Meine erste Kreuzfahrt, Teil2 – Madeira

2. Teil des Reiseberichts – Meine erste Kreuzfahrt führte mich auf die AIDAluna auf Kanaren – Madeira Tour – Kulinarisch ist das Schiff absolut uninteressant, aber sehr erholsam – Ein Reisebericht von Christian Romanowski

Der Feinschmecker braucht also keine Angst zu haben, auf der AIDA dick zu werden. Die anderen, weniger Anspruchsvollen, finden die Auswahl prima und essen oft für drei.

Gegen 20 Uhr lief der Riesenkahn dann aus dem Hafen von Santa Cruz de Tenerife Richtung Madeira. Es war schön, auf dem Balkon zu sitzen und Teneriffa langsam verschwinden zu sehen. Dann war nichts mehr da. Nur noch tiefschwarzes Meer. Mein Tochter baumelte selig in der Hängematte, die auf dem Balkon zur Verfügung steht. Sehr gute Idee von den AIDA Leuten!

Nun haben wir uns das Nachtleben angeguckt. Die Altersgruppe 15 – 40 Jahre ist nur recht vereinzelt anzutreffen. Der typische AIDA Gast, zumindest auf dieser Fahrt, ist 40 – 65 Jahre. Auch die Gruppe der über 65jährigen ist gut vertreten. Auf dem Schiff ist man höflich und freundlich zueinander. Das färbt wohl von der 600 Mann starken „Gute Laune“ Crew ab, die die 2200 Gäste betreuen. Das Nachtleben scheint auf die Altersgruppe abgestimmt zu sein und ist nicht unser Fall gewesen. Man kann sich die Haupttanzfläche auch ganz bequem in der Kabine im TV angucken.

Das TV hat einige deutsche Kanäle (ARD, ZDF, RTL, SAT1, PRO7, N24, einen Videomusikkanal, CNN, Eurosport) und der sehr kleine Flatscreen eine ausgezeichnete Bildqualität, wie man sie selbst in besten Hotels nur sehr selten hat. Leider kein 3Sat, Arte oder ähnliches. Vermutlich werden diese Sender von den Gästen auch nicht nachgefragt.
Über den TV kann man auch für eine „kleine“ Gebühr, wie die AIDA schreibt, emails lesen oder senden. Das kostet 50 cts pro email. Alternativ kann man in den öffentlichen Bereichen auch das WLAN nutzen, für 4,90 Euro für 10 Minuten.

Es ist schon lustig, so auf dem Schiff zu laufen, wenn man leicht schwankt, weil der Boden schwankt. Auch nachts im Bett ist es eine neue Erfahrung. Offenbar auch anregend. Von der Nebenkabine hört man eindeutige Geräusche. Auch die Unterhaltungen der Nachbarn hört man leider recht gut durch die dünnen Wände, die nachts knarren, wenn das Schiff auf hoher See ist.

Das eigentliche Konzept der Kreuzfahrt ist ein Gutes. Im Prinzip haben Sie ein Hotel und bewegen das Hotel von einem Ort zum anderen. In der Regel fährt das Schiff in der Nacht zum nächsten Ort, den man dann tagsüber besichtigen kann. Jedoch scheinen sehr viele Passagiere lieber auf dem Schiff zu bleiben, statt sich den Ort anzugucken. Für uns merkwürdig. Oder eine Bestätigung, wie sehr das Clubschiff AIDA von seinen Gästen angenommen wird und wie gerne sie auf dem Schiff sind.

Tag 2
Unser erstes Ziel ist die Blumeninsel Madeira. Leider kommen wir am Sonntag Mittag an, so dass alle Läden zu hatten. Vom Hafen in Funchal läuft man 20 Minuten in die Innenstadt. Die Taxifahrer verlangen, trotz vorhandenen Taximeter, 7,50 Euro für die 4 Minuten Tour. Wie ein Taxifahrer erklärt, hat die Taxivereinigung das so beschlossen. Normalerweise würde die Tour 3 Euro kosten. Aber Kreuzfahrer sind ja wohlhabend …

Funchal macht am Sonntag einen verschlafenen Eindruck. Preiswerte Cafes (Milchkaffee Galao 1,10 Euro, frischer O-Saft 1,60 Euro) sind überall in der Stadt. Die Menschen sind freundlich. Und es gibt große Gebiete, die von der Stadtverwaltung ein Gratis-WLAN haben. Ich mag Funchal!

Kaffee gibt es natürlich auch an Bord, in den 11 Bars. Zum Frühstück gibt es Filterkaffee aus der Thermoskanne, nicht mein Fall. Cappuccino gibt es auch nicht gegen Aufpreis „Geh Du nach Bar“). An den Bars kommt der Cappuccino aus dem WMF Vollautomaten und ist nicht prickelnd. Da sind der Galao auf Madeira oder der Cafe con leche auf den Kanaren um Klassen besser und kostet nur den halben Preis. Insgesamt sind die Getränkepreise an Bord aber eher günstig.

Der sogenannte Dutyfree an Bord ist teuer. So bietet die AIDA z.B. Lucky Strikes für 22 Euro die Stange an. Die kosten bei Alcampo in Teneriffa keine 15 Euro.
Etwas unangenehm an Bord ist die penetrante Werbung für die Ausflüge. Diese erscheinen mir schwer überteuert und es nehmen wohl deswegen auch nur eine kleine Anzahl der Gäste daran teil.

Tag 3
Auf so einem Schiff vergeht die Zeit rasend schnell. Nachdem wir gestern eine Autovermietung suchten und nicht gefunden haben, hatten wir beschlossen, so eine „Hop on Hop off“ Sightseeing Tour zu machen. Nehmen Sie den roten Bus, der hat eine größere und bessere Route als der Gelbe! Preis 12 Euro p.P.

Am morgen gingen wir frühstücken, ins Marktplatz Restaurant. Sie müssen sich einen freien Platz suchen und es ist eigentlich nie was frei. Also setzt man sich zu fremden Leuten an 10er Tischen, was okay ist, weil die Leute an Bord weniger aufdringlich als bei Robinson oder Aldiana sind. Man unterhält sich auch nicht über vorherige Touren wie das in den anderen Clubs gerne gemacht wird. Eindecken müssen Sie für sich selber. Auf dem Tisch steht ein Gestell mit Besteck und Servietten sowie die berüchtigten Thermoskanne mit Kaffee. Die Kellner kommen nur zum Abräumen und zum Besteck nachfüllen. Bestecknachfüllen ist eine laute und unangenehme Tätigkeit für den Gast. Der Kellner drückt sich an Sie und hängt scheppernd das Besteck an den „Galgen“. Dabei kommt auch mal der Finger auf die Schneide … Nun ja, es ist ein Urlaubsschiff.

Das Angebot ist jeden Tag identisch. Es wird nichts in den Häfen gekauft. Und das ist schade. Es scheint so, als ob die AIDA einmal die Woche mehrere Container aus Deutschland bekommt. Selbst bei dem spanischen Schinken ist ein dt. Etikett „Spanischer Landschinken“ drauf.
Man fragt sich, wieso gar nichts vor Ort gekauft wird. Die AIDA, die sich dem Umweltschutz so verpflichtet fühlt, lässt alle Waren aus Deutschland kommen. Dann kommt es zu den irrsten Merkwürdigkeiten. Auf Teneriffa gibt es fantastisch süsse, rosa Grapefruits (Pink Pomelo). Von aussen sind sie nicht ansprechend, aber der Inhalt ist sensationell. An Bord gibt es auch Grapefruits. Sogar rosa. Sie schmecken nicht besonders, sie haben einen Sticker der besagt „Jaffa, Israel“. Das ist doch Wahnsinn! Nicht nur eine Umweltsauerei, sondern den Passagieren entgeht kulinarisch soviel. Nämlich die örtlichen Spezialitäten. Und auf Madeira gibt es so leckere Sachen, wie Sie gleich erfahren werden! Ist es wirklich preiswerter, die Sachen von Deutschland zu versenden, als lokal zu erwerben? Wir sind enttäuscht.

Nach dem Frühstück ging es dann los. 20 Minuten zu den Sightseeing Bussen. Wie schon geschrieben, zu den Roten! Man erhält einen Kopfhörer wie im Charterflieger und kann dann aus 21 Sprachen wählen. Leider sagt der Ansager nie, ob man rechts oder links gucken sollte, so das viele Rätsel bleiben, was die Tour fast noch interessanter macht.
Wir entscheiden uns, an der Markthalle auszusteigen. Eine gute Entscheidung, wie wir sofort feststellten. Neben dem üblichen Angebot, gab es doch einige Früchte, die wir noch nicht so kannten. So gab es drei Sorten Maracuja. Die dunkle Passionsfrucht, wie sie auch in Deutschland zu haben ist, die gelb-grüne Pachitas, wie sie auch auf Teneriffa vorkommen und die sensationellen süssen Maracuja Bananen. Außerdem gibt es „Kirschen“, die aber eine warzige Oberfläche haben, sowie „Tomato ingles“ in süß und herb. Die Mangos schmecken sensationell. Einige Obsthändler bieten sehr aufdringlich Proben an, diese Händler verkaufen zum dreifachen des üblichen Preises. Schade, dass die Markthändler nicht, wie z.B. in Barcelona, gleich zubereitete Früchte anbieten. Wir dürfen ja aufs Schiff noch nicht einmal ein Messer mitbringen!Zu Schade. Und zu Schade, dass sich nicht ein einziges dieser leckeren Obstsorten auf unserem Büffet wiederfinden kann!

Ein Teil der Markthalle ist den Fischhändlern vorbehalten. Führend ist hier der lokal so beliebte Espada (Degenfisch). Man kann auch nur Espada Köpfe kaufen. Die Zähne sehen furchterregend aus! Offenbar ein Raubfisch. Gegenüber der Fischhalle lacht uns eine Kneipe an. Also gleich rein, einen wunderbaren Galao (portugiesischer Latte Macchiato) bestellt und den leckersten, frisch gepressten Orangensaft der Fahrt. Für zusammen 2,10 Euro!

Als wir gerade die Markthalle verlassen wollte, kam bereits der rote Bus, der uns mitnahm. Wir waren auf dem Oberdeck in der ersten Reihe und ließen uns durch die Stadt schaukeln. Die Busse scheinen ehemalige Berliner BVG Busse zu sein, die man zum Cabrio umbaute. Die alten Aufkleber verraten es. Jetzt besichtigten wir bequem vom Bus Funchal. Eine süsse, sympathische Stadt. Nach einer Stunde Stadtrundfahrt verliessen wir den Bus am Reids Palace Hotel, dem bekanntesten 5 Sterne Haus auf Madeira, um zu lunchen. Der Portier brachte zum Fahrstuhl, mit dem wir 6 Etagen tiefer zum Pool fuhren. Auf dem Weg stellten wir fest, dass das Haus schwer verstaubt ist und müffelte, müffelte sogar stark. Da wollen wir nicht wohnen! Im Restaurant war kaum Betrieb, vielleicht fünf Tische besetzt. Es wurde ein Buffet (29 Euro) und a la carte angeboten. Das Buffet sah Klasse und so hochwertig aus. So eins hätten wir gerne auf dem Schiff gehabt! Es gab sogar eine Grillstation. Und das Desertbuffet … der Patissier des Hauses weiß was er tut. Meine kulinarisch sehr interessierte Tochter wollte jedoch die lokale Spezialität Espada (Degenfisch) probieren. Er sollte nach Madeira Art gemacht werden. Ich entschied mich für einen Nicoise mit frischen Tunfisch. Der Nicoise (18 Euro) war klassisch, den Tun musste ich zurückgehen lassen, weil er totgebraten wurde. Nach sehr langer Zeit bekam ich akzeptablen Ersatz. Meiner Tochter mundete der Espada in Passionsfruchtsosse (26,50 Euro), mir war die Sauce zu süss. Sie war aber hochzufrieden. Mit einer Literflasche Wasser (6,50 Euro) zahlten wir 51 Euro und waren zufrieden. Besser als gestern im Buffallo Steakhouse, nicht zu vergleichen.

Der Blick vom Reids auf die Bucht von Funchal ist sehr schön gewesen.

Gerade als wir das Reids verlassen haben, tauchte auch schon unser roter Bus auf. Freundlicherweise lies uns der Fahrer am Hafeneingang raus. Die Portugiesen können so flexibel sein! Es war nun 15.30 Uhr, ich überlegte, ob ich schnell mein Netbook hole und zum Hafen laufe, um meine emails in der FREE WIFI Zone, von denen es soviel in Funchal gibt, hole. Ich hatte keine Lust. Lieber sitze ich auf meiner Terrasse und gucke mir den Yachthafen beim Schreiben meiner Erlebnisse der ersten Kreuzfahrt an. Es ist schön hier an Bord. Und Funchal war auch schön! Jetzt geht es nach La Palma.

Unsere Entscheidung, nicht einen Mietwagen zu nehmen, war gut. Statt hektisch über die Insel zu düsen, konnten wir entspannt einen Teil von Funchal kennen lernen. Wir werden es wohl auch auf den folgenden Etappen genauso handhaben, da wir dort jeweils viel kürzer sind.

Die AIDA bietet auch eine Fülle von Ausflügen an. Von Biking, Tauchen über Golf und Sightseeing bis zu Badetouren. Mir erscheinen die Ausflüge jedoch alle etwas teuer. Und AIDA vermittelt die Ausflüge auch nur. Ich hatte den Eindruck, die meisten Gäste besuchten die Stadt individuell. So wollten wir es auch machen.

Abends ging es in das „Weite Welt“ Restaurant. Ich habe mich mit den Restaurants arrangiert. Ich esse nur Salat, mache mein Dressing selber – es gibt Essig & Öl – und ital. Coppa, spanischen Schinken, sowie Antipasti, wie z.B. Carpaccio vom Rind. Alles was verarbeitet ist, meide ich in der Regel. Das ist ganz okay, ich wusste ja, dass es keine Schlemmerreise wird. Viele Mitreisende sehen das anders, diese sind von den opulenten Buffets begeistert.

Lesen Sie morgen, wie es uns auf der Kanaren Insel La Palma erging!

Teil 1: www.gourmet-report.de/artikel/334919/Meine-erste-Kreuzfahrt/
Teil 2: www.gourmet-report.de/artikel/334920/Meine-erste-Kreuzfahrt-Teil2-Madeira/
Teil 3: www.gourmet-report.de/artikel/334921/Meine-erste-Kreuzfahrt-Teil3-La-Palma/
Teil 4: www.gourmet-report.de/artikel/334922/Meine-erste-Kreuzfahrt-Teil-4-Lanzarote.html

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