AEROFLOT – die schlechteste Business Class Europas
Ich wählte die ehemalige russische Staatsairline, weil sie für mich die
günstigsten Verbindungen hatte und ich tagsüber mein Ziel Ekaterinburg
erreichen konnte. Dafür zahlte ich den stolzen Preis von 1800 Euro.
Die erste Überraschung in Berlin SXF: Es gibt keinen Business Class Schalter
zum Einschecken. Das heisst: Anstellen mit allen anderen und warten. Gleich
die 2.
Überraschung. Das Gepäck durch-checken bis Ekaterinburg ist nicht möglich.
Ich habe das Gepäck abzuholen, in Moskau einzureisen und dann wieder neu
einzuchecken. Ich fliege mit der gleichen Airline weiter …
Selbst in NYCs JFK Airport muss ich dafür nur mein Gepäck aufs ein anderes
Band stellen ….
Im Flugzeug gibt es eine Tageszeitung in deutscher Sprache, die Süddeutsche.
Sicher eine Qualitätszeitung. Aber in Berlin möchte ich eine
Berliner Zeitung lesen. Es wird doch auch niemand auf die Idee kommen, bei
Abflügen ab München den hervorragenden Berliner Tagesspiegel als einzige
Zeitung
anzubieten. Deutsche Zeitschriften gab es keine. Eine der vielen verdienten
Flugbegleiter an Bord der Aeroflot sprach gutes Englisch, die anderen alten
Damen leider nicht. Eine zweite, die meiner Meinung nach das Pensionsalter
schon deutlich überschritten haben müsste, sprach ein altertümliches
Deutsch. Alle waren
liebenswürdig.
Die Bestuhlung des Aeroflot Airbus war eher EconomyPlus als Business. Wenn
der Vordermann sein Sitz nach hinten bewegt, ist nur noch sehr wenig Platz.
Es gab
NULL Unterhaltungsprogramm. Wirklich Null. Die einzige Unterhaltung war das
Bordmagazin. (auf dem Rückflug gab es transportable Videoplayer, Bildschirm in Briefmarkengröße).
Eine echte Frechheit ist das Business Class Catering. Siehe Fotos auf
unserer Gourmet Report FACEBOOK Seite www.facebook.com/pages/Gourmet-Report/168996673123 . Es wurde von Johan Strom, einem
schwedischen LSG Skychef entwickelt. Es besteht aus zerkochten, teilweise
versalzenem Etwas mit
tollen Namen. So ein schlechtes Catering hat keine andere Airline in der
Business Class!
Das Gepäck wurde beim Einchecken mit einem Priority Aufkleber versehen. Am
Heimatflughafen Sheremetyevo angekommen, kam es als Vorletztes ….
Die Lounge im Inlandsterminal der D-Halle ist nicht besonders doll, es gibt
nur Zeitungen und Zeitschriften in kyrillisch. Die Piroggi sind
Standard-Industrieware, es werden Häppchen
auf weißem Toast angeboten. Alle Erklärungen und Aufdruck (Tee) nur für den
Freund der russischen Sprache zu erkennen. Die Lounge hat, wie der gesamte
Flughafen, gratis WIFI Internet!
Der innerrussische Flug hatte in der Businessclass ein noch schlechteres
Catering, aber eine Flugbegleiterin (50+), die exzellentes Englisch sprach.
Alle Flüge waren pünktlich. Vor mir saß der Schwerdlowsker Gouverneur
Alexander Micharin mit seiner Freundin, der er ein Empfangskommitee mit
roten Rosen bestellt hatte.
Die 5reihige 2+2 bestuhlte Business Kabine war auf allen Flügen mit max 6
Paxen (von 20 möglichen) besetzt. Bei dem Service kein Wunder.
Beim Rückflug wieder die übliche Prozedur. Kein Business Class Schalter in
Ekaterinburg. Aber Priority Aufkleber für Moskau. In Moskau war mein Gepäck
nur das
5letztes … Die Lounge in Ekaterinburg ist sehr rudimentär, man guckte
zusammen
Horrorfilme im abgedunktelten Raum.
Das Essen an Bord war eine Katastrophe, keine Bordunterhaltung, keine
englische Zeitung.
International Terminal D in Sheremetyevo ist ein Geisterflughafen. Viele
leere Geschäfte, nur ein einziger Mini Duty Free, bei dem die Marlboro
deutlich teurer sind als ich in Ekaterinburg im Supermarkt zahlte.
Die Lounge ist überheizt, Air Condition geht nicht richtig. Keine
Unterhaltung. Zeitschriften nur für den Freund russischer Literatur, laut
Auskunft der Mitarbeiter sind ausländische Zeitungen zu teuer. Alle Reisende
beschweren sich. Und am schlimmsten: Das WIFI Internet ist ausgefallen!!
Also keine Verbindung zur Welt. Warum? Heute sei Sonntag und Sonntags gibt
es keinen Service, der den Rechner noch einmal neustarten könnte, der am
Morgen ausfiel …
Die Ansagen in der Lounge sind so laut, dass man fast vom Hocker fällt.
Richtig ärgerlich fand ich, das mir in der Lounge nicht gesagt wurde, dass
in der Wartehalle ein anderes WIFI wunderbar und auch gratis funktioniert.
Ich hatte gerade noch genug Zeit, meine emails rauszusenden, bevor ich in
den Flieger ging. Jetzt waren wir zu zweit in der Business.
Der Rückflug war soweit okay, pünktlich, nette Crew. Das Catering war wieder
übelst. Das Bündnerfleisch bei der Vorspeise war das dickste was ich je
hatte. Beim Hauptgericht wählte ich anstelle des Hühnchen nun Fisch. Dieser
war jedoch in der selben Sauce und mit den selben zerkochten Gemüse wie beim
Hühnchen. Das Sea Bream Filet (Dorade) war schlampigst filetiert, mit einer
unangenehmen Haut. Ich hatte ein paar Tage vorher Sea Bream bei Alex Moser
im Hyatt Ekaterinburg genossen, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Alex, wie
gern würde ich jetzt bei Dir im Cucina sitzen und anständig essen!
Da es ein Nachtflug ist, bekam ich ein amenity kit: Inhalt: Eine Maske und
Slipper. Keine Zahnbürste oder irgendetwas anderes noch.
In Gesprächen mit erfahrenen Expats erfuhr ich, das niemand Aeroflot nimmt,
Finnair ist wohl in den erfahrenen Kreisen die angesagtere Airline. Die
Moskauer
Flughäfen solle man sowieso meiden, sie kämen alle in der Freundlichkeit und
Effektivität London Heathrow nah, was mir persönlich nicht so auffiel.
Fazit: Für Masochisten mit guten Russisch-Kenntnissen ist Aeroflot sicher
die
Airline der ersten Wahl. Alle anderen sollten andere Airlines nehmen.