Wein Mallorca – Bodega Butxet – Im Zweifel für den Wein
Santa Margalida im Rücken, die Straße gesäumt von blühenden Mandelbäumen, vorbei an hunderten von Rennradfahrern und schon begrüßt einen das Ortseingangsschild von Muro. Zwischen Can Picafort und Alcùdia gelegen haben wir Muro reich an interessanten Eindrücken schnell erreicht. Von unserem eigentlichen Ziel, der Bodega Butxet, ist jedoch weit und breit keine Spur. Hinweisschilder? Fehlanzeige. Also muss man auf die katalanischen Auskünfte der Bewohner vertrauen und einmal quer durch den Ort, an der Kirche vorbei, den Marktplatz auf der Rechten hinter sich lassen und den großen Kreisel am Ortsausgang an der dritten Ausfahrt Richtung Industriegebiet verlassen. Hier angekommen, hilft auch keine Auskunft mehr weiter. Nur der eigene kriminalistische Spürsinn und ein Quäntchen Glück führen uns schließlich durch die ellenlangen Felder bis zum gesuchten Weingut.
Warum ist jene, zwar junge aber dafür schon sehr namhafte Bodega nicht ausgeschildert? Zum einen liegt es wohl daran, dass die Bodega noch in der Wiege liegt. Erst 2004 wurde sie von Vater und Sohn Perellio gegründet und seitdem Stück für Stück aufgebaut. Der zweite Grund für eine orientierungslose Anfahrt ist die Philosophie der beiden. Denn das Weingut soll nicht als touristische Attraktion dienen, sondern als Werkstätte der Winzer, die Weine von höchster Qualität und mit eigenem Profil hervorbringt.
Erst mal angekommen, überrascht der erste Eindruck. Ein großes Feld, eigentlich mehr ein Acker, bietet Platz für das Gut und die sich anschließende Kelterhalle mit Barriquekeller. Hier dominieren Natursteine, traditionelle Farben und klare Linien. All dies ist brandneu und genau nach den Vorstellungen der Herren Perellio gestaltet. Obwohl noch etwas kahl, wirkt die Bodega zwischen traditioneller Natürlichkeit, modernstem Equipment und durchdachter Zweckmäßigkeit mehr als stimmig und einladend.
Llorenc, der Chef des Hauses, tut sein Übriges und zeigt uns stolz jeden Winkel. Auch wenn die Fertigstellung des Gutes für unsere fremden Augen noch nicht ersichtlich ist, durch Llorencs Erzählung fügt sich alles zu einem Bild zusammen. In seinen Gedanken ist das gesamte Weingut mit seinen 4 Hektar Rebfläche so gut wie fertig. Raum für Raum und Fass für Fass springt der Funke seiner Vision auch auf uns über.
Klar ist, dass sich das Vater-Sohn-Gespann hier einen Lebenstraum erfüllt hat. Vielleicht auch als kleine Flucht vor dem Alltag, denn wie so vieles hier überrascht uns auch die Vita des Winzers. Von Montag bis Freitag kümmert er sich als Anwalt um Recht und Anklagen. Doch, dass seine liebsten Mandanten die Reben im Weinberg und die neuen französischen Barriques im Keller sind, verraten uns die Augen des eher distanzierten und dennoch sympathischen Mallorquiners. Seine wirkliche Leidenschaft liegt fernab von Paragraphen, draußen auf dem Feld zwischen Merlot, Syrah und Rebenduft.
Als Winzer ist er Oenologe, Bauherr, Kaufmann, Marketingbeauftragter, Landwirt und König seines eigenen Land und Gutes zugleich. Tatkräftig unterstützt wird er dabei von seinem Vater, dem stolzen Bürgermeister von Muro.
Und die Arbeit trägt schnell Früchte, das beweisen die Weine ohne Zweifel. Sie sind tiefgründig, typisch, von hoher Qualität und ziehen national sowie international immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. So gewann der Cabernet Sauvignon 2006 bei der spanischen Weinmesse Iberowine 2007 verdientermaßen eine Silbermedaille.
Wir sind gespannt, wie sich Bodega und Weine entwickeln werden. Eines steht für uns fest, aus Muro werden wir noch einiges hören – wenn auch der Weg dorthin nicht einfach ist.