Meine erste Kreuzfahrt führte mich auf die AIDAluna auf Kanaren / Madeira Tour – Kulinarisch ist das Schiff absolut uninteressant, aber sehr erholsam – Ein Reisebericht von Christian Romanowski
„Die Damen werden Dich lieben“, meinte eine gute Freundin; ein Freund sagte: „Du kommst ja in das Alter“. Ein Dritter meinte: „AIDA? Auf das Rentnerschiff?“
Nun ja, das sind die Vorurteile. Ich buchte trotzdem eine Balkonkabine au der AIDAluna, die eine 7tägige Madeira / Kanarenrundfahrt macht. Schon die Buchung ist ganz anders als gewohnt, man kann Kabinen festbuchen, was deutlich teurer ist, oder im Variotarif, der günstiger ist. Ich zahlte ca. 1400 Euro für meine Kabine für 2 Personen und ich nahm meine 15jährige Tochter noch Last-Minute mit und zahlte für sie 400 Euro für eine Innenkabine. Gut bedient wurde ich von dem Online Reisebüro Cruise Pool ( www.cruisepool.com ). Empfehlenswert sind die Balkon-Kabinen auf Deck 6, da sie die größten Balkone und Glasschutz haben.
Im Vorfeld fragte ich die Presseabteilung nach Infos über die Küchenkonzepte. Man war nicht sehr interessiert. Ich sagte dann, kein Problem, ich spreche an Bord mit dem Küchenchef. Dafür braucht man jedoch eine Genehmigung. Jetzt war ich nicht mehr sehr interessiert. Darf ein Abteilungsleiter noch nicht einmal selbständig Infos geben? Warum das so ist erfahren Sie später.
Auf Teneriffa ging es ab 16 Uhr an Bord. Wie in israelischen Hotels wurden wir gefilzt, ob wir nicht Waffen, Alkohol oder Messer an Bord bringen. Das war dann nach jedem Landgang so.
Meine Kabine ist durchaus ansprechend. 4 Sterne Niveau würde ích sagen. Natürlich alles etwas klein, aber okay. Ich habe wohl eine relativ große Kabine bekommen, mit großem Balkon. Das Bad etwas klein. Der Stauraum wäre für die drei Leute für die die Kabine konzepiert ist, speziell, wenn Damen ihre Kosmetik dabei hätten, etwas wenig. Drei ist die maximale Belegung dieser Kabine. Alleine ist es aber prima. Zu Zweit wäre es schon eng.
Meine Tochter hatte es nicht ganz so toll erwischt. Sie hat eine 4 Bettkabine zur Alleinnutzung, 2 Betten sind aus der Wand ausklappbar. Und da Innenkabine naturgemäß kein Fenster. Preis-Leistung stimmen aber. Die Kabine ist etwas kleiner als meine. Zu Viert möchte ich da nicht wohnen … Dann dürfte es sehr eng werden. Speziell im Mini-Badezimmer. Ehrlich gesagt möchte ich da auch nicht alleine wohnen. Tageslicht ist doch was Feines! Jedoch war das Last Minute Angebot (Kinderpreis etc) sehr günstig mit 400 Euro Vollpension für die Woche.
Außer einer angeschraubten Seife, die auch Shampoo und Bodylotion ist, gibt es keine weiteren Amenities im Bad. Im Schlafzimmer gibt es Stift und Block am Minischreibtisch, auf dem auch das einzige Telefon mit sehr kurzer – zu kurzer – Strippe platziert ist.
Für jeden Gast hat AIDA ein Badehandtuch und einen Bademantel bereit gelegt.
Die Kabine hat eine gute Sauberkeit, die Bettwäsche hatte jedoch deutliche Flecken, ebenso wie der Teppich, der mal dringend shamponiert werden sollte. Auf dem Balkon waren lange schwarze Haare. Auf Bitten und einem Trinkgeld erledigte der philippinische Steward die Probleme schnell.
Irgendwie verpassten wir am Anfang die geführten Schiffsrundgänge, so dass wir alleine das Schiff anguckten. So ein Schiff ist schon imposant. Obwohl es ziemlich groß ist, kennt man trotzdem alles schnell. Es ist wie eins dieser supergroßen Hotels, mit Läden und Casino, Wellnessbereich etc. Die AIDA hat auch Platz für 2500 Menschen und 600 Mann Besatzung.
Kulinarik
Es gibt 7 Restaurants, davon vier mit 100 % Selbstbedienungsbuffets. Drei weitere Restaurants sind mit Zuzahlung. Eines davon ist die Sushibar. Da hier der Fisch bereits vorportioniert und gefächert gezeigt wurde, verzichteten wir auf einen Besuch.
Ein weiteres ist das Gourmet Restaurant „Rossini“. Wir hörten eine Schiffsführerin erzählen, dass es ein 5 Sterne Superior Restaurant sein soll. Was das wohl ist?
Da uns das täglich Menu vom Sonntag nicht gefiel, haben wir ein 11gängiges Degustationsmenü am Dienstag gewählt. Wir wurden verwarnt, pünktlich um 18.30 Uhr zu kommen, da die Köche jeden Gang nur zusammen für alle schicken könnte. Leider können wir keinen Tisch auswählen, das bestimme die Restaurantleiterin. Nun ja, wir sind gespannt! Wir hatten ja noch nie in einem 5 Sterne Restaurant gegessen. Das muss dann so gut sein wie bei Sven Elverfeld und Henri Bach zusammen! Besser als bei Ferran oder Heston 😉 Mehr dann später, wenn wir dort gewesen sind.
Das dritte Bezahlrestaurant ist ein Steakhaus, wo es neben Wagyu und Bison auch ein „normales“ Steak Angebot gibt. Alle Steaks sollen aus einer Farm in Nebraska, USA kommen.
Heute, am Tag 1, ging es erst einmal ins Buffalo Steakhaus.
Supernette Bedienung! Aber die Steaks – eine einzige Enttäuschung! Wir hatten Bison und ein normales Filet Mignon. Das Bisonfilet war irgendwie saft- und kraftlos. Und der Bison muss an Altersschwäche gestorben sein. Selten so ein zähes Filet gehabt. Auch das Filet Mignon war substandard. Blockhouse kann es besser. Ob es daran liegt, dass die Steaks nicht auf einem Grill, sondern nur auf einer elektrischen Griddleplatte zubereitet werden? Steaksaucen gab es nur sehr süsse, original Amerikanische. Jedoch keine Klassiker wie HP oder Sauce 57. Unser Urteil: Bedienung 2+, Essen 4-, Ambiente 2.
Wir zahlten nur für die Steaks und Wasser über 50 Euro. Vorab gab es einen nichtssagenden Salat, überwiegend aus Mais und Kidneybohnen. Das war inkludiert. Zum Steak gab es eine gebackene Kartoffel mit Sourcream, die Kartoffel schmeckte wie Brei und die Sourcream war auch nicht der Reißer.
Fazit: Absolut uninterssant. Da brauchen wir nicht mehr hin!
Bereits am ersten Tag besichtigten wir auch alle vier kostenlosen Buffet-Restaurants. Das ital. Restaurant erschien uns unakzeptabel. Die Pizza sah aus wie ein Käsefladen, die Nudeln langweilig. Vielleicht gehen wir ein anderes Mal doch dahin, weil dieses Restaurant als einziges bis Mitternacht geöffnet hat. Alle anderen schleissen um 21 Uhr. Start ist 18 Uhr.
Auch das nebenanliegende „Bellavista“ empfanden wir als bessere Kantine. Die Nudeln sahen teilweise vertrocknet aus. Nicht ansprechend trotz engagiertem Team.
Ein Deck tiefer lag das riesige „Weite Welt Restaurant“. Leider sah auch hier vieles nach Convenience aus. Das Fleisch war ganz sicher TK Ware. Nichts, was einen wirklich anmachte. Selbst das Salatbüffet können Ketten wie Maredo deutlich ansprechender gestalten. Auch der Fisch (z.B. Seelachs) sah nach TK aus.
Ein weiteres Deck tiefer gab es den „Marktplatz“. Eigentlich ein ähnliches Konzept wie das Weltentestaurant, hier jedoch mit dem Highlight Schinkentheke. Am Abend gab es hier Lomo Iberico und frisch aufgeschnittenen Serrano, sowie anderen spanischen Landschinken. In der Auslage hängt auch ein kompletter Bellota. Ich hoffe, der muß auch bald dran glauben!
Ansonsten alles uninteressant.
Der Feinschmecker braucht also keine Angst zu haben, auf der AIDA dick zu werden. Die anderen, weniger Anspruchsvollen, finden die Auswahl prima und essen oft für drei.
Gegen 20 Uhr lief der Riesenkahn dann aus dem Hafen von Santa Cruz de Tenerife Richtung Madeira. Es war schön, auf dem Balkon zu sitzen und Teneriffa langsam verschwinden zu sehen. Dann war nichts mehr da. Nur noch tiefschwarzes Meer. Mein Tochter baumelte selig in der Hängematte, die auf dem Balkon zur Verfügung steht. Sehr gute Idee von den AIDA Leuten!
Lesen Sie morgen, wie wir das liebevoll zubereitete Essen in Reeds Palace, Madeira geniessen und vieles mehr …
Alle 4 Teile des Reiseberichts:
Teil 1: www.gourmet-report.de/artikel/334919/Meine-erste-Kreuzfahrt/
Teil 2: www.gourmet-report.de/artikel/334920/Meine-erste-Kreuzfahrt-Teil2-Madeira/
Teil 3: www.gourmet-report.de/artikel/334921/Meine-erste-Kreuzfahrt-Teil3-La-Palma/
Teil 4: www.gourmet-report.de/artikel/334922/Meine-erste-Kreuzfahrt-Teil-4-Lanzarote.html