In Dänemark wird sie demnächst eingeführt, andere Länder diskutieren sie:
Die Fettsteuer auf Lebensmittel, die besonders fettreiche Produkte wie
Fleisch, Butter und Schokolade teurer macht. Privatdozentin Dr. Silke
Thiele, Institut für Ernährungswirtschaft und Verbrauchslehre in Kiel, hat
auf der Basis von 12 000 Haushalten berechnet, welche Effekte eine
Fettsteuer in Deutschland hätte. Die Ergebnisse stellte die
Ernährungsökonomin auf der internationalen Tagung der europäischen und
amerikanischen Agrarökonomen „The Economics of Food, Food Choice and Health“
an der Technischen Universität München vor.
Ihr Szenario: Der Lebensmittelpreis steigt um 0,5 Cent pro Gramm gesättigtem
Fett. Das hätte zur Folge, dass beispielsweise Vollmilch etwa 11 Cent pro
Liter mehr kosten würde und fettarme Milch etwa 5 Cent. Tatsächlich würde
sich das Ernährungsverhalten der Bevölkerung zum Positiven hin verändern:
Die Konsumenten würden weniger tierische Lebensmittel wie Fleisch, Milch,
Käse und Eier verzehren, dafür jedoch mehr Obst, Gemüse und
Getreideprodukte. Dies führt im Durchschnitt zu einer Senkung der
Energieaufnahme um rund 70 kcal pro Person und Tag und damit im Verlauf
eines Jahres vermutlich zu einer Gewichtsreduktion im Kilobereich.
Die Umstrukturierung des Lebensmittelverbrauchs bringt jedoch auch Nachteile
mit sich, stellte Thiele fest. Die Aufnahme bestimmter Nährstoffe, bei denen
in Deutschland ohnehin eine Unterversorgung vorliegt, würde sich weiter
reduzieren. Dazu gehören z. B. Vitamin D und Jod. Auch die Versorgung mit
Calcium – ein wichtiger Nährstoff zur Vorbeugung von Osteoporose und auch in
der Ernährung von Kindern – könnte für einige Bevölkerungsgruppen
problematisch werden. Außerdem wäre die finanzielle Belastung nicht bei
allen Haushalten gleich. Ärmere müssten höhere Einkommenseinbußen hinnehmen
als Haushalte mit hohem Einkommen.
Angesichts dieser Ergebnisse bezweifelte die Wissenschaftlerin, dass eine
Fettsteuer auf Lebensmittel das geeignete Mittel zur Reduzierung des
Übergewichts ist. „Die höheren Kosten für fetthaltige Lebensmittel müssen
auch Normalgewichtige tragen“, sagte sie. Darüber hinaus sei Fett nicht
grundsätzlich ungesund und Träger wichtiger fettlöslicher Vitamine.
Gesa Maschkowski, www.aid.de