ÖKO-TEST: Spielwaren

ÖKO-TEST 72 Spielwaren

Belasteter Schrott in Kinderhänden

Nach den miesen Ergebnissen des Spielzeugtests im vergangenen Jahr wollte das Frankfurter Verbrauchermagazin ÖKO-TEST wissen, ob sich das Angebot der Hersteller denn nun endlich gebessert hat. 72 Produkte, darunter Eisenbahnen, Klangspielzeuge, Puppenbuggys, Handpuppen, Kunststoff-Figuren, Fußballtrikots, Bettwäsche mit Aufdruck von Prinzessin Lillifee, Sponge Bob, Barbie & Co sowie Schaukeltiere, wurden deshalb von sechs Laboren auf mehr als 150 Substanzen untersucht.

Die Ergebnisse sind nach wie vor bei vielen Produkten erschreckend. Jürgen Stellpflug, Chefredakteur des ÖKO-TEST-Magazins, kritisiert: „Die Kunststoff-Figuren zum Beispiel sind wahre Schadstoff-Cocktails. In dreien fanden wir sogar Phthalate, die in Babyartikeln und Kinderspielzeug verboten sind.“ Das gilt auch für viele Fußballtrikots, bei denen vor allem die Kunststoffaufdrucke erheblich belastet sind. In drei Handpuppen entdeckten die Labors den krebsverdächtigen Farbstoffbaustein Anilin, während es aus dem Klangspielzeug für Kleinkinder so laut klingelt, piept und scheppert, dass es für die Babyohren viel zu laut ist.

Doch es gibt auch Lichtblicke: „Bei den meisten Spielzeuggruppen sind Anbieter dabei, die empfehlenswerte Produkte ohne umstrittene Inhaltsstoffe herstellen“, ergänzt Jürgen Stellpflug. Für Eltern wird es aber schwierig, unter den belasteten Spielsachen das Richtige zu finden. Wirkliche Hilfestellungen beim Kauf gibt es selten. Der Chefredakteur fügt hinzu: „Oftmals wird der Rat gegeben, Stinkendes nicht zu kaufen. Das ist zwar richtig, weil zum Beispiel krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die ebenfalls oft in Kunststoff-Produkten zu finden sind, tatsächlich stark nach „Chemie“ riechen. Aber viele Schadstoffe sind geruchlos. Deshalb wiegt der Hinweis Verbraucher in die Irre. Es bleibt Eltern nur, sich an seriösen Tests zu orientieren.“

Die aktuelle Ausgabe vom ÖKO-TEST-Magazin Dezember 2009 gibt es ab dem 27. November 2009 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 3,80 Euro.

Hintergrund
Zeit statt Spielzeug schenken

Wer seinen Kindern das Zimmer mit Spielzeug voll packt, tut ihnen keinen Gefallen. Besser ist es, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Hat ein Kind Spielgefährten – anfangs die Eltern, später andere Kinder -, ist das mehr wert als ein mit allem Schnickschnack ausgestattetes Kinderzimmer, in dem das Kind alleine hockt. Psychologen warnen davor, mit einer Fülle von Spielzeug einen Mangel an Zeit, Zuwendung, Freiheit und Kontakt kompensieren wollen. Wenn es irgend möglich ist, sollte man sich lieber mit den Kindern beschäftigen, als ihnen ein teures, angeblich pädagogisch wertvolles Spielzeug vorzusetzen. Es müssen gar keine tollen Unternehmungen sein: eine Stunde Fußballkicken im Hof, ein kurzer Marsch durch den Wald, in dem sich allerhand Interessantes sammeln und entdecken lässt, gemeinsames Arbeiten im Garten.

Inzwischen gilt auch in zahlreichen Kindergärten die Maxime, die Kleinen möglichst viel selbst tun und erfinden zu lassen. In den rund 700 deutschen Waldkindergärten sind die Kinder bei jeder Witterung draußen und beschäftigen sich ohne Spielzeug. Auch mancher konventionelle Kindergarten räumt im Rahmen von Projekten einmal im Jahr für ein paar Wochen den Spielkram weg und setzt auf Eigeninitiative der Kinder. Die Langeweile – sofern sie überhaupt auftaucht – dauert meist nicht lange. Ohne Spielsachen und Unterhaltungsprogramm werden die Kleinen ungeheuer aktiv: Sie bauen Höhlen aus Decken und Stühlen, „sägen“ sich ihre eigenen Bauklötze zurecht und sammeln Klorollen, Korken und Blätter, um sie zu „Kunstwerken“ zu verarbeiten. Ohne Spielkram gibt es weniger Streit, und die Kinder sprechen mehr miteinander.

Fünf Tipps gegen die Spielzeugflut

1. Absprachen treffen: Nicht jeder Verwandte und Freund muss zu jedem Anlass etwas schenken. Man kann sich abwechseln oder zusammenlegen und dann gemeinsam etwas „Großes“ kaufen.

2. Zeit schenken: Es muss nicht immer Spielzeug sein. Wie wäre es mit der Einladung zu einem langen Wochenende bei Oma und Opa oder einem Besuch im Zoo?

3. Das Richtige schenken: Nicht blind nach dem neuesten Trendprodukt greifen, sondern sich klar machen: Womit beschäftigt sich das Kind gerne? Gibt es Zubehör zu einem Spiel, das es schon besitzt? Einfache Spielsachen mit vielen Einsatzmöglichkeiten machen länger Freude als automatisches Spielzeug, bei dem das Kind nur Knöpfchen drücken muss.

4. Spielzeug rationieren: Einen Teil der Spielsachen wegpacken – und nach ein paar Wochen wieder hervorholen. Dem Kind erscheinen sie dann wie neu. Dafür können dann andere Sachen eine Zeit lang verschwinden – ausgenommen das liebste Schmusetier oder Dinge, mit denen das Kind gerade intensiv spielt.

5. Überflüssiges loswerden: Sachen, mit denen das Kind nicht spielt, am besten weiterverschenken, tauschen oder auf dem Flohmarkt anbieten. Wichtig: Dem Kind nie hinter seinem Rücken etwas fortnehmen, sondern immer mit ihm gemeinsam überlegen, was weg darf.

Wie viel Spielzeug muss sein?

Wenn der Knirps ein Spielzeug aus jeder dieser sechs Kategorien hat, besteht nicht die Gefahr der Überflutung, und trotzdem wird jedes Spielbedürfnis erfüllt:

Etwas zum Liebhaben: Eine Stoffpuppe oder ein Schmusetier wird zum ständigen Begleiter und Tröster. Das Stofftier ist schon der „beste Freund“, bevor die Knirpse mit anderen Kindern als Spielkameraden etwas anfangen können.

Bewegungsspielzeug: Spielsachen, die sich bewegen lassen (z.B. Ball, Schaukel, Rollschuhe), fördern die Körperkräfte und die Geschicklichkeit.

Konstruktionsspielzeug: Malsachen, Bauklötze, Knete und Sand(kasten) regen die Fantasie an und wecken die Lust am Gestalten und Experimentieren. Das Kind lernt, aus etwas Unfertigem etwas zu schaffen und Zusammenhänge zu begreifen.

Soziale Spiele: Kinder lieben Rollenspiele. Aufstellspielzeug wie Playmobil, Doktorkoffer oder Sachen zum Verkleiden helfen ihnen dabei, soziales Miteinander in verschiedenen Konstellationen zu üben und reale Erlebnisse zu verarbeiten.

Gesellschaftsspiele: Schon kleine Kinder können bei „Schwarzer Peter“ oder beim „Angelspiel“ lernen, sich an Regeln zu halten. Taktische Spiele sind erst für Schulkinder geeignet.

Musikinstrumente: Manche Kinder machen nur Krach, andere erfreuen sich an einfachen Melodien. An Instrumenten wie Trommel oder Xylofon findet jedes Kind Gefallen.

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