ESL-Milch im Test – „länger haltbar“ statt „länger frisch“ – Neun Produkte
ähneln Haltbarmilch – klare Kennzeichnung von ESL-Milch nötig – ESL heisst „extended shelf life“
„Länger frisch“, „länger frisch genießen“ und ähnlich heißt es auf den
Packungen von ESL-Milch. ESL steht für „extended shelf life“ und bedeutet
längere Haltbarkeit im Regal. Dort nimmt die „länger frische“ Milch
zusehends mehr Platz ein. Der Anteil von ESL-Milch an Trinkmilch beträgt
mittlerweile nahezu 34 Prozent. Um festzustellen, ob diese tatsächlich so
lange haltbar ist wie angegeben, hat der Verein für Konsumenteninformation
(VKI), der das Testmagazin Konsument herausgibt, 29 Proben Milch am letzten
Tag des Mindesthaltbarkeitsdatums mikrobiologisch untersuchen lassen.
Darüber hinaus wurden die Milchproben sowohl von Experten als auch von Laien
verkostet. Mikrobiologisch waren die Proben bis auf eine Ausnahme
einwandfrei. Auch in geschmacklicher Hinsicht gab es keine Beanstandungen.
Allerdings waren neun getestete Proben, darunter vier Bioprodukte, bei der
Herstellung so stark erhitzt worden, dass sich in dieser Hinsicht nahezu
kein Unterschied zu einer Haltbarmilch ausmachen lässt. Offen ist zudem die
Frage der Kennzeichnung: Zutreffender wäre es, ESL-Milch als „länger haltbar“
und nicht als „länger frisch“ zu bezeichnen.
Zu den neun ESL-Milch-Proben, die aufgrund der starken Erhitzung während der
Produktion Haltbarmilch ähneln, zählen u.a. Almsana, Clever und Milbona,
aber auch Bioprodukte wie Bio+ und BioBio. „Gerade bei Bio-Produkten ist es
so, dass die Erwartungshaltung der Konsumenten jene ist, dass das Produkt
möglichst naturbelassen ist. Davon kann in dieser Hinsicht aber wohl kaum
eine Rede sein“, kritisiert VKI-Ernährungsexpertin Birgit Beck. „Wer auf
Nummer sicher gehen und im Regal nicht irrtümlich zu einer
,Nahezu-Haltbarmilch‘ greifen möchte, dem bleibt derzeit nur übrig,
ESL-Milch zu kaufen, bei der der Zusatz ,filtriert‘ angegeben ist. Denn wie
der Test zeigt, wurden die filtriert hergestellten Produkte einer geringen
Hitzebelastung ausgesetzt und somit schonender hergestellt – wobei es auch
bei der Hocherhitzung unterschiedlich schonende Verfahren gibt. Wie schonend
diese Milch aber letztlich hergestellt wurde, können Konsumenten abseits
solcher Tests derzeit nicht in Erfahrung zu bringen. Dazu fehlt es einfach
an der nötigen Kennzeichnung.“ Das hat auch damit zu tun, dass die ESL-Milch
ein neuartiges Produkt ist und im Österreichischen Lebensmittelcodex noch
nicht erfasst ist. „Hier wäre es dann auch zutreffender, ESL-Milch als
,länger haltbar‘ und nicht als ,länger frisch‘ zu bezeichnen“, so Beck.
ESL-Milch ist ebenso wie pasteurisierte Milch nicht völlig keimfrei und muss
daher gekühlt aufbewahrt werden. „Im Kühlschrank hält diese ungeöffnet 18
bis 30 Tage. Geöffnet ist sie aber ebenso wie pasteurisierte Milch innerhalb
von drei bis vier Tagen aufzubrauchen“, informiert
VKI-Ernährungswissenschafterin Birgit Beck.
Weitere Informationen zum Thema gibt es unter www.konsument.at sowie im
Oktober-Konsument. Fragen zu ESL-Milch beantwortet der VKI zudem unter der
Ernährungshotline 0810 810 227 (Mo-Fr 9-15 Uhr, aus ganz Österreich Euro
0,0676/min), die in Zusammenarbeit mit dem Fonds Gesundes Österreich
betrieben wird.