NDR, Dienstag, 17.11. um 22:35 Uhr
Mahlzeit, Deutschland!
Vom Eisbein zur Pizza
In den 1960er-Jahren gerät nicht nur die deutsche Gesellschaft in die Krise, sondern auch die deutsche Küche. Der zweite Teil der Dokumentation erzählt, wie nach den „gefräßigen Jahren der Wirtschaftswunderzeit“ Essen für die breite Masse zur Nebensache wird. Während die Jugend mit Rockmusik und langen Haaren gegen bürgerliche Werte rebelliert, wandelt sich auch der Speisezettel: statt liebevoll Gekochtem gibt es Aufgetautes und Aufgewärmtes. Eine Umfrage der „Bild“-Zeitung 1962 ergibt: 81 Prozent der Frauen haben die Hausarbeit satt.
Die Nahrungsmittelindustrie reagiert: Maggi erfindet die Eierravioli aus der Dose – bis heute das meistverkaufte Fertiggericht. 1961 kommt der Tiefkühlspinat in den Handel, 1963 gibt es die ersten Fischstäbchen zu kaufen, 1968 erobert die Tiefkühlpizza den Markt. Essen verkommt vom gemeinsamen Ritual zur bloßen Nahrungsaufnahme. Kabarettistin Maren Kroymann, aufgewachsen in Tübingen, erinnert sich: „Das Schummeln mit Fertigprodukten war eigentlich eine Sportart. Das war auch nicht wirklich verpönt, weil das ja hieß, dass man nicht alles selber machen muss. Das war ja zeitsparend.“