Exportweltmeister Deutschland wird auch beim Tee
seinem guten Ruf gerecht: Erstmals wurde mehr als die Hälfte des 2005
importierten Tees hierzulande veredelt und als hochwertige
Spezialität wieder ausgeführt.
Dabei setzen vor allem Amerikaner,
Russen und die Teetrinkernation England auf Tee-Qualität „Made in
Germany“.
Als Motor des Exports erwies sich Grüntee – das
Trendgetränk der Wellness-Welle – mit einem Zuwachs von fast 25
Prozent. Auch mit dem Inlandsgeschäft ist die deutsche Teewirtschaft
insgesamt zufrieden: „In einem sehr schwierigen Marktumfeld konnten
wir das Absatzvolumen mit einem Plus von 1 Prozent auf hohem Niveau
halten“, sagt Jochen Spethmann, Vorsitzender des Deutschen
Teeverbandes.
Damit hat sich die Teewirtschaft überproportional zum
Markt entwickelt, der laut GfK im Bereich Heißgetränke 2005 ein
Absatzminus von 5 Prozent ausweist. Über 18.000 Tonnen Tee wurden
2005 in Deutschland verkauft, durchschnittlich knapp 25,5 Liter Tee
genießt jeder Bundesbürger pro Jahr.
Einkaufsquellen: Fachgeschäfte vor Discountern
Rekordhalter im Wettbewerb der Regionen sind unverändert die
Ostfriesen: Sie gelten als anspruchsvollste Teetrinker der Nation und
bringen es beim Pro-Kopf-Verzehr auf stattliche 288 Liter. Damit
liegt Ostfriesland weltweit auf Platz vier hinter Irland (328 Liter),
Libyen und Katar.
Wichtigste Einkaufsquelle bleibt der klassische
Lebensmittel-Einzelhandel mit einem gegenüber dem Vorjahr nahezu
unveränderten Marktanteil von 41,8 Prozent (7.562 Tonnen). Den
zweiten Platz konnten sich die Tee-Fachgeschäfte erobern, die ihren
Marktanteil gegenüber Vorjahr um fast 2 Punkte auf 18,1 Prozent
(3.274 Tonnen) ausbauten und damit die Discounter (18,0 Prozent,
3.256 Tonnen) knapp auf Platz 3 verwiesen. Hier scheinen die
kompetente Beratung und die Breite des Spezialitäten-Sortiments eine
wichtige Rolle zu spielen.
Favorit in der Gunst der deutschen Verbraucher ist nach wie vor
Schwarztee mit 77 Prozent (Vorjahr 81 Prozent); auf Grüntee entfallen
23 Prozent (Vorjahr 19 Prozent). Die Verschiebung zugunsten von
Grüntee geht nach Einschätzung der Teewirtschaft nicht zuletzt auf
den Weißen Tee zurück, der als Spezialität entdeckt und vermehrt
nachgefragt wurde. Bei der Wahl zwischen losem Tee und Aufgussbeutel
bleibt die Relation unverändert bei 60 zu 40 Prozent.
Deutschland ist internationale Drehscheibe
Die weltweite Tee-Wirtschaft richtete 2005 ein besonderes
Augenmerk auf Deutschland: Im Februar fand hier auf Einladung des
Deutschen Teeverbandes die Internationale Tee-Fachkonferenz statt,
bei der sich Vertreter der Ursprungsländer über die Entwicklungen in
der EU-Gesetzgebung informierten. Im September 2005 folgte mit dem
„Tea & Coffee Worldcup“ in Hamburg eine beeindruckende Leistungsschau
der internationalen Tee- und Kaffee-Wirtschaft. Ebenfalls im
September wurde Jochen Spethmann zum Präsidenten des European Tea
Committee gewählt, dem Dachverband der europäischen Teewirtschaft,
der seit Juni 2004 in der Hansestadt Hamburg seinen Sitz hat.
Die besondere Reputation der deutschen Unternehmen im
internationalen Markt resultiert aus der hohen Qualität der
hierzulande veredelten Tees. Deutsche Tea-Taster genießen Weltruhm
für ihr Know-how bei der Entwicklung von neuen Mischungen und
Geschmacksrichtungen sowie ihr gutes Gespür für Erfolg versprechende
Trends – in einem zunehmend unter Innovationsdruck stehenden Markt
für Heißgetränke ein deutlicher Wettbewerbsvorteil. Hinzu kommt die
traditionell enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der deutschen
Unternehmen mit den Partnern in den Ursprungsländern.
Im Geschäftsjahr 2005 legte der Tee-Export aus Deutschland mit
22.127 Tonnen (Vorjahr 21.637 Tonnen) um 2,3 Prozent zu und setzt
damit den seit mehreren Jahren positiven Trend ungebrochen fort. Von
den 41.691 Tonnen Gesamteinfuhr nach Deutschland wurde damit mehr als
die Hälfte hierzulande veredelt und anschließend exportiert. Daraus
ergibt sich eine Inlandsverfügbarkeit von 19.564 Tonnen bei einem
Eigenverbrauch von 18.091 Tonnen. Die Differenz von rund 1.500 Tonnen
erklärt sich nach Aussage des Teeverbandes aus zum Jahreswechsel
vorhandenen und damit im Verbrauch noch nicht erfassten
Lagerbeständen.
Als wichtigstes Lieferland für Deutschland hat China im
vergangenen Jahr Indonesien abgelöst. Knapp ein Fünftel (8.225
Tonnen) der eingeführten Tees stammen aus dem Reich der Mitte. Dies
ist nicht zuletzt auf die hohe Nachfrage nach Grüntee (ab hier
gestrichen: „für die Veredelung und den Export“) zurückzuführen. Auf
den Plätzen drei und vier folgen die klassischen Ursprungsländer
Indien (6.216 Tonnen, knapp 15 Prozent Anteil) mit leichtem Zuwachs
und Sri Lanka (5.246 Tonnen, 12,6 Prozent), das erstmalig eine
rückläufige Tendenz seines Marktanteils hinnehmen musste und im
Ergebnis in etwa das Niveau von 2003 erreichte. „Indien und Sri Lanka
spielen für uns als Lieferanten hochwertiger Tees nach wie vor eine
dominierende Rolle“, betont Spethmann.
Indien bleibt größter Produzent, Kenia mit höchstem Exportanteil
Insgesamt wurden im Berichtsjahr weltweit 3.376.013 Tonnen Tee
produziert – das entspricht einem Wachstum von 7,2 Prozent. Tee
bleibt damit nach Wasser das beliebteste Getränk der Welt. Rund 46
Prozent der weltweiten Tee-Erzeugung waren für den Export bestimmt.
Der größte Produzent ist Indien – in den weltberühmten Anbaugebieten
Assam, Darjeeling, Dooars und Nilgiri wurden 927.984 Tonnen (Vorjahr
820.216 Tonnen) produziert. Davon verblieb allerdings der größte Teil
im Lande, 180.000 Tonnen gingen in den Export. Den ersten Platz als
Exporteur hält nach wie vor Kenia: Von 328.584 Tonnen Tee gelangte
mit 314.559 Tonnen fast die gesamte Ernte auf den Weltmarkt. Der
internationale Teehandel ist für das afrikanische Land ein
bedeutender Wirtschaftsfaktor. Umso mehr erfüllen die Folgen der
langen extremen Trockenheit vor Ort die kenianische Teewirtschaft,
aber auch die internationalen Märkte mit Sorge. Ernteausfälle haben
bereits zu deutlichen Preissteigerungen vor allem im angelsächsischen
Raum geführt.
Tee bedient aktuelle Verbraucherwünsche
Mobiler Genuss, Gesundheit aus der Tasse, grenzenlose
Geschmacksvielfalt – es gibt kaum einen aktuellen Verbrauchertrend,
den Tee nicht bedient. „Tee hat sein etwas antiquiertes Image
endgültig abgelegt und avanciert zum Trendgetränk der Szene“, fasst
Jochen Spethmann die Entwicklungen in internationalen Metropolen wie
Shanghai, Moskau und New York zusammen. Tea-Lounges sind Treffpunkte
der urbanen Szene, und fast täglich entstehen neue Ideen rund um das
zweitälteste Getränk der Welt: In den USA ist es Vodka mit
Tee-Geschmack, in China „Whisky-Grüntee“ und die Franzosen stehen auf
Fancy-Drinks wie Tee mit Pfeffer und Paprika. Schwarzer Tee mit
leichter Schokoladen-Note gilt (noch) als Geheimtipp, Eistee – nach
Original-Rezept – oder auch der indische Gewürzklassiker Chai sind
die Wiederentdeckungen der letzten Jahre.
Die deutsche Teewirtschaft ist daher optimistisch, sich in dem
schwierigen Marktumfeld der Heißgetränke auch zukünftig gut behaupten
zu können: „Wir stehen für exzellente Qualität sowie hohe
Innovationskraft und bedienen damit optimal die aktuellen
Verbraucherwünsche“, fasst Jochen Spethmann zusammen. Der
Wellness-Aspekt – Tee ist kalorienarm und reich an wertvollen
Inhaltsstoffen – sowie der exotische Zauber der unterschiedlichen
Herkunftsländer sind weitere Erfolgsfaktoren, mit denen die deutsche
Teewirtschaft speziell auch jüngere Verbraucher anspricht.