Am heutigen 5. Mai 2010 feiert der aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. sein 60-jähriges Bestehen. 60 Jahre sind ein Zeitraum, in dem sich die Landwirtschaft, das Lebensmittelangebot und die Ernährungsgewohnheiten in Deutschland extrem verändert haben.
Am Anfang war der Hunger – die 50er Jahre
Der aid nimmt seine Arbeit auf
Wie sich Hunger anfühlt, das wusste im Jahr 1950 fast jeder – in sechs grausamen Kriegsjahren und einer entbehrungsreichen Nachkriegszeit war es purer Luxus, einmal richtig satt zu sein. Und Lebensmittel waren nach wie vor knapp, trotz großzügiger Lebensmittelimporte der Briten und Amerikaner. Zwar gab es ein Jahr nach Gründung der Bundesrepublik mehr als zwei Millionen Landwirte. Aber es fehlten sowohl die großen Anbauflächen Ostdeutschlands als auch landwirtschaftliche Maschinen und Geräte. Zudem mangelte es an Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Um die Bevölkerung mit genügend Lebensmitteln zu versorgen, mussten die Erträge gesteigert werden – und zwar schnell. Den Amerikanern war klar, dass eine schnelle, eigenständige Lebensmittelversorgung der Schlüssel für den demokratischen Neuanfang in Deutschland war. „Produktionssteigerung“ lautete deshalb das Wort der Stunde. Dafür investierten sie 1,7 Milliarden Dollar in den Aufbau der westdeutschen Landwirtschaft. Ein wichtiger Baustein dieses Aufbauprogramms war die Gründung einer neuen Einrichtung, die Landwirten das verloren gegangene Produktions-Know how vermitteln sollte: der AID – Land- und Hauswirtschaftlicher Auswertungs- und Informationsdienst e. V. war geboren. Den ungewöhnlichen Namen verdankt die neue Institution seinen englischsprachigen Geldgebern, denn „aid“ heißt nichts anderes als „Hilfe“.
Mit nur vier Mitarbeitern nahm man am 5. Mai 1950 die Arbeit auf, damals noch in Frankfurt am Main. Durch eine schnell wachsende Mitarbeiterzahl kam man trotz widriger Arbeitsbedingungen schon Ende des ersten Jahres auf 18 Informationsschriften (Gesamtauflage 7,4 Millionen!) und 337 Filmvorführungen mit etwa 25 000 Besuchern. Die wiedergewonnene Kompetenz der Landwirte sorgte gemeinsam mit der finanziellen Aufbauhilfe für einen unerwartet raschen Anstieg des Lebensmittelangebotes. Entscheidenden Anteil daran hatten auch technische Innovationen, wie Kunstdünger, Melkmaschine und die ersten selbstfahrenden Mähdrescher. Die Bevölkerung genoss die lange vermissten paradiesischen Versorgungsverhältnisse. Man aß fett, süß und reichlich – üppige Mahlzeiten galten als Statussymbol, genauso wie ein Wohlstandsbauch. Doch der kulinarische Nachholbedarf zeigte schnell seine Wirkung. Schon Ende der 50er Jahre beklagten Ärzte einen Anstieg ernährungsbedingter Krankheiten, wie Bluthochdruck und Diabetes. Ein Trend, an dem sich in den nächsten 50 Jahren wenig ändern sollte …
Gourmet Report wird in dne nächsten Wochen einige Berichte über den AID bringen.
Liebe Kollegen, alles Gute zum 60.!
Wir wünschen viele weitere spannende Jahre!