ERHEBLICHE HYGIENE- UND QUALITÄTSMÄNGEL IM EISBECHER

EISDIELEN KALT ERWISCHT

Wer sich die letzten warmen Tage unterwegs noch mal mit einem Eis aus der Eisdiele versüßen will, kann sich am kühlen Genuss gehörig den Magen verderben. Zudem können Schleckermäuler nicht sicher sein, ob der Fettanteil im Hörnchen oder Becher tatsächlich zu hundert Prozent aus Milchfett besteht, wie dies die Bezeichnung „Milch­eis“ im Aushang suggeriert. Eisverkäufer in Nordrhein-Westfalen hat’s kalt erwischt: „Vier von zehn untersuchten Speiseeisportionen im Becher wei­sen in punkto Hygiene oder Qualität erhebliche Mängel auf“, verkündet die Verbrau­cherzentrale NRW das Ergebnis eines Labortests von 44 Proben, die in ihrem Auftrag in den drei Städten Köln, Düsseldorf und Dortmund untersucht worden sind.

Von Ende Juli bis Mitte August erstanden die Tester an 39 festen und fünf mobilen Standorten jeweils eine Portion Vanilleeis im Becher, um speziell diese Eissorte, die auf Milchbasis hergestellt wird, auf ihren Gehalt an Keimen und Fremdfett zu untersuchen. Ein Viertel der Proben – davon stammte lediglich eine von einem mobilen Stand – wies eine erhebliche Verkeimung an so genannten Enterobakterien auf. Bei den inspizierten Portionen war mit mehr als 500 Keimen pro Gramm Speiseeis nicht nur der zulässige Richt-, sondern bereits der Warnwert überschritten. Entero­bakterien im Eis machen zwar nicht jeden krank. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann der Genuss von verunreinigtem Spei­seeis allerdings zu Magen- und Darmerkrankungen führen sowie Durch­fall auslösen. Der hohe Grad der Verkeimung ist nach Ansicht der Ver­braucherzentrale NRW ein Indiz dafür, dass viele Eisdielen- und zum Teil auch Eis­wagenbetreiber es mit den Hygienevorschriften nicht so genau nehmen: „Loses Speiseeis im Handel, bei dem der mikrobiologische Warnwert überschritten ist, darf nicht mehr verkauft werden.“ Auslöser für die Verunreinigung ist häufig ein zu laxer Umgang mit der kühlen Ware bei Herstellung, Lagerung und beim Verkauf. Ein großes Problem sind die Portionierer. Sie werden oft nicht regelmäßig unter fließendem Wasser abgespült. Ein idealer Brutherd für Keime ist auch das ständige Tauchbad der Eisverteiler in bereits mehrfach benutztes Wasser.

Nicht nur bei der Hygiene, sondern auch bei der Bezeichnung „Milcheis“ hagelt es Kritik: Denn jede fünfte Milcheisprobe enthielt Fremdfett in erheblichem Umfang – und zwar mehr als die Hälfte. „Dies ist ein klarer Verstoß, denn Speiseeis, das Fremdfett enthält, darf nicht unter der Ver­kehrsbezeichnung ‚Milcheis‘ angeboten werden“, erklärt die Verbraucher­zentrale NRW.

Angesichts einer Beanstandungsquote von insgesamt 41 Prozent bei ihrer Speiseeis-Stichprobe sprechen sich die Verbraucherschützer für schärfere und häufigere Kontrollen von Eisdielen und mobilen Verkaufs­ständen aus. Darüber hinaus werden die zahlreichen Eisanbieter aufge­fordert, auf eine verantwortungsbewusstere Hygiene- und exakte Kenn­zeichnungspraxis bei den Zutaten zu achten.

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