So, 06.12. um 17:35 Uhr arte
Zu Tisch in … Cambridgeshire
ARTE stellt diesen Beitrag auch bis sieben Tage nach Ausstrahlung in einer „Streaming“-Fassung auf ARTE+7 bereit.
Seit 60 Jahren baut Cyril Garner Sellerie in den Fenlands an, einer Gegend in Cambridgeshire, die berühmt ist für ihre schwarze, fruchtbare Erde. Es dürfte niemanden in den Fenlands und in ganz Ostengland geben, der ihm in Sachen Sellerieanbau etwas vormacht. Sellerie ist in England Weihnachtsgemüse, ohne dieses ist das Fest für viele Engländer kaum vorstellbar.
Dieses Gemüse ist sein Hauptgeschäft, aber er baut auch noch Rosenkohl und Pastinaken an. Seine Frau bereitet das Gemüse aus eigenem Anbau zu, selbstverständlich als Beilage, als Hauptgericht gibt es Fleisch – für Cyril immer mit brauner Bratensoße. Dieses Mal hilft Enkelin Catherine, denn auch sie soll in die Geheimnisse des Lammbratens mit Pfefferminzsoße eingeführt werden. Um den Selleriebedarf zu decken, entwickelten die Fenland-Farmer eine aufwendige, manuelle Technik: Täglich bedecken sie die wachsenden Stangen mit der schwarzen Erde, so dass nur die Blätter herausschauen. So wird das Gemüse vom Frost geschützt, außerdem bleibt es schön hell und bekommt einen nussigen, erdigen Geschmack. Wichtig dabei: Schön frisch muss der Sellerie sein, am besten direkt vom Feld, so dass die Erde noch an der Staude hängt. Eine Abnehmerin des guten Selleries ist Ellaine Griffin. In ihrem kleinen aber feinen Lebensmittelladen gleich hinter der gewaltigen Kathedrale von Ely verkauft sie Lebensmittel aus der Region. Ellaine will Anfang Dezember das einjährige Jubiläum ihres kleinen Ladens feiern. Zu essen soll es eine traditionelle Selleriesuppe mit viel Sahne geben und rohen Sellerie mit verschiedenen Dips nach modernen Rezepten. Ellaine möchte sich nicht nachsagen lassen, dass man in der englischen Küche keine Experimente machen würde. Sie ist auch an den Vorbereitungen für das traditionelle Adventsfest von Ely beteiligt, bei der die große Weihnachtsbeleuchtung entzündet wird: Die Bewohner der Kleinstadt mögen bunte Lichter. Schon bei den Griechen genoss Sellerie höchstes Ansehen und bekränzte zusammen mit Lorbeer die Häupter der Edlen. Die Zauberin Kalypso schwor in der Odyssee auf Sellerie; seit dieser Zeit haftet dem Gemüse der Ruf eines Aphrodisiakums an, auch wenn die Wirkung bis heute nicht nachgewiesen werden konnte. Und die Bewohner von Cambridgeshire behalten dies bezüglich ihre Erfahrungen auch für sich.