CittàSlowFestival in Nördlingen
Nördlingen und das Donau Ries: eine Region feiert Ihr CittàSlow-„Sein“! Mit einem für eine Stadt aus der bayerisch-schwäbischen Provinz bemerkenswerten Aufwand. Drei Tage lang, vom 13. bis zum 15. August 2010, steht der Marktplatz im Zentrum der Stadt ganz im Zeichen von CittàSlow und seinen Botschaften. Ein Fest für Geschmack, Kultur und Gastfreundschaft – mit einer faszinierenden Mischung aus Genuss, Musik und Information.
Die Veranstalter, die Stadt selbst und der Stadtmarketingverein sehen das Festival als Kick-off-Veranstaltung zur CittàSlow-Mitgliedschaft, eine Auszeichnung, die Nördlingen als 9. Stadt in Deutschland erhalten hat. Dem zufolge hat man auch alle anderen bundesdeutschen CittàSlow-Städte eingeladen, die sich ebenfalls in der weißen Zeltstadt präsentieren sollen. In den Zelten, die sich rund um einen so genannten „Magic Sky“, einen frei hängenden Schirm mit 22 Meter Durchmesser, gruppieren werden, stellen Handwerker, Künstler, Produzenten und Händler das aus, was die Identität einer Region ausmacht.
Auf der Hauptbühne werden sich Gesprächsrunden zu relevanten Slowfood-Themen auf einem „roten Sofa“ mit Weltmusik im besten Sinne des Wortes ergänzen. Headliner wie Helmut Zerlett wechseln sich mit lokalen Musikanten ab. Höhepunkt am Eröffnungsabend ist eine Illumination des Marktplatzes nach Pink-Floyd-Musik, am Samstag findet die „Nacht der langen Tafel“ statt, an der Einwohner und Gäste quer durchs Festivalgelände gemeinsam essen, trinken und diskutieren werden. Höhepunkte am Sonntag werden die musikalische Lesung von Vincent Klink im Zusammenspiel mit Patrick Bebelaar und der kulinarische Abschlussabend mit den Jeunes Restaurateurs der Region Süd sein.
Ein umfangreiches Kinderprogramm bindet auch den Nachwuchs in die Ideenwelt von CittàSlow ein, Kinderkochen, Geschmacksparcours und ein „Sinneswandel“ genannter Tastgarten laden zu spielerischem Lernen ein. Es ist das erste Festival dieser Art, das eine deutsche CittàSlow-Stadt veranstaltet und Nördlingen, die ehemals freien Reichsstadt an der „Romantischen Straße“, hofft, damit für die gesamte Bewegung Zeichen setzen zu können.
Nördlingen ist eine schöne Stadt, die mit ihrem komplett erhaltenen Stadtkern wohl einzigartig auf der Welt ist. Die rundum begehbare Stadtmauer, der Kirchturm „Daniel“, von dem nach wie vor jeden Abend der Türmer seinen Wächterruf „So, G´sell, so“ ruft, und das mittelalterliche Stadtbild, wertvolle Kunstwerke und interessante Museen hinterlassen bei Besuchern einen bleibenden Eindruck.
Aber Nördlingen ist nicht nur Mittelalter, alles andere als ein begehbares Museum, sondern vielmehr auch eine moderne Stadt mit hohem Kultur-, Sport- und Freizeitwert. Eine Stadt, in der es sich gut leben lässt: 20.000 Einwohner groß, mit sämtlichen Schulen und Behörden. Die einmalige Landschaft im Meteoritenkrater „Ries“, Naherholungsgebiete und interessante Kulturdenkmäler in der Region machen Nördlingen lebens- und liebenswert – zur CittáSlow, wie sie im Buche steht.
Diesem CittàSlow-Gedanken ist selbstverständlich das gesamte „Talk“-Programm gewidmet: Dr. Rupert Ebner aus dem Slowfood-Vorstand wird über das Projekt Werdenfelser Rinder plus Chancen für einheimische Vermarkter genauso reden wie beispielsweise Martina Meuth und Bernd Duttenhöfer „Wo die glücklichen Hühner wohnen“. Der Publizist Dr. Peter Peter von der Università delle scienze erklärt die Kulturgeschichte der deutschen Küche und Tourismus-Manager reden über nachhaltige Entwicklung im Städtetourismus.
Alles in allem sind drei Tage kurzweilige und gleichwohl wichtige und interessante Unterhaltung geplant, zu denen die Veranstalter auch und gerade viele Menschen erwarten, die ursprüngliche Landschaften zu schätzen wissen, faszinierende Handwerkskunst und die Echtheit regionaler Produkte. Die mit Nördlingen zusammen ein Fest für Kultur, Geschmack und Gastfreundschaft feiern wollen. Sollte das Festival den erwünschten Erfolg zeitigen, ist im Donau-Ries eine Fortsetzung in festem Turnus angedacht. Peter Urban