phytosterole einen
messbaren Nutzen für die Herzgesundheit bringt. „Statine hemmen die HMG-
CoA-Reduktase, das Geschwindigkeits-bestimmende Enzym der körpereigenen
Cholesterinsynthese in der Leber und senken dadurch das Cholesterin im Blut.

Große klinische Studien haben bewiesen dass Statine das Risiko von
Herzkreislauferkrankungen senken“, sagte Dr. Oliver Weingärtner (Universität
des Saarlandes, Homburg/Saar). „Für das Konzept der
Cholesterinresorptionshemmung durch Nahrungsmittelsupplementation mit
Phytosterolen liegen dagegen keine belastbaren Studienergebnisse vor, die die
Wirksamkeit im Hinblick auf Patienten-relevante klinische Endpunkte wie zum
Beispiel Schlaganfall- oder Herzinfarktrisiko belegen.“

Tagesration 425 Tomaten, 150 Äpfel

Dazu kommt, so der Experte, ein Dosisproblem: „Soll durch Phytosterine aus der
Nahrung das Cholesterin tatsächlich um zehn Prozent reduziert werden, so wären
Mengen von zwei Gramm und mehr pro Tag nötig“, so Dr. Weingärtner. „Um das
über Obst und Gemüse zu erreichen, müssten beispielsweise 425 Tomaten, 150
Äpfel, oder 11 Tassen Erdnüsse am Tag verzehrt werden.“ Werde „Functional
Food“ mit solchen Mengen an Phytosterolen angereichert, entspreche dies nicht
dem Ansatz einer „gesunden Ernährung“, so Prof. Dr. Ulrich Laufs (Universität
des Saarlandes, Homburg/Saar): „Dann handelt es sich um eine Maßnahme, die
mit einem Medikament vergleichbar ist, und entsprechend sorgfältig muss man
damit umgehen.“

Mögliche Gesundheitsrisiken

Dies schon deshalb, weil eine Reihe von experimentellen und klinischen
Untersuchungen Hinweise liefern, dass Phytosterole, die sich im Körper ablagern,
möglicherweise sogar negative Effekte auf Herz und Gefäße haben könnten. Dazu
kommt, wie sich im Tierversuch gezeigt hat, dass sich die Pflanzensterine
dauerhaft im Gehirn – nämlich in der Lipidbasis von Zellmembranen – anlagern.
„Wegen der Hinweise auf Risiken und aufgrund eines fehlenden Beleges für eine
positive Wirkung sind vor einer Empfehlung von Lebensmitteln mit Phytosterolen
weitere Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit erforderlich“, so Dr. Weingärtner.

Weitere Informationen unter www.dgk.org

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