Österreichs Wein gewinnt in Krisenzeiten

Österreichs Wein gewinnt in Krisenzeiten

Marktanteilsgewinne in schrumpfenden Märkten sichern Erfolg

Österreichischer Wein konnte sich in auch in den Krisenzeiten des vergangenen Jahres erfolgreich schlagen. Besonders im heimischen Lebensmitteleinzelhandel setzte sich der Trend der Vorjahre fort: Die Marktanteile stiegen weiter und erreichten 2009 einen Höchstwert. Während die gesamten österreichischen Warenexporte im Jahr 2009 um ca. ein Sechstel zurückgegangen sind, konnte der heimische Wein im Export weiter zulegen und besonders in schrumpfenden Märkten Marktanteile dazu gewinnen, auch wenn allgemein zu leicht günstigeren Produkten in allen Preissegmenten gegriffen wurde. Diese Entwicklung wurde auch vom erntestarken Jahr 2008 beeinflusst. Für 2009 zeichnet sich lt. Statistik Austria mit 2,3 Mio hl eine der kleinsten Ernten der vergangenen zehn Jahre ab. Weinbaupräsident Josef Pleil schätzt, dass die endgültige Erntemenge mit ca 2,1 Mio hl aber noch wesentlich geringer ausfallen wird. Zum Thema herkunftstypische Weine & DAC ist es erfreulich, dass sich weitere Gebiete entschlossen haben dabei mitzumachen: Leithaberg DAC und Eisenberg DAC werden ab 2010 am Markt erhältlich sein.

Satte Mengen – und Umsatzzuwächse im heimischen Lebensmittelhandel

Österreichischer Wein zeigt sich während Krisenzeiten im Inland erfolgreich. Beim seit Jahren leicht rückläufigen Weinkonsum von derzeit ca. 2,4 Mio hl stellt die markanteste Veränderung dabei die Verschiebung des Weinkonsums von der Gastronomie, die jedoch weiterhin der wichtigste Absatzmittler ist, zugunsten des Heimkonsums dar. Der Heimkonsum setzt sich dabei aus Verkäufen Ab Hof, im heimischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und dem Fachhandel zusammen. Der lange Zeit rückläufige Ab-Hof-Verkauf hält sich seit einigen Jahren wieder konstant bei ca. 30%. Besonders positiv ist die Entwicklung jedoch in den Supermärkten, wo heimischer Wein gefragter ist denn je. Im Vergleich des rollierenden Jahres 2009 (Okt 08 – Sept 09) mit dem Gesamtvorjahr (Jan 08 – Dez 08) wurden hier die ohnehin hohen Marktanteile für österreichischen Wein mengenmäßig um 5,3% auf 65,2% und wertmäßig um 4,2% auf 64,9% ausgeweitet. Langfristig gesehen konnte Österreichs Wein in heimischen Supermärkten seit dem Jahr 2000 trotz steigender Konkurrenz aus dem Ausland satte Zuwachsraten verbuchen. Mengenmäßig stiegen die Marktanteile 2000 bis 2009 von 56,9% auf 65,2%: Das entspricht einem Plus von 14,6%. Beim Wert erhöhten sich die Anteile sogar von 51% auf fast 65%, was einem Zuwachs von 27,3% entspricht. Erfreulich ist, dass erstmals mengenmäßig mehr heimische Rotweine als ausländische Tropfen im Supermarkt verkauft wurden. Beim Weißwein sind Grüner Veltliner & Co weiterhin unumstritten und konnten ihren extrem hohen Marktanteil sogar noch weiter ausbauen.

Die Verschiebung des Weinkonsums von der Gastronomie zum Heimkonsum kam 2009 auch dem heimischen Fachhandel zugute. Trotz leichter Tendenzen zu günstigeren Preisen zeichnen sich Umsatz- und Wertzuwächse ab. Auch wenn der Durchschnittspreis hier im vergangenen Jahr leicht gesunken ist stellt der Fachhandel weiterhin einen wichtigen Partner der heimischen Weinwirtschaft für den Verkauf von hochpreisigen Weinen dar.

Marktanteilszuwächse in schrumpfenden Märkten sichern stabiles Exportergebnis

Exporte nach Deutschland und in die Schweiz besonders erfolgreich

Auch im Export war die Entwicklung im vergangenen Jahr erfreulich. Die ersten Hochrechnungen (Basis I-IX 2009 + X-XII 2008) zeigen mit 65 Mio. Liter ein sattes Mengenplus von 8,3%. Wertmäßig konnte der Rekord des Vorjahres mit 112 Mio. Euro fast gehalten werden (-0,8%). „Geprägt ist dieser Mengenzuwachs einerseits von der starken Erntemenge 2008, die typischerweise im Folgejahr höhere Fassweinexporte mit sich bringt. Andererseits werden in Krisenzeiten generell günstigere Preissegmente bevorzugt“, so Willi Klinger, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing (ÖWM). Trotz allem konnten die Flaschenweinexporte, die knapp 87% des gesamten Exportwertes ausmachen, fast den hohen Wert von 2008 erreichen (Menge -1,1%, Wert -1,4%). Somit wurde auch der höchste je erzielte Durchschnittspreis pro Liter Flaschenwein von 2,58 Euro des Vorjahres gehalten.

Ausschlaggebend für das Ergebnis waren die positiven Entwicklungen in den zwei wichtigsten Exportländern Deutschland und Schweiz. Die Menge der österreichischen Weinexporte nach Deutschland stieg um beachtliche 8,4% und auch der Gesamtexportwert nahm um 2,3% zu. Österreich hält somit in Deutschland, einem der größten Weinimport- und Konsumländer der Welt, bereits 3,4% Marktanteil. Bei Weißwein steht Österreich nach Deutschland und Italien mit 6,4% sogar an sensationeller dritter Stelle (erstmals vor Frankreich). Dies ist umso erstaunlicher, als die gesamten Weinimporte Deutschlands von Jänner bis September rückläufig waren (-2% Menge, -6,7% Wert).

Die Schweiz weist für 2009 ein starkes Mengenplus von 17,3% bei einem stabilen Exportwert des Vorjahres (+0,8%) auf. Der Trend zu etwas günstigeren Weinen manifestiert sich auch in der Schweiz. Doch liegt der Durchschnittspreis pro Liter immer noch bei äußerst erfreulichen 4,6 Euro.

Durch die anhaltende Dollarschwäche, die Wirtschaftskrise und durch Liquiditätsprobleme bei wichtigen Handelspartnern gab es im ersten Halbjahr 2009 einen schmerzhaften Einbruch der Weinexporte in die USA, der im 2. Halbjahr noch nicht vollständig kompensiert werden konnte. Für 2010 ist jedoch wieder mit einem Wachstum zu rechnen.

DAC greift erstmals auch im Export

Die positive Exportentwicklung lässt sich besonders in Deutschland erstmals auch auf die erfolgreiche Positionierung von Herkunftsweinen (DAC) zurückführen. Aktivitäten im Lebensmittelhandel, bei denen vorwiegend große Mengen an weißen Herkunftsweinen umgesetzt wurden, werden langfristig zu Imagegewinnen durch ein verschärftes Profil führen.

Durch die neu verabschiedete Verordnung zum Leithaberg DAC im Herbst 2009 wächst die Zahl an Herkunftsweinen mit klarem Geschmacksprofil (DAC) auf insgesamt sechs an. Der Vorschlag des Südburgenlands für Eisenberg DAC wurde vom Nationalen Weinkomitee bereits genehmigt und liegt nun dem Bundesminister Nikolaus Berlakovich zur Unterschrift vor. Unter dieser Bezeichnung sollen ab 2010 fruchtig, mineralisch würzige Blaufränkischweine in zwei Kategorien auf den Markt kommen. „Wir haben uns im Burgenland dazu entschlossen unsere DAC-Weine an geografischen und historischen Namen zu orientieren“, erklärt Andreas Liegenfeld, Obmann des burgenländischen Weinbauverbands. „Dabei wollen wir neben dem starken Herkunftsbegriff Burgenland, der für die Vielfalt ins unserem Land steht, auch regionale Identitäten mit klaren Profil etablieren.“

Eine weitere Änderung in der zu erwartenden Verordnung betrifft die Einführung einer Reserve-Kategorie bei Weinviertel DAC.

Wein & Käse

Ganz im Sinne der Idee des Herkunfts- und Genussmarketings hat die ÖWM 2009 ihre Serie „Wein & Kulinarik“ erweitert und dabei den Themenbereich „Wein & Käse“ ausgewählt. „Es lag auf der Hand, sich für das Produkt Käse zu entscheiden, da hier wie beim Wein einzigartige regionale Spezialitäten mit Herkunftscharakter in Österreich und Europa produziert werden“, ist Willi Klinger überzeugt. „Zusätzlich wollen wir Wein noch stärker in seinem kulinarischen Verbund darstellen, um hier auch der Anforderung zum verantwortungsvollen Konsum Rechnung zu tragen.“ In der Broschürenreihe bereits erschienen sind „Wein & Spargel“ und „Asiaküche & Wein“.

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