Fleischqualität verbessern

Fleischqualität verbessern

Internationale Aufgabe von Wissenschaft und Wirtschaft

Mehr Qualität in der Herstellung von Schweinefleisch zu erreichen und den Bedürfnissen der Verbraucher nach mehr Sicherheit, Geschmack und Gesundheit entgegen zu kommen, ist ein Ziel von Q-PorkChains. Dabei handelt es sich um ein von der EU finanziertes Verbundprojekt. Beteiligt sind inzwischen 61 Partner aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft aus Ländern der Europäischen Union, aber auch aus anderen europäischen Ländern und Asien. Die Ziele von Q-Pork Chains stellte der Koordinator des Programms, Anders S. Karlsson von der Universität Kopenhagen auf der Tagung „Improving the quality of pork für the consumer“ Mitte November 2009 in Bonn vor. Die mit 220 Teilnehmern aus 23 Ländern besuchte Tagung war Teil der 1. International Meat Week mit mehreren Veranstaltungen, Workshops und Seminaren für Experten aus Fleischwirtschaft und Wissenschaft.

46 Prozent des Fleischkonsums in Europa macht Schweinefleisch aus. In der EU wird ein Fünftel der Weltproduktion an Schweinefleisch erzeugt. Die Ansprüche der Verbraucher an Qualität, Nährwert und „Bequemlichkeit“ steigen. Dem hat die Erzeugerseite Rechnung zu tragen, will sie im Markt bestehen. Außerdem nehmen die Anforderungen hinsichtlich tiergerechter Erzeugung, Auswirkungen auf die Umwelt oder die Klimabilanz in der Erzeugung zu. Innerhalb von Q-PorkChains wird in sechs verschiedenen Modulen erforscht, wie die Erzeuger, vom Landwirt, über die Schlachtunternehmen, Fleischwarenindustrie bis zum Handel, diesen steigenden Anforderungen nach Qualität und Sicherheit gerecht werden können.

Jaques Trienekens von der Universität Wageningen stellte bei der Untersuchung verschiedener regionaler Fleischmarken fest, dass die europäische Fleischproduktion mit höheren Kosten belastet ist als in anderen Ländern, dass das Image der Schweineproduktion negativ ist oder in südlichen Ländern Schweinefleisch selbst ein negatives Image hat (zu fett) und dass es nach wie vor kein nachhaltiges Abfallmanagement gibt. Die nordeuropäische Schweinefleischerzeugung ist exportorientiert, aber die Struktur der Betriebe und die Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungsketten ist nicht optimal. Es gelte daher das Image des Sektors und auch die soziale Verantwortung für nachhaltige Erzeugung zu verbessern.

Dr. Hermann Schlöder vom Bundeslandwirtschaftsministerium erläuterte den internationalen Experten die Besonderheiten aus deutscher Sicht. Deutschland ist bei Rind- und – seit einigen Jahren – auch bei Schweinefleisch Nettoexporteur. Bei Geflügelfleisch zeichne sich eine ähnliche Entwicklung ab. Auf der Basis des EU-Rechts hinsichtlich Tierhaltung, Tierschutz, Tiertransport und hoher Anforderungen der heimischen Konsumenten hat Deutschland eine hohe Wettbewerbsfähigkeit erreicht. Im Rahmen handelspolitischer Bestimmungen vor allem der Welthandelsorganisation (WTO) werden die traditionellen Exportsubventionen abgeschafft. Um neue Märkte, vor allem im Wachstumsmarkt Asien zu erschließen, hat Deutschland einen Aktionsplan zur Steigerung des Exports von Agrargütern entwickelt. Hier erhalten vor allem kleine und mittlere Unternehmen Informationen und Unterstützung bei der Erschließung neuer Märkte durch Messeförderungen, Beschaffung gezielter Informationen und Unternehmerreisen.

Insgesamt, so Schlöder, sei die deutsche Fleischwirtschaft konkurrenzfähig und vor allem ein verlässlicher Partner. Sie sei in der Lage qualitativ und quantitativ ausgezeichnete Fleischprodukte in der gewünschten Menge zum geforderten Zeitpunkt zu liefern. Diese positive Entwicklung werde weiter voranschreiten, da die Wertschöpfungskette flexibel auf die Anforderungen reagieren könne.

Um die in den Projekten von Q-PorkChains erhaltenen Ergebnisse schnell in die Praxis umzusetzen, gibt es Pilotbetriebe und Demonstrationsprojekte. Für diesen Wissenstransfer ist Maren Bruns vom Verein GIQS (Grenzüberschreitende Integrierte Qualitätssicherung e. V.) in Bonn, zuständig. GIQS war bereits 2001 auf Initiative der Universitäten Bonn und Wageningen gegründet worden und leistet seitdem Unterstützung im Technologie- und Wissenstransfer durch Verbreitung von Ergebnissen in der Verbundforschung oder den Personalaustausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Um den Austausch von „Manpower“ geht es auch im neuen EU-Projekt QUARISMA – Quality und Risk Management in Meat Chains. Die Universitäten Bonn und Wageningen sowie sechs private Partner tauschen innerhalb der Projektlaufzeit Wissenschaftler jeweils für die Dauer von ein bis zwei Jahren aus, um eine größere Vernetzung und schnelleren Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis zu erreichen.

All diese Anstrengungen unternehmen Wissenschaft und Wirtschaft, damit Verbraucher sicheres und qualitativ hochwertiges Fleisch genießen können. Insbesondere die an den Projekten beteiligte Universität Bonn befasst sich schon seit Längerem damit, Standards für die Tiergesundheit zu entwickeln. Nur durch einen verbesserten Gesundheitsstatus könne das Wohlbefinden der Tiere gesteigert werden, erläuterte Professor Brigitte Petersen, die die öffentliche Tagung eröffnet und begleitet hat. Verbraucher profitierten von einem guten Gesundheitsstatus der Schweine durch das Angebot von qualitativ hochwertigem Schweinefleisch und einer erhöhten Lebensmittelsicherheit. Das sei nur zu gewährleisten, wenn alle in der Erzeugungskette zusammenarbeiten – und das grenzüberschreitend.

aid, Renate Kessen

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