Der Jäger und die Sammlerin
Wenn Mann und Frau einkaufen gehen, treffen Gegensätze aufeinander. Die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Geschlechter beim Einkauf lassen sich aus Sicht der Evolution auf frühere Zeiten zurückführen, in denen die Menschen noch als Jäger und Sammler die Wälder durchstreiften. Das hat eine Studie der Universität von Michigan bestätigt. Die Wissenschaftler hatten nicht nur zahlreiche Untersuchungen ausgewertet, sondern auch Studenten per Internet zu ihren Einkaufsgewohnheiten und Einstellungen interviewt.
In früheren Zeiten waren die Rollen bei der Nahrungsbeschaffung zwischen den Geschlechtern klar verteilt: Die Männer gingen überwiegend auf die Jagd, um die Gemeinschaft mit Fleisch zu versorgen. Die Frauen hingegen sammelten in der näheren Umgebung pflanzliche Kost, Knollen, Nüsse und Pilze und kümmerten sich um die Kinder. Diese Arbeitsteilung hat im Laufe der Evolution zur Ausbildung von unterschiedlichen Fähigkeiten geführt, die sich offenbar noch heute auf das moderne Konsumverhalten auswirken. So kehrten Frauen in Jäger-Sammler-Gemeinschaften immer wieder an die Stelle zurück, an der sie einmal reich geerntet hatten. Sie mussten geschickt sein und Nahrung mit der richtigen Farbe und Beschaffenheit auswählen, die nährstoffreich und genießbar ist.
Überträgt man diese Fähigkeiten auf die moderne Gesellschaft, bedeutet das: Eine Frau weiß eher, wann und in welchem Geschäft ein Produkt im Angebot ist, vergleicht die Preise und verbringt mehr Zeit damit, die Qualität der Ware zu prüfen. Früher haben die Frauen täglich gemeinsam gesammelt und ihre Kinder einbezogen. Auch in der heutigen Zeit sind Frauen soziale Kontakte beim Einkauf wichtig. In einer unbekannten Stadt werden direkt die neuen Einkaufsmöglichkeiten ausgetestet, was Männer meist kaum interessiert. Denn Männer verfolgen beim Einkauf eine andere Strategie. Häufig haben sie ein bestimmtes Produkt im Kopf, kaufen es und möchten den Supermarkt anschließend schnell wieder verlassen. Das ist im weitesten Sinne mit dem Verhalten eines Jägers vergleichbar, der das Wild aufspürt, erlegt und das Fleisch so rasch wie möglich nach Hause bringt.
Natürlich treffen diese Einstellungen und Verhaltensweisen nicht auf jede Frau und jeden Mann zu, betonen die Wissenschaftler. Doch die Theorien können dazu beitragen, das andere Geschlecht besser zu verstehen und den nächsten Einkaufsbummel mit der besseren Hälfte etwas gelassener zu sehen.
aid, Heike Kreutz