Silvesterknaller schädigen das Gehör

Silvesterknaller schädigen das Gehör

Genügend Abstand schützt vor Knalltrauma

Alle Jahre wieder: Deutschland ist im Feuerwerksrausch. Am Silvesterabend zischen und knallen Raketen und Chinaböller im Sekundentakt – nichts für empfindliche Ohren. Dass Dauerlärm dem Hörvermögen schadet, ist bekannt. Die Gefahr kurzer, lauter Knalle durch Silvesterböller wird hingegen häufig noch unterschätzt. Sie belasten das Ohr jedoch wesentlich stärker als ein mehrstündiges Rockkonzert. Massive, impulsartige Knalle können gerade in frühester Kindheit das Gehör im Bruchteil einer Sekunde für immer zerstören, warnt die DAK.

Wenn Silvesterböller in unmittelbarer Nähe explodieren, können sie eine Lautstärke von mehr als 130 Dezibel erreichen. Das entspricht der Lautstärke eines startenden Düsenjets. Manchmal reicht bereits ein einziger Knall, um ein Knalltrauma auszulösen und das Gehör irreparabel zu schädigen. Der Grund: Rund eine Zehntelsekunde braucht das Gehör, um sich auf eine bestimmte Lautstärke einzustellen. Die meisten Knaller dauern jedoch nur zwischen einer und drei Millisekunden. Das Gehör kann so nicht rechtzeitig genug den Knall erfassen und entsprechende Schutzmechanismen entwickeln. Zudem bewegen sich Knalle und Schüsse meist im oberen Frequenzbereich, der bei großer Lautstärke für die Ohren besonders gefährlich sein kann. Und auch auf die Entfernung kommt es an: „Je näher der Knaller am Ohr, desto schlimmer der Hörschaden“, warnt Dr. Jürgen Viezens, DAK-Experte und Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.

Die Folgen können gravierend sein: Manchmal zerreißt das Trommelfell. Meist ist die Folge aber ein Tinnitus. „Es fühlt sich an, als hätte man Watte im Ohr, oder aber man hört ein ständiges Brummen, Rauschen, Klingen oder Pfeifen, das nicht von außen kommt“, erklärt Dr. Jürgen Viezens. „Das Gehör erholt sich zwar nach einiger Zeit wieder. Häufig können die Ohren jedoch einen bleibenden Schaden nehmen.“ Wenn die feinen Sinneszellen zerstört sind, wachsen keine neuen mehr nach. Es verbleibt eine Schwerhörigkeit für hohe Frequenzen. Vogelzwitschern und hohe Stimmen können deutlich weniger wahrgenommen werden.

Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche, weil sie sich der Gefahr nicht bewusst und entsprechend unvorsichtig sind. Eine Untersuchung der Universität Gießen zeigt, dass jedes zehnte Kind Hörschäden aufweist, die sich auf Kinderpistolen oder Silvester-Böller zurückführen lassen. Die Daten der DAK zeigen ein ähnliches Bild: In den letzten Jahren ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ein Hörgerät benötigen, um 38 Prozent angestiegen. Die Vermutung, dass für den massiven Hörverlust auch Silvester-Knaller verantwortlich sind, liegt nahe.

Die DAK appelliert aus diesem Grund für mehr Umsicht im Umgang mit Silvesterböllern: Feuerwerkskörper sollte man nicht in unmittelbarer Nähe von anderen Menschen explodieren lassen. Insbesondere Kinder und Jugendliche müssen vor ihnen geschützt werden. Der DAK-Experte empfiehlt: „Schützen Sie sich und Ihre Kinder und halten Sie genügend Abstand. Zehn bis 20 Meter sollten zwischen dem explodierenden Böller und dem Ohr schon liegen.“

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