Einheimische bezeichnen den Marktplatz in Bremen gerne auch als „gute Stube“ der Stadt. Hier, im östlichen Teil der Altstadt auf der rechten Weserseite, befindet sich der Bremer Ratskeller. Gegründet mit dem Bau des Rathauses im Jahre 1405, blickt der älteste Weinkeller Deutschland in dessen Untergeschoss nicht nur auf eine lange gastronomische Tradition zurück, sondern er beherbergt auch unzählige deutsche Weinsorten.
Nach Betreten des Haupteingangs stehen wir direkt in der großen Historischen Halle, die von mehreren Säulen getragen wird. Das äußere Erscheinungsbild ist geprägt von aufwendig geschmückten Lampen und beeindruckenden Prunkfässern. Während unseres Testbesuchs am frühen Abend ist der á la carte Bereich gut gefüllt. Auch ohne vorherige Tischreservierung werden wir freundlich und unkompliziert platziert. Unser Tisch liegt mitten im Geschehen und der Geräuschpegel ist hoch. Wer es etwas ruhiger mag, kann sich auch in eines der Separés zurückziehen.
Beim Blick in die Speisekarte trifft man überwiegend auf Regionaltypisches wie Friesen-Bouillabaise, Flammkuchen oder Original Bremer Knipp. Die Hauptgerichte wie etwa die gebratenen Schweinemedaillons auf Rösti mit Rahmpfifferlingen und Brokkoli oder der Kalbs-Tafelspitz mit Meerrettich-Sauce, Bouillonkartoffeln und gemischtem Salat zeigen zum Einen konzentrierte Sorgfalt auf vertrautem Terrain und zum anderen das Gespür für die richtige Konzeption. Denn kulinarische Feuerwerke wären gemessen am hiesigen Gästeklientel absolut fehl am Platz.
Nach einer Probier-Portion vom Bremer Seemannslabskaus als Vorspeise kredenzt uns die freundliche, fast mütterliche Dame im Service eine im Ganzen gebratene Scholle mit Nordseekrabben, zerlassener Butter, Petersilienkartoffeln und einem wunderbar frischen Gurkensalat. Als Dessert kommt ein Schokoladen-Mousse (etwas zu süß) nebst Obstsalat und Grand Marnier-Vanillesauce.
Die Liste der prominenten Gäste, die den Ratskeller in den letzten sechs Jahrhunderten beehrten, ist lang: Immer wieder empfingen Senatoren und Bürgermeister Ehrengäste der Stadt Bremen. Auch Persönlichkeiten wie Richard Wagner, Kaiser Wilhelm II. oder Richard Strauß gaben sich schon die Ehre. Heinrich Heine ließ sich durch die eindrucksvolle Atmosphäre sogar zu einem Gedicht inspirieren.
Fazit: Für kleine und große Anlässe ist der stets gut frequentierte Bremer Ratskeller immer ein stabiler Tipp, diverse Räumlichkeiten machen es möglich. Das Speisenangebot ist bodenständig, die Preise fair und die Weinauswahl sucht seinesgleichen. Eine echte Wohlfühloase, wo man sehr oft glückliche Menschen mit fröhlichen und entspannten Gesichtern trifft.
Die Redaktion des Varta-Führers kürt auf ihrer Website www.varta-guide.de wöchentlich das Hotel bzw. Restaurant der Woche. Die Auswahl erfolgt anhand aktueller Prüfergebnisse unserer Experten. Die Nennung im Varta-Führer hängt allein von der Leistung der Betriebe ab. Vergeben werden Varta-Diamanten und Varta Tipps für besonderes Ambiente, erstklassige Küche oder für aufmerksamen Service.