Pavel Pospisil

Über 50 Jahre am Herd! „Das schafft man nur mit Liebe zum Beruf“
Weltmeister-Koch Pospisil hat eigentlich alles erreicht – nun wird er auch mit der Meilleur-Ouvrier-Goldmedaille in Bühl ausgezeichnet
 

Symbolisch gesehen trägt Sterne-Koch Pavel Pospisil die Krone schon lange. In der „Krone“ in Bühl (vor den Toren Baden-Baden) schwingt der bekannte deutsch-tschechische Koch das Zepter mit seiner Frau Lenka im schönen Landgasthof schon seit geraumer Zeit. Und diese Küche wird wohl auch seine „letzte Wirkungsstätte“ sein, wie Pavel Pospisil im Kurz-Interview mit der Euro-Toques-Pressestelle formulierte. Schließlich müsse „ja irgendwann Schluss sein“, meinte Pospisil, der sich als Europäer sieht, und den es nach seiner imposanten Karriere als Koch in seine Wahlheimat Spanien zieht. Jedenfalls erhält Pospisil (67) am kommenden Samstag, 4. Dezember, für sein kreatives Wirken als Koch auf höchstem Niveau die Meilleur-Ouvrier-Medaille in Gold.
 

Hallo, Herr Pospisil, wir hoffen, wir stören Sie gerade nicht in Ihrer wohl verdienten Mittagsruhe…?(Wir erreichen Pospisil gegen 15 Uhr, nach der Stoßzeit in seinem Gourmet-Restaurant, Ehefrau Lenka stellte durch; Anm. d. Red.)
Pavel Pospisil: Hallo, naja, wenn Sie es so offen ansprechen – hatte mich gerade kurz abgelegt, aber ein bisschen Zeit nehme ich mir für Sie…
 

Am kommenden Samstag folgt eine weitere Auszeichnung. Sie haben bereits viel erreicht, einige Preise und Auszeichnungen erhalten, haben einst auch einen Michelin-Stern erhalten – wie viele Jahre kochen Sie bereits, und was bedeutet Ihnen die Auszeichnung mit der Meilleur-Ouvrier-Goldmedaille?
Nun, jede Auszeichnung ist eine Bestätigung für die eigene Arbeit. Es zeigt, dass ich etwas bewirkt habe, und ich also mit meiner Profession nicht ganz falsch gelegen bin…Die Meilleur-Ouvrier-Medaille sehe ich als Anerkennung meiner Tätigkeit, und natürlich für meine qualitativ hochwertige Küche. Ich koche bereits seit 1958, also seit über 50 Jahren.
 

Wollten Sie schon immer, also von Kindesbeinen an, Koch werden?
Nein, eigentlich wollte ich Maler werden. Es klappte eben nicht, und früher hat man noch mehr auf die Eltern gehört. Mein Vater wünschte sich, dass ich einen Beruf erlerne, mit dem ich auch ein bisschen Geld verdienen kann. Ich bin in den Beruf als Koch hineingewachsen – und kreativ ist er ja auch.
 

Das stimmt, was die Gäste und Experten ja auch Ihrer Küche nachsagen. Wie würden Sie Ihre eigene Küche beschreiben?
…als frische „Marktküche“. Die Kreation spielt natürlich auch eine kleine Rolle, aber meine Philosophie lautet: nicht mehr als drei Sachen auf dem Teller! Es kommt auf die Frische der saisonalen und regionalen Zutaten an.
 

Im Fernsehen boomen die Kochsendungen, Köche genießen Kultstatus, Sie selbst Herr Pospisil sind in Ihrer Heimat Tschechien auch als Berater und Fernseh-Kochexperte hin- und wieder tätig. Doch der Beruf des Kochs ist doch viel härter als viele vermuten. Welchen Tipp geben Sie den Auszubildenden und angehenden Köchen?
Auf keinen Fall den Beruf aus purer Langeweile aussuchen. Man muss sich für seinen Beruf interessieren, engagiert sein, und als Koch muss man auch stolz sein, verstehen Sie?, eine Art Berufsstolz oder Ehre entwickeln. Ja, und die Liebe zum Beruf. So viele Jahre wie ich als Koch schafft man nur mit Liebe zum Beruf.

Lassen Sie einmal bitte die 50 Jahre Ihres Tuns Revue passieren – bleibt Ihnen da ein absolutes „Highlight“ in bester Erinnerung?
Ja, ganz klar ist das der Gewinn des Taittinger Cups in Paris, ich glaube anno 1986. Ich durfte als junger Koch das deutsche Team vertreten – der Taittinger Cup ist wie eine Weltmeisterschaft der Nationen im Kochen. Und ich siegte für Deutschland… das bleibt wirklich in Erinnerung.
 

Fühlen Sie sich nun eher als tschechischer oder deutscher Staatsbürger?
Ich bin ja schon so lang hier – ich besitze beide Pässe. Muss Ihnen aber gestehen, dass ich mich eher als Europäer sehe. Ich verbringe außerdem viel Zeit in meiner Wahlheimat Spanien…wo es mich dann irgendwann auch hinziehen wird.
 

Das heißt also, Ihr Gourmet-Restaurant, die „Krone“ in Bühl, ist Ihre letzte Station?
…(überlegt kurz) Das kann man so sagen. Irgendwann muss ja schließlich Schluss sein. Es ist eine Kunst, den richtigen Absprung zu schaffen.
 

Herr Pospisil, wir danken Ihnen, dass Sie Zeit für uns hatten.
Das Interview führte Euro-Toques-Redakteur Giovanni Deriu
 

Infos zu Pavel Pospisil:
 

Auszeichnungen, darunter auch die Michelin-Sterne, hat Pavel Pospisil zahlreich überreicht bekommen. Für den großen tschechischen Olympia-Kader kochte er bereits in der Vergangenheit, und wird für die Sportler und Olympioniken auch 2012 in London den Speiseplan zusammenstellen. Seit 1996 leitet er die „Krone“ in Bühl, und sorgt im Gourmetrestaurant für eine edle, rustikale und bodenständige Atmosphäre. Etliche VIPs finden den Weg zu Pospisil nach Bühl, und genießen das spezielle Ambiente, und natürlich, die Küche mit den frischen Zutaten. Zudem ist Pospisil, quasi seit der Entstehung von Euro-Toques, bekennender Sternekoch der Euro-Toques-Gruppe in Kaisersbach. Gefragt ist Pospisil nachwievor als Gastkoch für ausgesuchte Events, und ebenso als Berater der Dorint-Gruppe im Prager Hotel Don Giovanni.

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