Das Interesse junger
Menschen aus dem Ausland an einem Au-pair-Aufenthalt in Deutschland ist
im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen.
Dessen ungeachtet ist die
Nachfrage von Gasteltern gestiegen. Die meisten Au-pairs kommen
mittlerweile aus den Ländern östlich der neuen EU-Beitrittsländer. Das
sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des
Unternehmens Dr. Walter GmbH unter Au-pair-Agenturen in Deutschland.
Danach gaben nur 18,6 Prozent der befragten Vermittlungsagenturen an,
dass es gegenüber 2004 einen Anstieg bei den Anfragen nach einem Au-pair
Aufenthalt in Deutschland gegeben habe, während 33 Prozent keine
Veränderungen verzeichneten. Dagegen meldete mit 34 Prozent die Mehrheit
der Befragten, die Anfragen ausländischer Au-pairs sei 2005 gesunken,
14,4 Prozent meinten sogar, sie sei stark gesunken. Vor allem aus den
klassischen Au-pair-Ländern Polen, Litauen, Lettland, Estland,
Tschechien, Slowakei und Ungarn gibt es seit ihrem EU-Beitritt weniger
Au-pair-Bewerber. Nur noch 24,5 Prozent der ausländischen Au-pairs kämen
aus diesen Ländern, gaben die befragten Agenturen an.
Claudia Richter von der Bundesgeschäftsstelle des Vereins für
internationale Jugendarbeit: „Für junge Leute aus diesen Ländern ist der
Weg in den Westen so einfach geworden, dass sie eine Au pair-Stelle als
Mittel zum Zweck, um etwa in Deutschland leben zu können, nicht mehr
brauchen.“
Ein weiterer Grund für diesen Trend ist nach Meinung vieler
Agenturen, dass andere europäische Länder lukrativere Bedingungen
bieten. So würden Au-pairs in England beispielsweise in der Regel ein
höheres Taschengeld erhalten. Junge Leute aus den neuen
EU-Beitrittsländern bekommen dort eine Arbeitserlaubnis, mit der sie
etwa in der Gastronomie gut verdienen und zusätzlich Englisch lernen
könnten.
Mehr als die Hälfte aller befragten Agenturen (54,3 Prozent) gab an, im
vergangenen Jahr die meisten Au-pairs aus den eurasischen Ländern
östlich der EU vermittelt zu haben. Immerhin 10,6 Prozent meldeten, die
meisten aus Afrika vermittelt zu haben (aus Südamerika: 4,3 Prozent,
Asien: 3,2 Prozent, alte EU-Länder: 3,2 Prozent).
Ungeachtet des rückläufigen Interesses an einem Au-pair-Aufenthalt in
Deutschland ist die Nachfrage von Gasteltern hierzulande im vergangenen
Jahr gestiegen. Das bestätigten 40,7 Prozent der Agenturen. 38,5 Prozent
gaben danach an, die Anzahl der Anfragen sei gleich geblieben, während
20,9 Prozent eine gesunkene Nachfrage von Gasteltern in Deutschland
verzeichneten.
Für den Outgoing-Bereich ermittelte die Umfrage ein tendenziell
wachsendes Interesse an Au-pair-Aufenthalten junger Deutscher im
Ausland. 32 Prozent der Vermittlungsagenturen gab an, die Anfragen
deutscher Au-pairs sei 2005 gestiegen, während 24 Prozent weniger
Anfragen als 2004 verzeichneten (gleich geblieben: 44 Prozent). Als
Trend zeichnet sich dabei ab, dass junge Deutsche immer häufiger Reisen
und Bildung miteinander verbinden wollen. Dabei werden
Au-pair-Aufenthalte in Europa weniger nachgefragt, wohingegen sich
Au-pair-Aufenthalte in den USA oder interessante Alternativen wie „Work
and Travel“-Programme, Auslandspraktika, Volonteering oder ein
Auslandssemester wachsender Beliebtheit erfreuen.
An der Umfrage nahmen im Januar und Februar 2006 insgesamt 107 Agenturen
und damit über 25 Prozent aller deutschen Au-pair-Agenturen teil. Die
Studie mit den statistisch repräsentativen Ergebnissen wurde erarbeitet
von der Dr. Walter GmbH, einem der führenden Anbieter im
Au-pair-Versicherungsbereich, der sich seit über 40 Jahren aktiv für die
Stärkung des Au-pair-Wesens in Deutschland einsetzt.