Ein kleiner Überblick über die heißesten Bars in der Hauptstadt
In den vergangenen 15 Jahren hat die
Vielfalt der Berliner Barszene stark
zugenommen. Eine Reihe ambitionierter
Lokale hat neu eröffnet, von denen einige
bereits international ausgezeichnet
wurden. Ob elegante Hotelbar, geheime
Speak-Easy-Bar oder die Bar mit der
weltweit größten Auswahl an Rum und Gin
– Berlin lässt für Cocktailfans und
Liebhaber gepflegter Trinkkultur keine
Wünsche offen.
Die Klassiker
Bei allen Neueröffnungen – zwei Bars sind
schon seit der Zeit vor der Wende
Institutionen der Berliner Barlandschaft.
Die älteste Bar und ein Original ist der
Rum Trader in der Fasanenstraße 40 in
Charlottenburg im alten West-Berlin. Die
Bar wurde 1976 eröffnet, ist nur 28
Quadratmeter groß und bietet Platz für
höchstens 20 Gäste. Eine Reservierung ist
unbedingt zu empfehlen (Tel. 030 /881 14
28). Im Rum Trader gibt es keine
Getränkekarte. Barmann Gregor Scholl
legt Wert darauf, ein Gespräch mit dem
Gast zu führen und ihm dann ein Getränk
vorzuschlagen. Rum und Gin sind zwei
der Hauptzutaten seiner Cocktails.
Zu den Klassikern der Berliner Barkultur
gehört auch die Bar am Lützowplatz. Sie
feiert im Juni 2010 ihren 20. Geburtstag
und war eine der ersten American Bars in
Berlin, die nicht in einem Hotel integriert
sind. Der mit 16 Metern längste Tresen
Berlins lenkt in dem schlauchartigen Raum
die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche –
die Cocktails. Insgesamt stehen rund 150,
vor allem klassische Rezepturen, auf der
Karte. www.baramluetowplatz.com
Schöneberg, ein Nukleus gehobener
Barkultur
In Schöneberg, dem West-Berliner Szene-
Kiez, gibt es neben der Bar am
Lützowplatz noch eine Reihe anderer,
renommierter Bars. Das Green Door in
der Winterfeldtstraße war 1995 die erste
Bar einer neuen Generation. Die Besucher
erwartet ein schräges Ambiente mit einer
wellenförmigen Wand, blau-weiß-karierten
und braun marmorierten Wänden sowie
einem weißen Cockerspaniel auf dem
Tresen. Die Barkeeper haben bis zu 500
Kreationen in ihrem Repertoire.
www.greendoor.de
Die Victoria Bar in der Potsdamer Straße
wurde 2001 von Stefan Weber, dem
ersten Barkeeper des Green Doors,
gegründet. Die im Retro-Stil eingerichtete
Lounge-Bar ist seither eine Institution der
Berliner Szene. Neben Cocktails werden
in der mehrfach ausgezeichneten Bar
auch Klassiker der amerikanischen
Hotelbarküche wie Caesars Salad oder ein
Clubsandwich angeboten. Zudem besitzt
die Bar eine kleine Kunstsammlung.
www.victoriabar.de
Erst zwei Jahre alt ist der Lebensstern
über dem Café Einstein in der
Kurfürstenstraße, die Bar wurde aber
bereits cineastisch geadelt. Quentin
Tarantino drehte hier Szenen seines
Filmes „Inglorious Basterds“. Bekannt ist
die Bar aber noch aus einem anderen
Grund: Mit 580 Sorten Rum und 140
Sorten Gin hält sie einen Rekord.
Nirgendwo auf der Welt bietet eine Bar
mehr unterschiedliche Sorten der beiden
Spirituosen an.
www.cafeeinstein.com/lebenssterncocktailbar-
im-einstein
Wer das Stagger Lee in der Nollendorfstraße
betritt, begibt sich auf eine Zeitreise
in den Wilden Westen. Benannt ist die
neueröffnete Bar nach einem Verbrecher
aus dem St. Louis des 19. Jahrhunderts,
dem zahlreiche Blues-Songs gewidmet
wurden. Die knapp 40 Drinks auf der Karte
tragen passenderweise Namen wie
„Magnificent Seven“, „Rough Riders“ oder
„The Wild Bunch“. www.staggerlee.de
Hier trinkt die Mitte-Szene
Nach der Wende mauserte sich das
östliche Zentrum Berlins zum hippen
Szene-Stadtteil, in dem auch zahlreiche
neue Bars entstanden. Die Riva Bar, ein
moderner Klassiker der Mitte-Szene,
bekommt immer wieder Bestnoten – für
ihre rund 160 Mixgetränke ebenso wie für
die Raumgestaltung. Untergebracht ist sie
in einem ausgebauten S-Bahn-Bogen in
der Nähe des Hackeschen Marktes.
www.riva-berlin.de
Im Reingold in der etwas abgelegeneren
Novalisstraße geht es lauter zu. DJs legen
am Wochenende Musik auf. Die
Barkeeper tragen Hosenträger und
beherrschen sowohl die Klassiker als auch
die neuesten Cocktail-Trends. Barchef
David Wiedemann verbringt eineinhalb
Stunden pro Tag mit der Eisproduktion. Er
stellt aus Mineralwasser Kugeln und
Würfel in vier verschiedenen Größen her.
www.reingold.de
Ein sehr edles und elegantes Ambiente
bietet die Newton Bar am Gendarmenmarkt,
die auch tagsüber geöffnet ist. Das
weltweit größte Newton-Foto in Privatbesitz,
„Big Nudes“, bedeckt hier gleich
eine ganze Wand. Die nackten Frauen in
Highheels geben der ansonsten sehr
stilvollen, von Hans Kollhoff mit schwarzen
Marmorwänden und riesigen Ledergarnituren
gestalteten Bar, einen verruchten
Touch. www.newton-bar.de
Die derzeit wohl angesagteste Bar, mit der
zugleich härtesten Türpolitik, ist das
Tausend am Schiffbauerdamm. Man
findet es nur, wenn man genau weiß, wo
man suchen muss. Kein Licht, kein
Kneipenschild, keine Klingel weisen den
Weg. Wer die Eisentür unter dem
Bahnviadukt gefunden hat, muss erst mal
am Türsteher vorbei. Ist das geschafft,
betritt man einen Raum im klassischen
80er-Jahre Clubdesign mit viel Metall und
Glas. Auf der Karte finden sich viele
Champagner- und Wodkacocktails. Zu
später Stunde wird das Tausend zur
Tanzbar. Die Musik, deren Spektrum von
Jazz bis Melodic House reicht, ist fast
immer live. www.tausendberlin.de
Noch ein echter Geheimtipp ist die
neueröffnete Admirals Absinth-Bar im
Admiralspalast an der Friedrichstraße.
Über eine Treppe im Hof erreicht man die
Bar, bei der man klingeln muss, um
eingelassen zu werden. Innen fühlt man
sich sofort in die Zwanziger Jahre zurückversetzt,
was am schummrigen Ambiente
und an der Musik liegt.
www.admiralspalast.de
Trinkkultur im Ostteil der Stadt
Wer neue Kreationen bevorzugt, wird in
der Saphire Bar in der Bötzowstraße im
Ortsteil Prenzlauer Berg fündig. Die Karte
der modernen, stilvollen Bar liest sich wie
ein Gedicht: Die 300 Cocktails tragen so
poetische Namen wie „Mumien aus Eis“,
„Schneegestöber im Sperrgebiet“ oder
„Wüstenpicknick zum Sonnenaufgang“.
www.saphirebar.de
Ebenfalls in Prenzlauer Berg, in der
Pappelallee, befindet sich die Bar
Becketts Kopf. In der „Bar zur
Verfeinerung der Sinne“ erinnern sich die
Barkeeper an die Anfänge der Cocktailkultur
vor mehr als 200 Jahren und die
goldene Ära zwischen 1889 und 1920
zurück. Als Karte dienen Suhrkamp-
Taschenbücher des irischen Schriftstellers
Samuel Beckett, dessen Konterfei auch
die Eingangstür ziert. www.beckettskopf.de
Im studentisch geprägten Ortsteil Friedrichshain
finden sich zahlreiche Bars,
darunter aber nur wenige, in denen
gehobene Cocktailkultur zelebriert wird.
Das 2001 eröffnete CSA ist eine solche.
Am Prachtboulevard Karl-Marx-Allee gelegen
befindet sie sich im ehemaligen
Büro der tschechischen Fluggesellschaft
CSA. Die Räume aus den 60er-Jahren
sind noch erhalten und geben der Bar ein
schlichtes, elegantes Retroflair. www.csabar.de
Legendäre und neue Hotelbars
Die Vox-Bar gehört zum Grand Hyatt
Hotel am Potsdamer Platz. Mit mehr als
250 Sorten zählt sie zu den Bars mit der
größten Whiskeyauswahl in Deutschland.
Dunkler Parkettboden und die elegante
Lounge-Bestuhlung schaffen eine warme
Atmosphäre. Eine Collage aus Schwarzweiß-
Fotos bekannter Jazzlegenden bietet
den internationalen Musikern, die montags
bis sonnabends ab 22 Uhr live Jazz und
Blues spielen, eine stimmungsvolle Kulisse.
www.vox-restaurant.de
Harry’s New York Bar wurde 1988 als
Ableger der gleichnamigen Bar in Paris im
Hotel Esplanade am Lützowufer eröffnet.
Auf der Karte stehen Cocktails wie „Bloody
Marry“ oder „Side Car“, die von Harry oder
in Harry’s Bar kreiert wurden und nach
Originalrezept gemixt werden. Alle Drinks
werden auch zum Mitnehmen in der
Flasche angeboten.
www.esplanade.de/gastronomie/harry-snew-
york.bar
Der mehrfach als „Barkeeper des Jahres“
ausgezeichnete Andreas Lanninger hat im
Albion-Hotel in Moabit seine eigene Bar.
Das Lanninger hat einen 14 Meter langen
Tresen und öffnet bereits zur Mittagszeit.
Die Karte bietet 200 Drinks, darunter
etliche Eigenkreationen, der teuerste
Cocktail kostet 175 Euro.
www.lanninger.de
Die neueste Hotelbar mit Potential zum
Szene-Ort ist die des Amano Hotels in
der Auguststraße in Mitte – das liegt
daran, dass sie vom Betreiber der Bar
Tausend bespielt wird. Es gibt exzellente
Drinks, aber anders als im Tausend
keinen Türsteher. Besonderen Anklang
findet die erst im August 2009 eröffnete
Bar bei Künstlern und Kreativen.
www.hotel-amano.com