Alles über Spargel aus Brandenburg

Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger startet am heutigen Freitag mit Arbeitsminister Günter Baaske sowie der amtierenden
Spargelkönigin Carina Wunderlich auf dem Spargelhof Karl-Ludwig Syring
die Brandenburger Spargelsaison 2010. Alljährlich lädt der Beelitzer Spargelverein
zum Saisonstart in einen seiner Mitgliedsbetriebe ein.

„Vor wenigen Wochen konnte sich hier niemand vorstellen, einen pünktlichen
Saisonstart zu begehen. Doch unter dem Schnee gab es kaum Bodenfrost und so
kann das Beelitzer Spargelwirtschaftswunder auch in diesem Jahr pünktlich fortgesetzt
werden. Für Brandenburg bedeutet die Spargeleröffnung auch immer der
Start in die Frischesaison“, so Vogelsänger: „Bis zu den Erntefesten zum Herbstbeginn
folgen im Monatsabstand Saisoneröffnung auf Saisoneröffnung.“

Saisoneröffnungen wie auf dem Spargelhof Syring sind am 3. April in Vetschau
(Spargel im Tunnel) bereits erfolgt und es werden weitere in vielen Landkreisen
des Landes Brandenburgs folgen. „Entscheidend ist, dass das königliche Gemüse
seinen Weg auf Märkte, in die Haushalte, in die Verarbeitung oder in die Handelsketten
findet“, betont Vogelsänger.

Spargelhof Syring
Der Spargelhof Syring in Zauchwitz, nur sechs Kilometer von Beelitz entfernt, liegt
inmitten des 5.600 Hektar umfassenden Naturschutzgebiets „Nuthe-Nieplitz-
Niederung”. Im Unternehmen gibt es neben 61 Hektar Spargel auch Heidelbeeren,
Rhabarber, Sonnenblumen, unterschiedliche Wintergetreidearten, Ölkürbisse und
Blumen zur Selbstpflücke. Der Spargelhof Karl-Ludwig Syring wurde am 1. April
1991 gegründet. Die Landwirte bewirtschaften 820 Hektar Ackerland, davon privat
679 Hektar. Zu den sieben Festangestellten kommen 100 Saisonkräfte zur Spargelernte
und -vermarktung. Neben dem eigenen Hofladen werden zur Spargelzeit
25 Stände, zum Beispiel in Luckenwalde, Potsdam, Beelitz, Trebbin, bestückt. Das Land hat dem Betrieb 40.000 Euro aus Fördermitteln für eine Anlage zur Bewässerung
bereitgestellt.

Beelitzer Spargelwirtschaftswunder
Mit mehr als 1.000 Hektar bilden die Beelitzer Spargelhöfe das größte geschlossene
Anbaugebiet dieses Edelgemüses in Deutschland – und das ist keineswegs
selbstverständlich, denn bis zum Mauerfall war aus der stolzen Spargeltradition
ein eher zartes Pflänzchen geworden. Doch in Beelitz, wo der Spargelanbau im
Jahre 1861 seinen Ursprung fand, erinnerten sich private Spargelbauern an ihr
königliches Gemüse und begannen 1991, den leichten Boden mit seinen ideale
Bedingungen für den wärmebedürftigen Spargelanbau wieder intensiv zu nutzen
und eröffneten auch wieder den Beelitzer Spargelmarkt. Die Region wuchs wieder
gemeinsam mit dem Spargel und präsentiert sich auf sehr unterschiedliche und
doch sehr anschauliche Weise. Auf Höfen, über ein ausgebautes Radwegenetz
und besonders im Spargelmuseum in Schlunkendorf.

Landesweit 2.400 Fläche Spargel

Kein anderes Gemüse hat in Brandenburg solch einen Aufschwung genommen
wie der Spargel. Im Zeitraum von 1991 bis 2005 stieg hier die Spargelproduktion
auf das 18,7-fache.
Seit 1990 nahm die Anbaufläche kontinuierlich zu. Bei einer im Vergleich zum
Vorjahr deutlich geringeren Gesamternte von 13.604 Tonnen in der Saison 2009
entspricht dies einem Ertrag von 56,4 Dezitonnen pro Hektar und macht 44 Prozent
der gesamten Gemüseanbauflächen des Landes Brandenburg aus. Mit rund
2.400 Hektar Spargelanbaufläche landete Brandenburg 2009 nach Niedersachsen
und Nordrhein-Westfalen erneut auf Platz drei in Deutschland. Das Hauptanbaugebiet
befindet sich um Beelitz im Landkreis Potsdam Mittelmark. Mit 2.307 Hektar
Anbaufläche kommen fast 76 Prozent der Brandenburger Spargelernte aus dem
Landkreis Potsdam-Mittelmark. So wundert es nicht, dass Beelitz die größte geschlossene
deutsche Anbauregion ist. Doch gibt es weitere Landkreise im Norden
und Süden des Landes Brandenburgs die Spargel anbauen und zunehmen auch
mit wachsendem Flächenumfang. Augenscheinlich ist ein Rückgang durch Überalterung
von Spargelanlagen gegenüber den 2.800 Hektar von 2008 zu verzeichnen.
Aber in diesem Jahr werden die ersten Junganlagen in den Ertrag kommen
und weitere in den kommenden Jahren folgen.

Asiatische Wurzeln

Heimat des Spargels (Asparagus officinalis) ist Vorderasien. Der Spargel liebt
leichte, schnell erwärmbare Standorte wie schluffige Sandböden. Die Wurzeln der
botanisch als Staudenkultur zu klassifizierenden Pflanze wurden schon von den
alten Ägyptern, Römern und Griechen als Delikatesse geschätzt. Als alte Arzneipflanze
wird der Spargel vor allem durch seinen hohen gesundheitlichen Wert
geschätzt. Viele wichtige Inhaltsstoffe wie ätherische Öle, Mineralstoffe, Vitamine
und Ballaststoffe sind günstig für die Gesunderhaltung des menschlichen Organismus.
Spargel zählt flächenmäßig zu den 15 wichtigsten Gemüsearten in der Welt. Auf
250.000 Hektar wird weltweit Spargel angebaut, in Deutschland sind es immerhin
17.950 Hektar. Damit ist Spargel gleichzeitig das wichtigste Gemüse in Deutschland,
das bei Spargel auch den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch innerhalb der Europäischen
Gemeinschaft verzeichnet.

Gijnlim und Grolim

Eine Spargelpflanzung wird aus wirtschaftlichen Gründen auf maximal 10 bis 12
Jahre angelegt. Besonders häufig werden hierzulande ertragsstarke Bleichspargelsorten
angebaut wie „Gijnlim“, „Grolim“ und „Eposs“, daneben aber auch weniger
ertragreiche Sorten wie die „Huchelslinie“, die vor allem als Gourmetspargel
vermarktet wird. Daneben gewinnt auch der Grünspargel aufgrund seines besonderen
Aromas und seines hohen Vitamin- und Mineralgehalts immer mehr Anhänger.
Aus wirtschaftlicher Sicht gewinnt die Verfrühung der Ernte mit Folie und Beheizung
zunehmend an Bedeutung. Schaderreger im Spargelanbau sind Spargelfliege, Bohnenfliege und Spargelrost. Die Spargelsaison endet traditionell am 24.
Juni (Johanni).

Keine Zeit zum Holzen

Immer wieder wird gefragt, warum der Beelitzer Spargel sich so gravierend von
anderen Anbauregionen im Geschmack unterscheidet. Schnelles Wachsen, bedingt
durch die Brandenburger Sandbüchse, fördert so schnelles Wachsen und
Gedeihen – der Beelitzer Spargel hat keine Zeit; holzig zu werden. Das haben
bereits die Feinschmecker schon vor der Jahrhundertwende beim Beelitzer herausgefunden
und so mit ihrer Nachfrage den Anbau entscheidend angekurbelt.
Absatzentwicklung von Spargel
Sieht man von witterungsbedingten Schwankungen ab, so wird erkennbar, dass
die Produktionsmengen im Land Brandenburg seit 1991 deutlich angestiegen
sind.

Mit Blick voraus wird zunehmend die Frage gestellt, ob dieses Wachstum in den
nächsten Jahren in dieser Weise fortgesetzt werden kann oder ob eine Sättigungsgrenze
erreicht wird.

So kaufen von 100 Haushalten 46 einmal jährlich Spargel. Im Durchschnitt werden
2 Kilogramm Spargel je Haushalt gekauft. Dies ergibt einen Durchschnittsverbrauch
aus inländischer Produktion von 1,105 Kilogramm pro Kopf und einen
Selbstversorgungsgrad von 79 Prozent. Da es sich bei Spargel um ein vergleichsweise
teures Gemüse handelt, ist der Verbrauch sehr stark konjunktur- und
einkommensabhängig.

Diese Umstände erklären in Verbindung mit der Möglichkeit von privaten Direktimporten
sehr preiswerten Spargels aus Polen das deutliche West-Ost-Gefälle des
Versorgungsgrads innerhalb des Landes Brandenburg.
Mit Ausnahme des Anbauzentrums Potsdam-Mittelmark hat sich im Vergleich zum
Zeitraum vor 2002 das Wachstum der Spargelanbauflächen deutlich verlangsamt.
Dies zeigt, dass die Möglichkeiten der Direktvermarktung für Spargel im Land
Brandenburg, auch unter Berücksichtigung der Nachfragepotenziale der Berliner,
gegenwärtig weitgehend ausgeschöpft sind.

Das deutliche Wachstum der Anbauflächen in der Beelitzer Region (Landkreis
Potsdam-Mittelmark) kann durch die Möglichkeit des deutschlandweiten Absatzes
mit Hilfe der Erzeugerorganisation Beelitz-Spargel mit Sitz in Kloster Lehnin erklärt
werden.

Erkennbar ist, dass:
· die inländische Spargelproduktion deutlich von 27.256 Tonnen im Jahr
1994 auf 98.193 Tonnen (360 Prozent) im Jahr 2007 gestiegen ist, während
sich der Verbrauch von frischem Spargel pro Kopf (in Gramm) von
723 Gramm 1994 auf 1.105 Gramm (153 Prozent) 2007 erhöht hat;
· die Einfuhren mit steigender Inlandsproduktion tendenziell zurückgehen
(2007: 24.000 Tonnen), wobei es sich im Wesentlichen um zeitlich vor
Beginn der deutschen Erntesaison liegende Einfuhren aus Südeuropa
handelt;
· die Ausfuhren, vor allem in die skandinavischen Länder, von 422 Tonnen
1994 auf 2.100 Tonnen 2007 gestiegen sind;
· der Verbrauch von frischem Spargel in Deutschland in den letzten Jahren
auf 91.028 Tonnen 2007 und der Selbstversorgungsgrad von 36 Prozent
im Jahr 1994 auf 79 Prozent im Jahr 2007 gestiegen ist.

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