Neues aus der Bio-Branche
iChoc, Dinkel-Chai-Muesli und African kick – große Zahl von Neukreationen auf der BioFach zu bewundern
Professor Simonetta Carbonaro verlangte ihren Zuhörern das Letzte ab. Eine Abbildung nach der anderen jagte die Konsumpsychologin von der Universität Boras/Schweden auf der Eröffnungsfeier der Leitmesse der Bio-Branche BioFach 2010. Ihr Thema war kein geringeres als den Weg zu einer „glücklichen Bescheidenheit“ aufzuzeigen. Die stelle sich nämlich ein, wenn man den Teufelskreis von Preisverfall, Stückkostenreduzierung und Innovationsdruck aufgäbe, um einen tief greifenden Wandel der Konsumkultur auszulösen. Bio könne sich hier als Gestalter des Spannungsverhältnisses zwischen Essen als ökonomischem Faktor und seinen gesundheitlichen, ökologischen und sozialen Aspekten profilieren. Vorausgesetzt man nehme vom Weg in die eigene Industrialisierung Abstand.
Nach Einschätzung von Dr. Robert Kloos, Staatssekretär im Bundesernährungsministerium sind low input-Verfahren wie der ökologische Landbau mit geringem Betriebsmitteleinsatz aus lokalen Ressourcen ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz. Auch zur Sicherung der Welternährung spräche einiges für die biologische Landwirtschaft.
Auf der Messe selber konnten sich über 40 000 Fachbesucher an der innovativen Kraft der Bio-Branche freuen. Schokolade im iPod Format für die Generation 2.0, exotische Müslis für den polyglotten Genießer, Käse für den Bio-Fußballfan … die Zahl der Neu-Kreationen war beachtlich. Ob immer sinnvoll, sei dahingestellt. Sinnstiftend war in jedem Fall, dass die Messe mit dem Thema des Jahres „Organic+Fair“ die faire Produktion und den Handel mit Bio-Produkten ins Zentrum gestellt hatte. Der Mehrwert von Bio, der von den Konsumenten zunehmend eingefordert wird, konnte hier eindrucksvoll dargestellt werden. Dazu gab es auch im vielfältigen Kongressprogramm genügend Gelegenheit.
Wer im Vorfeld der BioFach wissen wollte, wie es um die gesamte Branche bestellt ist, sah sich zum großen Teil sehr widersprüchlichen Aussagen gegenüber. Hat Bio nun der Krise getrotzt, wie die Einen titeln oder ist der Umsatz quasi eingebrochen, wie die Anderen vermelden? Unterschiedliche Erhebung von Zahlen und verschiedene Arten ihrer Interpretation führten zu medialer Konfusion. Den Ausstellern und Händlern schien das letztlich egal zu sein. Laut einer Befragung erwarten fast alle ein sehr gutes Nachmesse-Ergebnis.
aid, Britta Klein