Boris Kasprik

Vom zarten Glanz der Sterne im Weissen Haus

Die erste Runde auf der Umlaufbahn der Köche hat Boris Kasprik hinter sich. Nach der
Ausbildung im Hamburger Jena Paradies steuerte er Sterne-Stationen in Brügge, Düsseldorf,
Paris und Tokio an, um dann schließlich wieder an der Elbe anzudocken, im Louis C. Jacob.

Von dort zog das inzwischen 26 Jahre alte Ausnahmetalent jüngst ein paar Seemeilen weiter
stromaufwärts in Das Weisse Haus: Jetzt kocht Kasprik am Museumshafen in Ottensen, und
Patron Christian Senkel sollte sich rühmen, die kulinarische Weiterentwicklung seines
Restaurants mit einem großen, konsequenten Schritt vorangetrieben zu haben.

Kasprik hat seine Gourmet-Lektionen in Brügge, Düsseldorf und Tokio gelernt
Als anspruchsvoller Feinschmecker mit Faible für zwanglos-herzliche Atmosphäre kommt
man an dem kleinen Restaurant nicht mehr vorbei. Kasprik hat seine (Drei-)Sterne-Lektionen
u. a. bei Geert van Hecke (De Karmeliet, Brügge), Jean-Claude Bourgueil (Im Schiffchen,
Düsseldorf) und in Tokio nicht bloß gelernt; sie sind ihm anspornende kreative Energie, und
er komponiert mit seinem Können und auf der Basis diverser Fortbildungen über moderne
Garverfahren eigene großartige Gerichte.

Auf der aktuellen kleinen Karte im Weissen Haus manifestiert sich das zum Beispiel in der
gebackenen Praline vom Kaninchen mit Waldpilzen und Zimtglace. Oder im zart
geräucherten Saibling mit seinem Kaviar, Meerrettich und kandierter Zitrone. Und – derzeit
am beeindruckendsten – im Heilbutt, der im Olivenmantel, mit geschmolzenen Tomaten und
Sauce Brandade serviert wird. Beste, eigengeschmacksintensive Zutaten sind
selbstverständlich; das Zusammenspiel der Aromen rund um den perfekt sous-vide-gegarten
Fisch ist ein atemberaubendes Erlebnis. Für den zartrosa gebratenen Hirschrücken gilt das
nicht minder; was dazu die Wintergemüse und der leichte Schokoladenjus am Gaumen
auslösen, entzieht sich der profanen Beschreibung mit Worten.

Auf das finale Lebkuchensoufflé zu verzichten wäre grob fahrlässig
Das Baukastensystem ermöglicht Zwei- bis Fünf-Gänge-Menüs (28 bis 51 Euro); in der
bestens bestückten Weinkarte finden sich perfekte Begleiter für jeden Gang.
Planungsgrundlage sollte immer das gehaltvolle Finale sein: Auf ein Lebkuchensoufflé mit
Fruchtpunschgranitée zu verzichten wäre grob fahrlässig. Aber vor dem Konsum des
famosen Desserts ist bei den Vorspeisen und Hauptgerichten unbedingt Mengendisziplin
angebracht.(Jörg Malke)

Das Weisse Haus Mo-Fr 12.00-15.00 und ab 18.00, Sa nur abends, 24./25.12. geschlossen,
26.12. ab 18.00, 31.12.-4.1. geschlossen, Neumühlen 50 (Bus 112, Fähre 62), Infos und
Reservierung unter T. 390 90 16 und www.das-weisse-haus.de

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