Schweinegrippe: Unsicherheit und viele Fragen – Virus hat sich seit dem ersten Auftreten nicht verändert
Unsicherheit, Polemik und heftige
Diskussionen kommen derzeit beim Thema „Schweinegrippe“ – Influenza A
Stamm H1N1 – auf. Knapp vor dem Beginn der „klassischen Influenzazeit“
rechnen Gesundheitsexperten mit einem Anstieg an Neuerkrankungen.
Experten wie Franz Xaver Heinz, Vorstand des Klinischen Institus für
Virologie an der medizinischen Universität Wien
http://www.virologie.meduniwien.ac.at , legen die Fakten der „neuen“
Viren auf den Tisch.
Es sei unsicher, was wir zu erwarten haben, meint Heinz. „Orientiert man
sich an den Beispielen von Australien und Neuseeland, die bereits die
Influenzazeit und den Winter hinter sich haben, kann man sagen, dass das
neue Virus zum Großteil die saisonalen Virentypen verdrängt hat.“ Obwohl
es viele Erkrankungen gegeben hat, ist nur ein geringer Prozentsatz der
Betroffenen daran verstorben. Positiv zu bemerken ist auch, dass sich
das Virus seit seinem ersten Auftreten nicht verändert hat.
Auch Menschen ohne Grunderkrankungen betroffen
Allerdings betont Heinz, dass sich die Risikobilder im Vergleich zur
saisonalen Influenza verändert haben. „Bei der saisonalen Influenza
waren es vor allem ältere Menschen oder jene, die eine Grunderkrankung
hatten, bei denen es zu Komplikationen gekommen ist.“ Das sei bei der
Influenza H1N1 nicht der Fall.
„Auch bei jüngeren Patienten mit Grunderkrankungen, bei Schwangeren und
kleinen Kindern bis zwei Jahren kam es zu einem schweren
Krankheitsverlauf.“ Die meisten Erkrankten mit Komplikationen waren
zwischen 25 und 49 Jahre alt und lagen damit altersmäßig signifikant
unter jenen, die sonst an schwerer saisonaler Influenza erkrankten.
Pandemieplan nach internationalen Empfehlungen
„Am 11. Juni ist für das Virus H1N1 seitens der WHO die höchste
Pandemiestufe ausgerufen worden“, so Clemens Martin Auer, Sektionschef
für Zentrale Koordination am Gesundheitsministerium. Damit trete
der Pandemieplan in Kraft nachdem die Behörden dazu aufgerufen werden,
genügend Impfstoff für die Bevölkerung bereit zu stellen und
Risikogruppen zu definieren.
Bei der Durchführung solcher Maßnahmen halte man sich an
wissenschaftliche Empfehlungen. „Wir folgen einem Grundsatz von
Virologen und dieser lautet, dass es sich um eine Influenza handelt und
sie daher vorab unberechenbar sei“, erklärt Auer. Dass das Virus nicht
aggressiv sei, ändere nichts an der Tatsache, dass es im Pandemieplan in
der höchsten Stufe rangiert.
Seit dem 9. November steht in den Impfzentren der Impfstoff für die
Bevölkerung zur Verfügung. „Eine Aufgabe des Gesundheitsministeriums ist
es, das öffentliche Bewusstsein für dieses Thema im Sinne der
öffentlichen Sicherheit zu sensibilisieren“, erklärt Auer. Mit Polemik
und Angstmache habe das nichts zu tun. „Die wissenschaftliche Bewertung
sollte den Wissenschaftlern vorbehalten bleiben“, meint der Experte
abschließend. Wolfgang Weitlaner