Das Österreichische Genussbarometer

So genießt Österreich

Genuss bringt in Balance

Das Österreichische Genussbarometer ist die erste
wissenschaftliche Erhebung zum Genussverhalten der Österreicherinnen
und Österreicher. Der dritte Teil des Genussbarometers fokussiert die
Unterschiede im Essverhalten und bei den Essmotiven zwischen
Genießern, Genusszweiflern und Genussunfähigen.

Genießer ziehen bei genussvollem Verhalten eine positive Bilanz.
Genusszweifler sind ambivalente Genießer, die eigentlich gerne
genießen, dies aber mit schlechtem Gewissen tun. Genussunfähige
können im Genießen keine Vorteile sehen, weder eine verbesserte
Leistungsfähigkeit noch gesteigerte Lebensfreude – Genießen ist für
sie ein überwiegend negatives Erlebnis (vgl. Anhang Genusstypologie).
Persönlichkeit und Genussempfinden beeinflussen Essverhalten,
Lebensqualität und Gesundheit. In der dritten Welle des
Genussbarometers antworteten 16% Genießer, 69% Genusszweifler und 15%
Genussunfähige. Was unterscheidet die drei Genusstypen?

– Genießer haben die beste Chance auf Normalgewicht
– Genießer halten seltener Diät
– Genießer hören auf ihren Körper
– Genießer sind mit dem Lebensmittelangebot am zufriedensten

Genießer haben die beste Chance auf Normalgewicht

Fast die Hälfte der Genießer hat Normalgewicht (47%), aber nur
jeweils 38% der Genusszweifler und Genussunfähigen. Umgekehrt sind
unter den Genussunfähigen mit 17% die meisten Adipösen, im Vergleich
zu 15% bei den Genusszweiflern und 11% bei den Genießern. Warum?

Genießer halten seltener Diät

Mehr Genussverständnis scheint mit weniger Diäterfahrungen
zusammenzuhängen: 10% der Genießer, 13% der Genusszweifler und 15%
der Genussunfähigen gehören zu den Diäthaltenden. Die Daten
bestätigen auch, dass mit zunehmender Diätfrequenz das Körpergewicht
steigt: 22% der Adipösen und 15% der Übergewichtigen halten im
Vergleich zu 9% der Normalgewichtigen häufig oder ständig Diät.
Von allen Befragten geben 13% an, ständig oder häufig Diät zu halten,
wobei dies wesentlich mehr Frauen (18%) als Männer (7%) tun. Frauen
und Adipöse verzichten auch häufiger auf bestimmte Speisen. 44% der
Frauen und 53% der Adipösen lassen bewusst manche Gerichte fast
täglich bis mehrmals in der Woche aus, während das nur 30% der Männer
und 34% der Normalgewichtigen tun. Univ.-Prof. Dr. König: „Diese
Daten spiegeln den sozialen Druck, der durch das gegenwärtige –
vermeintliche – Schönheitsbild und die Erwartungshaltung, sich unter
Kontrolle haben zu müssen und gesund zu leben, aufgebaut wird. Besser
als zu verzichten ist: Bewusst genießen!“

Insgesamt lassen 37% fast täglich bis mehrmals in der Woche
bestimmte Speisen oder Getränke aus unterschiedlichen Gründen aus.

Genießer, Genusszweifler und Genussunfähige verzichten gleich häufig
auf bestimmte Speisen, aber aus verschiedenen Gründen:

– 15% der Genießer verzichten, um den Genuss auf Dauer wahren zu
können (vs. 11% Genusszweifler und 4% Genussunfähige).
– 52% der Genießer lassen fallweise bestimmte Speisen aus, um
abzunehmen oder ihr Gewicht zu halten (vs. 61% Genussunfähige und 59%
Genusszweifler).

Bei den Hauptmahlzeiten verzichten Adipöse deutlich öfter auf das
Frühstück als Normalgewichtige und deutlich öfter aufs Mittagessen
als Übergewichtige. Dazu hält Univ.-Prof. Dr. König fest: „Wer auf
das Frühstück verzichtet, spart am falschen Platz. Denn die in der
Früh fehlende Nahrungsenergie wird im Allgemeinen bei den restlichen
Mahlzeiten wieder hereingeholt. Ein kohlenhydrat- und eiweißreiches
Frühstück kann dagegen Hungerattacken verhindern und den Stoffwechsel
anregen. Studien belegen, dass Personen, die sich morgens satt essen,
leichter ihr Gewicht reduzieren bzw. halten können.“

Genießer hören auf ihren Körper

Anlässe zum Essen gibt es viele – und warum wir essen, hat
verschiedene Gründe: Manchmal ist es schlicht und einfach der Hunger,
oft stecken emotionale Motive wie Freude und Vergnügen aber auch
Stressbewältigung, Trauer oder Frustration dahinter. Unter den
Befragten essen deutlich mehr Frauen als Männer und mehr Adipöse als
Normal- oder Übergewichtige, weil sie traurig, gestresst oder
frustriert sind. Gleichzeitig sind Menschen, die mit Essen positive
Emotionen verknüpfen, eher normalgewichtig und vom Typ her
„Genießer“.

Die Ergebnisse des Genussbarometers legen nahe, dass Genießer ein
entspannteres Verhältnis zum Essen haben und mit gesellschaftlichem
und emotionalem Druck besser umgehen können. Sie lassen ihr
Essverhalten weniger von äußeren Faktoren beeinflussen: Sie essen
deutlich häufiger, „weil sie Hunger haben“ (47% vs. 30%
Genusszweifler, 17% Genussunfähige), „weil ihnen Essen Vergnügen
bereitet“ (37% vs. 15% und 11%) und „weil es schön ist, mit anderen
Menschen zu essen“ (33% vs. jeweils 13%). Genussunfähige essen
dagegen signifikant häufiger als Genießer, „wenn etwas zu essen da
ist“.

Genießer essen im Vergleich zu Genussunfähigen deutlich häufiger
Schinken, Fleisch und Wurst sowie Schokolade und Pralinen, sie
trinken auch weitaus mehr Wasser und Obstsäfte.

„Oft ist es besser, seinen Gelüsten nachzugeben und den Gusto mit
kleinen Happen zu stillen, als dann mit Heißhunger Unmengen zu
verschlingen. So zeigen auch unsere Daten im Genussbarometer, dass
die Schlanken am häufigsten naschen – 30% greifen fast täglich zu
Süßem. Das tun umgekehrt nur 14% der Übergewichtigen und 19% der
Adipösen“, führt Mag. Marlies Gruber die Ergebnisse aus.

„Positive Aspekte von Essen wahrzunehmen, wird einem
sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Wir beobachten, dass viele
Faktoren, die das ‚Genießen können‘ bestimmen, eine Frage der
Erziehung sind. So lernen Babys zum Beispiel, auf etwas warten zu
können, wenn sie nicht immer in der ersten Sekunde das erhalten, was
sie möchten. Warten zu können, vorübergehend auf etwas zu verzichten,
in sich hineinzuhören und sich auf etwas zu freuen sind auch
grundlegende Elemente beim Genießen“, sagt Dr. Christopher Mayr,
Obmann des forum. ernährung heute.

Genießer sind mit dem Lebensmittelangebot am zufriedensten
Insgesamt sind mit dem Lebensmittelangebot 38% sehr zufrieden und
weitere 54% eher zufrieden. Beim Alter, dem Geschlecht oder dem
Körpergewicht zeigen sich hier kaum Unterschiede – lediglich die
Genießer heben sich vom Mainstream ab: 46% sind hoch zufrieden mit
dem Angebot in den von ihnen regelmäßig besuchten Geschäften.
Hinsichtlich der Lebensmittelauswahl ist es Genießern im Vergleich
mit Genusszweiflern und Genussunfähigen auch deutlich wichtiger, dass
Lebensmittel:

– qualitativ hochwertig sind
– naturbelassen und frisch sind
– aus fairem Handel stammen
– aus Österreich und regional sind
– gut schmecken
– einen hohen Anteil an Nährstoffen, Vitaminen oder Mineralstoffen
aufweisen.

Außerdem kaufen Genießer bedeutend öfter Produkte, weil sie sich
damit belohnen wollen oder weil sie mit den Lebensmitteln schöne
Erinnerungen verbinden. Weitaus weniger wichtig als Genusszweiflern
oder -unfähigen ist es den Genießern, dass sie das Produkt aus der
Werbung kennen. Für Genussunfähige hingegen spielt es keine Rolle, ob
die Lebensmittel qualitativ hochwertig und frisch sind oder gut
schmecken. Auch schöne Erinnerungen sind für ihre Produktwahl nicht
bedeutend. König dazu: „Es ist ein schönes Zeichen, dass Genießer mit
der Produktvielfalt und Lebensmittelqualität am österreichischen
Markt sehr zufrieden sind. Genusszweifler und Genussunfähige scheinen
dagegen die hohe Qualität des Lebensmittelangebotes nicht
wahrzunehmen oder wahrnehmen zu können.“

„Wie sich zeigt, essen Genießer nicht nur abwechslungsreicher und
haben eine höhere Lebensqualität, sondern sind auch eher
normalgewichtig. Welches Potenzial ‚Genießen‘ für die Gesundheit und
ein vernünftiges Körpergewicht hat, muss daher noch in größer
angelegten Untersuchungen weiter erforscht werden“, so Mayr.

Weitere Informationen unter www.forum-ernaehrung.at

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