Törggelen

Kastanien, Wein und Wandern, das sind drei Dinge, die Südtirols fünfte Jahreszeit ausmachen: Das Törggelen ist einer der wichtigsten Bräuche des Landes – und vielleicht auch einer der genussvollsten. Nach Wanderungen durch die bunt gefärbte Herbstlandschaft kehrt man in urige Buschenschänken ein und genießt jungen oder süßen Wein. Dazu gibt es Kastanien, Speck und andere typische Südtiroler Spezialitäten

Der Name Törggelen kommt, nicht wie man aufgrund des Weingenusses bei diesem Brauch schelmisch meinen könnte von „torkeln“, sondern leitet sich von der Traubenpresse im Keltenraum, dem „Torculum“ ab, die in Südtirol schlicht Torggl genannt wird. Von Anfang Oktober bis zum Beginn der Adventszeit wird in Südtirol traditionsreich gewandert, im Buschenschank verkostet und gegessen. Der alte Weinbauernbrauch beginnt, sobald die Trauben abgeerntet sind und ihr Saft in den schweren Fässern ruht. Früher hängten die Bauern als Zeichen dafür, dass nun der junge Wein probiert werden konnte, Wacholdersträußchen an die Tür. Die Wacholdersträuße, in Südtirol „Buschen“ genannt, machten dann aus dem Bauernbetrieb für ein paar Wochen den so genannten Buschenschank. Auch heute noch werden die bäuerlichen Schankbetriebe zur Törggele-Zeit so genannt und laden zum genussvollen Einkehren ein.

Nicht auf dem Holz- sondern auf dem Kastanienweg: Der Keschtnweg
Wandern und Törggelen sind zwei untrennbare Komponenten. Wer denkt, dass es bei dieser Tradition allein ums Trinken und Schlemmen geht, hat weit gefehlt. Der ganzheitliche Genuss, sprich die herbstliche Landschaft zu erleben und zu erwandern gehören zum Verkosten und Essen, wenn man richtig törggelen will. Kastanien sind eine typische Spezialität die zum Törggelen serviert wird. Im Herbst platzen die braunen Herbstfrüchte, in Südtirol Keschtn genannt, aus ihren stacheligen Schutzpanzern und schmücken die Wanderrouten. Einer der schönsten Themenwanderwege ist in diesem Zusammenhang sicherlich der Keschtnweg, der am Vahrner See seinen Ausgang nimmt und vorbei an Brixen entlang der Hänge des Eisacktals Ùber das Rittner Hochplateau bis hinunter in den Bozner Talkessel zur Bilderburg Schloss Runkelstein führt. Kastanienwälder erstrecken sich entlang des markierten Wanderwegs, der durch saftige Wiesen und farbenprächtige Mischwälder verläuft. Von Schloss Runkelstein über den Kastanienweg wandert man etwa 1,5 Stunden bis zum Ebnicherhof in Oberbozen. Die Abzweigungen sind beschildert. Familie Tauferer bietet in ihrem Buschenschank hoch über Bozen auf den sonnigen Hängen des Ritten handfeste Kost wie Speck, Käse, Kaminwurzen, Knödeltris, Gerstsuppe und Krapfen an. Dazu werden Eigenbauweine wie der im Holz ausgebaute Müller-Thurgau oder rubinroter Vernatsch serviert. Der in uralte Kastanienhaine eingebettete Bauernhof ist vom 20. September bis 15. Dezember geöffnet (Dienstag Ruhetag). Einer der urigsten und bekanntesten Buschenschänken ist der Rielinger Hof in Siffian auf dem Rittner Hochplateau. Auf 750 Metern Höhe mit Blick auf die majestätischen Dolomiten, sitzt man hier an schönen Tagen bei selbst gemachtem Wein, Speck und anderen Köstlichkeiten im idyllischen, kleinen Garten.

Ein Monat im Zeichen des Weins: WEINoktober in Tramin
Die Weingemeinde Tramin an der Südtiroler Weinstraße lädt in der Törggele-Zeit zu Veranstaltungen rund um den Wein. Den Auftakt bildet das Traminer Törggelefest am 1. und 2. Oktober 2010. Bei den besten Weinen Tramins, Musik und typischen Südtiroler Schmankerln trifft man sich auf dem herbstlich dekorierten Festplatz des Dorfes. Am Freitag beginnt das Törggelefest um 17 Uhr, am Samstag bereits ab 12:30 Uhr und hat bis 24 Uhr geöffnet.

Wer nicht alleine Wandern möchte und sich die schönsten Winkel der Südtiroler Weinstraße und von Südtirols Süden zeigen lassen will, sollte sich zur Winzer Wanderwoche anmelden. Vom 10. bis 15. Oktober werden täglich geführte Wanderungen durch den goldenen Herbst Ùber 12 bis 18 Kilometer angeboten. Wer nicht so weit laufen kann oder mag, darf sich der Gruppe Gemütlichkeit anschließen, die in aller Ruhe 8 bis 10 Kilometer zurücklegt. Die täglichen Wanderungen führen durch bunt gefärbte Reben und Wälder an ein anderes Ziel. Beispielsweise zur Zogglerwiese oder ins Altfasstal und enden anschließend – wie es sich beim Törggelen gehört – ganz genussvoll in einem Gasthof oder Buschenschank bei Wein und Südtiroler Spezialitäten. Informationen zu den Winzer Wanderwochen und Anmeldung über den Tourismusverein Tramin Tel. + 39 0471 860131 oder info@tramin.com

Ein Törggele-Fest, das man nicht verpassen sollte ist das Traminer Weingassl. Am 16. Oktober bietet die Gemeinde von 14:30 bis 24 Uhr Spitzenweine der Region in eigens für die Veranstaltung kreierten Gläsern an. Dazu gibt es Musik, Folklore, gebratene Kastanien, Mohnkrapfen, Strauben und viele weitere herbstliche Südtiroler Leckereien. Mehr unter www.tramin.com

Wer sich den WEINoktober nicht entgehen lassen möchte, für den bietet das 3-Sterne-Gästehaus Ritterhof von 5. Oktober bis 11. November 2010 die Pauschale HerbstGold und WeinKost. Sieben Tage Aufenthalt inklusive Frühstück sind dann ab 210 Euro pro Person buchbar. Weitere Infos und Buchung unter www.ritterhof-tramin.it Bestechend bodenständig: Die Törggele-Küche
Die Kastanie ist kulinarisch typisch für die Südtiroler Törggelezeit. Die Existenz der schmackhaft, nussigen Frucht ist im Alpenraum bis zur Vorrömerzeit nachzuweisen. Dass die Kastanie bis heute ihren Platz auf den Tafeln behalten hat, ist mit ziemlicher Sicherheit den Klöstern zu verdanken. Die Kestnsuppe, eine Suppe aus Bohnen und Kastanien, galt als Fastenspeise. Da die Prälatenklöster im Mittelalter stark im Weinanbau tätig waren und Messwein aber auch Tafelwein produzierten lag die Affinität und Kombination von Kastanien und jungem Wein nahe. Typische Köstlichkeiten, die beim Törggelen auf die Tische kommen sind zum einen der Siaße, ein wohlschmeckender süßer Most, und der Nuie, ein junger Wein. Als Hauptspeise werden gerne Speck, die berühmten Südtiroler Schlutzkrapfen, Surfleisch, deftige Würste mit Sauerkraut und andere Gerichte der Bauernküche auf den Tisch gebracht. Zum Abschluss werden Keschtn oder süße Krapfen gereicht.

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