Nur die Türkei ist günstiger als Deutschland – Frankreich am Teuersten – Tester prüfen 40 Badeorte in acht europäischen Ländern
Die Preise für einen Urlaub im eigenen Land stehen gut: Im aktuellen ADAC-Vergleich der Urlaubsnebenkosten in acht europäischen Ländern haben die deutschen Badeorte den zweiten Platz belegt. Besser war nur noch die Türkei, die wie Deutschland als „günstiges“ Reiseland eingestuft wurde. Im Mittelfeld liegen Kroatien, Spanien, Griechenland und Portugal. Als „teuer“ erwies sich einmal mehr Italien, „sehr teuer“ sind die Ferien in Frankreich.
Für den großen Europa-Vergleich der Urlaubsnebenkosten kaufte der Automobilclub einen touristischen Warenkorb mit 50 typischen Produkten und Aktivitäten in 40 populären Badeorten ein. Dabei handelt es sich um alles, was im Badeurlaub außerhalb von Hotel und Anreise den Geldbeutel belastet. Also beispielsweise Essen und Trinken, eine Sonnencreme, eine Fahrt mit dem Banana-Boat oder ein Liegestuhl am Strand.
In Europas teuerstem Reiseland Frankreich müssen Touristen für den gesamten ADAC-Warenkorb 34 Prozent mehr bezahlen als beim Testsieger Türkei. Vergleicht man die 40 Urlaubsorte direkt miteinander, fällt die Differenz sogar noch größer aus: Zwischen Biarritz an der französischen Atlantikküste und dem günstigsten Ort Fethiye an der türkischen Riviera lagen im Test fast 62 Prozent Preisdifferenz. Deutliche Unterschiede zeigten sich auch beim Vergleich einzelner Produkte: Eine Tasse Cappuccino am Strand bekamen die Einkäufer in Kroatien für durchschnittlich 89 Cent, in Frankreich für 3,15 Euro. Die Leihgebühr für die Strandliege schlug an Frankreichs Stränden mit 12,25 Euro zu Buche – gut 10 Euro mehr als am Bosporus.
In Deutschland ermittelten die ADAC-Tester die Preise in fünf Badeorten an Nord- und Ostsee. Ihr Ergebnis: Am günstigsten urlaubt man in St. Peter-Ording, gefolgt von Boltenhagen und Heringsdorf (Usedom). Mit der Note „durchschnittlich“ auf den Plätzen folgen Norderney und Fehmarn, unter anderem weil es hier trotz überwiegend moderater Kosten nur in der Kategorie „Kommunikation und Foto“ das Prädikat „sehr günstig“ gab. Einige Dinge aus dem ADAC-Warenkorb waren in deutschen Badeorten sogar so preiswert wie sonst nirgends in Europa: zum Beispiel die Sonnencreme für durchschnittlich nur 8,34 Euro oder der Film für den Fotoapparat. Der kostete bei uns 3,13 Euro, in Frankreich 6,06 Euro und damit fast das Doppelte.
So wurde getestet
Die Telefonate mit den Lieben in der Heimat, der Ersatz für die zuhause vergessene Sonnenbrille, der entspannende Cappuccino beim Stadtbummel und das obligatorische Eis für die Kinder – all das belastet die Urlaubskasse. Schließlich will man während der schönsten Zeit des Jahres auch mal etwas großzügiger sein.
Um deutschen Urlaubern einen Vergleich zu ermöglichen und damit Anhaltspunkte für die Wahl ihres Urlaubsortes zu geben, hat der ADAC im Sommer vergangenen Jahres zum zweiten Mal Urlaubsnebenkosten in acht europäischen Ländern recherchiert und ausgewertet. In 40 Badeorten wurden dabei ausschließlich Preise ermittelt, die nicht in Pauschalangeboten enthalten sind und auch nicht vor einer Urlaubsreise anfallen oder gebucht werden wie zum Beispiel An- und Abreise oder Übernachtungen. Im Focus des ADAC-Vergleichs stehen die Kosten für Shoppen, Sport, Essen, Trinken und dergleichen:
50 Produkte im einheitlichen Warenkorb
Die ADAC-Experten bildeten dazu einen für alle Orte einheitlichen Warenkorb. Hineingepackt wurde die gesamte Palette typischer Bedürfnisse einer deutschen Familie mit zwei Kindern und durchschnittlichem Einkommen, die einen klassischen Badeurlaub verbringt. Die Angebote sollten in allen Ländern, in denen die Erhebung stattfand, zu erhalten sein. In sechs verschiedenen Kategorien finden sich 50 Produkte:
Gesundheit und Körperpflege: Duschgel, Herrenhaarschnitt, Insektenschutzmittel, Kopfschmerz-Tabletten, Sonnenschutzcreme, Waschmittel für Handwäsche, Zahnpasta
Kommunikation und Foto: Anruf aus dem örtlichen Festnetz ins heimische Festnetz, Ansichtskarte, Batterien, Bild-Zeitung, Film für Fotoapparat, Reiseführer, Roaming-Gebühr
Essen und Trinken: Abendessen, Bier, Cappuccino, Coca-Cola, Eis, Imbiss, Mineralwasser, Obst, Pommes frites, Schokoriegel, Wein
Sport und Freizeit: Besuch im Aquapark, Fahrt mit dem Banana-Boat, Leihgebühr für Fahrrad, Strandliege und Surfbrett, Internet-Nutzung, Kinobesuch, Minigolf-Spielen, Tennis-Spielen
Mobilität: Benzin, Strafe für Falschparken, Kosten für Mietwagen, Leihgebühr für Motorroller, Parkgebühr, Taxifahrt
Shopping:Gebühr für EC-Karten-Abhebung, Flip-Flops, Kinderbadespielzeug, Luftmatratze, Parfum, Musik-CD, Sonnenbrille, Sonnenhut, Souvenirtasse, T-Shirt
40 Badeorte in acht europäischen Ländern
Basis für die Auswahl von jeweils fünf Orten in acht europäischen Ländern waren die Häufigkeit der Anfragen über den Button „Mein Reiseziel“ auf der Homepage des ADAC, die Anzahl der Übernachtungen an dem jeweiligen Ort sowie Abfragen bei den nationalen Tourismuszentralen. Alle Orte verfügen über mindestens einen Badestrand für Touristen und eine entsprechende Infrastruktur. Im Einzelnen waren die Tester unterwegs in:
Deutschland:Boltenhagen, Burg auf Fehmarn, Heringsdorf auf Usedom, Norderney, St. Peter-Ording
Frankreich:Arcachon, Biarritz, Canet-Plage, Le Lavandou, Saint-Raphaël
Griechenland:Chanía auf Kreta, Dassia auf Korfu, Faliraki auf Rhodos, Kokkari auf Samos, Marmari auf Kos
Italien:Alassio, Forio auf Ischia, Lido di Jesolo, San Remo, Taormina
Kroatien:Mali Losinj auf Losinj, Medulin, Porec, Rovinj, Umag
Portugal:Albufeira, Cascais, Lagos, Portimão, Villa Real de Santo Antonio
Spanien:Benidorm, Playa de las Américas auf Teneriffa, Playa d’en Bossa auf Ibiza, Playa del Inglés auf Gran Canaria, Salou
Türkei:Antalya, Belek, Fethiye, Marmaris, Side
Erhebung in der Hochsaison
Die Hochsaison wurde absichtlich gewählt, weil Familien wegen der Schulferien meist an diese Zeit gebunden sind. Jedes Produkt wurde, wo immer möglich, an drei verschiedenen, vorher definierten Stellen eingekauft, also zum Beispiel eine Tasse Cappuccino in zwei am Strand gelegenen Cafés und einem Strandkiosk. Ausgangspunkt für die Routen der Tester war der populärste, öffentlich zugängliche Strandabschnitt des jeweiligen Ortes. Von hier aus wurden die nächst gelegenen Verkaufsstellen angesteuert. Gebühren zum Beispiel für verbotswidriges Parken wurden nur ein Mal erfasst.
Die Bewertung
Für die Auswertung wurde zunächst der Mittelwert eines Produkts an einem Ort ermittelt. Der Durchschnittspreis eines Produkts in einem bestimmten Land und über alle Länder hinweg ergibt sich ebenfalls aus den jeweiligen Einzelpreisen. Zur Ermittlung der Preise einer bestimmten Kategorie und des Gesamtwarenkorbs pro Badeort wurde der Mittelwert pro Produkt zusammengerechnet. Nur in wenigen Fällen waren einzelne Waren oder Dienstleistungen aus dem Warenkorb gar nicht zu haben. Der fehlende Wert durch den Landesdurchschnitt oder, wenn nötig, den Mittelwert eines Produkts im Gesamttest ersetzt, um das Gesamtbild nicht zu verzerren.
Schließlich wurde ein Index gebildet, wobei der Mittelwert aller Länder in der jeweiligen Kategorie mit 100 gleichgesetzt wurde, um die Abweichungen der einzelnen Länder feststellen zu können. Daraus ergab sich folgende Bewertung:
Index kleiner 85 Bewertung: sehr günstig ++
Index 85 bis kleiner 95 Bewertung: günstig +
Index 95 bis kleiner 105 Bewertung: durchschnittlich O
Index 105 bis kleiner 115 Bewertung: teuer –
Index gleich oder größer 115 Bewertung: sehr teuer —
Download der Tabelle des ADAC:
https://gourmet-report.de/Tabelle_Urlaubsnebenkosten_15.JPG