Erstversorgung bei Notfällen

Wer sich verbrennt oder stürzt, wer etwas Unrechtes gegessen hat oder sich gar eine schlimmere Verletzung zuzieht, braucht schnelle erste Hilfe. Welches aber sind die richtigen Mittel? Das Magazin Reader’s Digest veröffentlicht in seiner Juni-Ausgabe wertvolle Tipps und kommt dabei zu dem Schluss: Von vielen altbewährten Hausmitteln sollte man lieber die Finger weg lassen.

So gehören Jod und Wasserstoffperoxyd nicht mehr in die Hausapotheke. Vor allem bei Kratz- und Schürfwunden töten diese Mittel zwar Bakterien ab, sie behindern aber auch den Heilungsprozess, weil gesunde Zellen zerstört werden. Vor allem von Jod raten Notfallmediziner dringend ab, weil es Haut belastende Substanzen wie Farbstoffe und Schwermetalle enthält sowie Allergien auslösen kann.

Bundesfeuerwehrarzt Peter Sefrin, Professor für präklinische Notfallmedizin in Würzburg, rät deshalb dazu, in solchen Fällen die Wunde keimfrei mit einem sterilen Verband aus dem Erste-Hilfe-Kasten zu bedecken und sie dann mit einer Binde, einem Pflaster oder einem Dreieckstuch zu fixieren. Auf keinen Fall sollte man die Verletzung auswaschen. Hingegen ist es wichtig, bei größeren Wunden einen Arzt aufzusuchen und dabei gleich den Impfpass mitzunehmen, damit überprüft werden kann, ob der Schutz gegen Tetanus noch ausreichend ist.

Auch bei Verbrennungen ist es ratsam, von alten Bräuchen abzulassen. Wer wie früher Butter, Öl oder Mehl auf die verbrannte Stelle gibt, damit die Schmerzen nachlassen, riskiert ein noch größeres Unheil. Denn Cremes oder Öl bringen nicht nur keine Linderung oder verkleben die Wunde wie im Fall von Mehl, sie können vor allem auch Infektionen auslösen. Stattdessen sollte man so schnell als möglich die Wunde unter kaltes Wasser halten, dies aber nicht länger als zehn Minuten tun, da sonst die Gefahr einer Unterkühlung droht.

Nach dieser ersten Hilfe raten die Experten zu einem lockeren, sterilen Verband. Wenn sich Brandbläschen bilden, sollte man sie nicht öffnen, da die in ihnen enthaltene, sterile Flüssigkeit wie ein natürlicher Verband wirkt. In diesem Zusammenhang empfehlen die Fachleute dringend, die Brandsalbe aus der Hausapotheke zu verbannen.

Im Fall von Vergiftungen gilt ebenfalls die Grundregel: Was in der Vergangenheit gut war, muss heute nicht mehr gut sein. Wo einst Milch getrunken wurde, um das Gift zu verdünnen, oder Ipecacuanha-Sirup verabreicht wurde, um Erbrechen auszulösen, wird mittlerweile von beiden Hilfsmitteln genauso dringend abgeraten wie vom Trinken einer Kochsalzlösung. So warnt Dr. Torsten Binscheck vom Giftnotruf Berlin am Beispiel von Milch vor den Folgen einer solchen Notmaßnahme: „Das Milchfett sorgt dafür, dass der Körper bestimmte giftige Stoffe erst recht aufnimmt.“

In Fällen von akuter Vergiftung, wenn zum Beispiel Kinder ungenießbare Beeren gegessen oder einen Schluck Spülmittel getrunken haben, ist es vielmehr geboten, umgehend den Giftnotruf anzurufen. Die entsprechende Telefonnummer sollte man sich vom Haus- oder Kinderarzt besorgen und zuhause griffbereit haben. Bis der Notarzt kommt, gilt es, viel Wasser zu trinken oder dem Patienten Aktivkohle zu verabreichen, die giftige Substanzen bindet. Die Dosis des Pulvers hängt vom Gewicht des Patienten ab.

Und auch bei starken Blutungen sollte man sich vom einst Erlernten des Erste-Hilfe-Kurses verabschieden. Wo es früher hieß, solche Stellen abzubinden, ist sich die Fachwelt heute einig, dass dies mehr schadet als nutzt. „Abbinden kann Lähmungserscheinungen verursachen, weil Nerven abgequetscht werden“, warnt Notfallmediziner Sefrin. Deshalb sollte das verletzte Körperteil lieber hochgelegt werden. Wenn das nicht ausreicht, muss ein Druckverband angelegt werden.

Und das geht ganz einfach: Eine keimfreie Auflage über die Wunde legen, mit einer Binde ein Stück weit festwickeln, dann ein Geldstück oder ein Verbandspäckchen auf die Stelle drücken und das ganze mit einer weiteren Binde befestigen. Vorteil dieser Maßnahme: Die Blutung wird gestoppt, im verletzten Körperteil kann das Blut aber weiter fließen.

Für weitere Informationen zu diesem Reader’s Digest-Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Die Juni-Ausgabe von Reader’s Digest Deutschland ist ab 29. Mai an zentralen Kiosken erhältlich.

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