NDR, Samstag, 12.12. um 12:45 Uhr
Marzipan – süße Verführung
Kulturgeschichte eines Naschwerks
Marzipan ist keine gewöhnliche Süßigkeit. Die Herstellung der edlen Mandelmasse hat eine lange Tradition – unklar ist jedoch bis heute, wer zuerst die süße Masse aus Mandeln, Zucker und Rosenwasser gemischt hat. In den drei „Marzipanmetropolen“ Lübeck, Toledo und Aix-en-Provence ranken sich viele Sagen um diese Frage. Bis heute strickt man dort an der jeweils eigenen Legende vom Marzipan.
Eine Besonderheit sind die französischen „Calissons“, die sich von dem deutschen und spanischen Marzipan unterscheiden: Den kleinen Konfekten aus Südfrankreich werden kandierte Früchte – Melonen oder Orangen – zugegeben. Marzipan hat viele Facetten. Im Orient genoss man die süße Speise als Haremskonfekt – hatte sie doch den Ruf, ein Potenzmittel zu sein. Im 15. Jahrhundert wurde es als Heilmittel eingesetzt: Nicht Konditoren, sondern Apotheker hatten das Vorrecht seiner Herstellung. An den barocken Fürstenhöfen machte man sich die Formbarkeit des Marzipans zu eigen und modellierte wahre Wunderwerke aus der Mandelmasse. Traditionell war das Marzipan den Wohlhabenden vorbehalten, denn die Zutaten – vor allem Mandeln und Rosenwasser – waren kaum erschwinglich. Heute kann jedermann in den süßen Genuss des Marzipans kommen, und die vielfältigen Schöpfungen finden Liebhaber auf der ganzen Welt.