Woran man fragwürdige Psychotherapien erkennt

Acht von zehn Deutschen fühlen sich gestresst. Vor allem Frauen zwischen 25 und 45 Jahren werden zwischen Familie, Partnerschaft, Beruf und Freundschaften zerrieben, sehnen sich nach neuer Kraft und innerem Gleichgewicht. Wie das Fitness- und Gesundheitsmagazin VITAL in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, profitieren dubiose Psychoheiler und Anbieter unseriöser Lebenshilfen von dieser Entwicklung. Ob Fernheilung, Rückführung, Engelgespräche oder Familienaufstellung nach Hellinger – ihre Methoden versprechen Seelenheil innerhalb weniger Sitzungen, egal bei welchen Problemen.

Experten warnen eindringlich. „Depressionen, Essstörungen, Panikattacken oder Missbrauchserfahrungen gehören in die Hände von professionellen Psychotherapeuten“, sagt die Diplom-Psychologin Heike Dierbach aus Hamburg. „Für solche Erkrankungen gibt es keine Fastfood-Lösung.“ Wer sich dennoch in die Hände spiritueller Heiler begibt, riskiert oft nicht nur viel Geld, sondern auch die Gesundheit seiner Psyche. Statt Einfühlungsvermögen gibt es für die Patienten extreme Gefühle. Seelische Verletzungen werden aufgerissen, die Betroffenen allein gelassen. Und wer sich nach der Behandlung schlecht fühlt, wird selbst dafür verantwortlich gemacht: Es fehle an Bereitschaft zur Behandlung oder Vertrauen in den Heiler.

„Das würde kein seriöser Therapeut tun“, sagt Dierbach, die zum Beispiel vor der Familienaufstellung nach Hellinger warnt und diese für gefährlich und demütigend hält. Auch von anderen Pseudo-Therapien ist abzuraten: Bei der Engeltherapie geraten labile Menschen oft in ein Abhängigkeitsverhältnis, eine Reinkarnationstherapie kann starke Schuldgefühle und seelische Krisen auslösen.

„Ein seriöser Psychologe dagegen verspricht keine schnelle Heilung für alles“, sagt Diplom-Psychologe Laszlo Pota. „Der Therapeut zeigt dem Patienten mögliche Wege auf, gehen muss der sie aber allein.“ Bei der Suche nach einem seriösen Therapeuten empfiehlt er unter anderem den Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) als Ansprechpartner. Dort könne man auch Tipps zur geeigneten Therapieform geben. Psychoanalyse, Tiefenpsychologische Psychotherapie, Verhaltenstherapie und Gesprächspsychotherapie sind nicht nur wissenschaftlich anerkannte Verfahren, sondern werden auch von gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

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