Übergewicht bei Kindern

Weichen werden schon mit der Babyernährung gestellt

Diesjähriger Förderpreis des Instituts Danone Ernährung für Gesundheit e.V. (IDE) für
Studien zum Einfluss der Proteinaufnahme bei Säuglingen und Kleinkindern

Übergewicht bei Jugendlichen ist stark ernährungsabhängig. Hieß es früher noch, Schuld hätten „die Gene“ oder „die Drüsen“, so vermutet die Forschung mittlerweile auch einen wichtigen Einfluss durch die frühkindliche Ernährung. Dr. Anke Günther untersuchte am Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund (FKE), welche Bedeutung die hohe Zufuhr von Eiweiß während des Baby- und Kindesalters auf den Körperfettanteil hat und welche Folgen sich daraus ergeben. Für ihre Ergebnisse erhält die Forscherin der Hochschule Fulda den diesjährigen Förderpreis des Instituts Danone Ernährung für Gesundheit e.V. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird am 18. Juni bei der 8. Dreiländertagung „Ernährung 2010 – Mitten in der Medizin“ in Leipzig verliehen.

Regelmäßig wandern bekannte Bilder durch unsere Medien: stark übergewichtige
Kinder oder Jugendliche, die den ganzen Tag vor dem Computer oder Fernseher
sitzen und dazu große Mengen Fast Food oder Süßigkeiten verputzen. Schnell ist die
mangelnde Aufsicht der Eltern als Übeltäter für die Gewichtszunahme ihrer
Sprösslinge ausgemacht. Dr. Anke Günther, mittlerweile Ernährungsforscherin an der
Fachhochschule Fulda, sieht dies jedoch differenzierter: „Die Forschung der letzten
Jahre hat gezeigt, dass bereits die frühkindliche Ernährung eine wichtige Rolle spielt.
So besagt die „early protein“-Theorie, dass eine hohe Eiweißzufuhr in den ersten
Lebensjahren das Risiko für ein späteres Übergewicht erhöhen kann.“ Frau Dr.
Günther suchte in ihrer preisgekrönten Arbeit nach Erkenntnissen, die diese
Hypothese unterstützen können.

Hierzu griff sie auf Daten der deutschen DONALD Studie* zurück, für die seit 1985 am
FKE jährlich etwa 40 gesunde Säuglinge aufgenommen und bis ins junge
Erwachsenenalter regelmäßig untersucht werden. Für ihre Studien wertete Frau Dr.
 Günther die Ernährung der Kinder und ihren Körperfettanteil zu verschiedenen
Lebensabschnitten sowie den Eintritt in die Pubertät aus.

* DONALD Studie = DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study,
durchgeführt vom Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE), Dortmund

Dabei stellte sie fest, dass bei den untersuchten Kindern sowohl im ersten Lebensjahr
als auch im Alter von fünf bis sechs Jahren die verzehrte Eiweißmenge das Zwei- bis
Dreifache der allgemeinen Empfehlungen betrug. Kinder, die im Alter von ein bis zwei
Lebensjahren einen besonders hohen Anteil an Eiweiß in der Nahrung erhielten,
wiesen im Alter von sieben Jahren einen höheren Körperfettanteil und einen höheren
BMI auf.

Gegen Ende des ersten Lebensjahres stammte das Eiweiß zu zwei Dritteln aus
tierischen, zu einem Drittel aus pflanzlichen Quellen. Dr. Günther konnte für den
späteren Gewichtseffekt vor allem tierisches Eiweiß verantwortlich machen. Wurde
diese Ernährung auch später beibehalten, so führte dies zu einem früheren Eintritt der
Pubertät – wie einem früheren Beginn der maximalen Wachstumsgeschwindigkeit,
einem früheren Eintritt der ersten Monatsblutung oder des Stimmbruchs. Dagegen
schien sich eine hohe Zufuhr von pflanzlichem Protein verzögernd auf den Beginn der
Pubertät auszuwirken.

Für Prof. Dr. Günther Wolfram, Vorsitzender des Instituts Danone Ernährung für
Gesundheit e.V., liegt die Bedeutung der preiswürdigen Arbeit in der Entwicklung von
Gegenmaßnahmen: „Sollten sich diese Erkenntnisse bestätigen, so könnten daraus
abgeleitete Ernährungsprogramme einen Beitrag zur Prävention von Übergewicht und
Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen liefern. Wir freuen uns seitens des IDE,
mit diesem Preis eine wichtige Arbeit zum Thema Kindergesundheit auszeichnen zu
können, und sehen dies als unseren Beitrag zur Unterstützung erfolgreicher
ernährungsmedizinischer Forschung in Deutschland an.“

Das Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V. (IDE)
Das IDE wurde im November 1992 durch die Danone GmbH gegründet und ist mit
weiteren 17 eigenständigen Danone-Instituten weltweit in ein internationales
Netzwerk eingebunden. Es ist eine unabhängige wissenschaftliche Institution, die
ausgewählte Forschungsprojekte der Bereiche Ernährungswissenschaft und -medizin
fördert. Bis heute wurden über 160 Projekte unterstützt. Darüber hinaus leistet das
Institut Ernährungsaufklärung unter strikter Wahrung der Produkt- und
Firmenneutralität: Speziell für Journalisten wird in jedem Jahr ein wissenschaftlicher
Workshop zu einem aktuellen Thema veranstaltet. Für verschiedene Zielgruppen
werden anschauliche Materialien über praktisches Ernährungswissen erstellt. Das
IDE bietet damit Wissenschaftlern, Ärzten, Ernährungsfachkräften und anderen
Interessierten Zugang zu aktuellen ernährungswissenschaftlichen, und –
medizinischen Erkenntnissen.

Weitere Informationen unter www.institut-danone.de

Literatur:
1. Günther ALB, Buyken AE, Kroke A. Protein intake levels during the period of complementary feeding
and early childhood and the association with body mass index and percentage body fat at 7 y of age. Am
J Clin Nutr 2007; 85: 1626-1633
2. Karaolis-Danckert N, Günther ALB, Kroke A, Hornberg C, Buyken AE. How dietary factors modify the
effect of rapid weight gain in infancy on subsequent body-composition development in term children
whose birth weight was appropriate for gestational age. Am J Clin Nutr 2007; 86: 1700-1708
3. Günther ALB, Remer T, Kroke A, Buyken AE. Early protein intake and later obesity risk: Which protein
sources at which time points throughout infancy and childhood are decisive for body mass index and
body fat percentage at 7 y of age? Am J Clin Nutr 2007; 86: 1765-1772
4. Günther ALB, Karaolis-Danckert N, Kroke A, Remer T, Buyken AE. Dietary protein intake throughout
childhood is associated with the timing of puberty. J Nutr 2010; 140: 565-571

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