Weinstaat Washington

Weinstaat Washington: Der unbekannte Wein-Riese am Nordpazifik

Spitzengewächse und Wein-Therapie – Rundreise durch 600 nachhaltig
wirtschaftende Weingüter

Während in unseren Breiten allenfalls noch Eisweine geerntet werden, ist die
Weinlese im Staat Washington an der amerikanischen Pazifikküste noch in
vollem Gange – eine gute Gelegenheit, dem zweitgrößten Weinproduzenten der
USA einen Besuch abzustatten. Die vielfach preisgekrönten Weine sind –
buchstäblich – von ausgezeichneter Qualität, und die Metropole Seattle wird
täglich von Frankfurt aus angeflogen.

Der Anbau von Weintrauben begann in Washington bereits in der Pionierzeit
vor fast zweihundert Jahren. Trotzdem zeigen sich Besucher oft überrascht,
dass der Staat als Weinproduzent unter allen Bundesstaaten der USA hinter
Kalifornien an zweiter Stelle rangiert. Die Gründe sind aber leicht
nachvollziehbar: Das Klima ist mild und die Weinberge liegen auf der
gleichen geographischen Breite wie die legendären Weinbauregionen Bordeaux
und Burgund in Frankreich.

Weingüter

Die meisten der mehr als 600 Weingüter in Washington sind mittelständische
Betriebe, die nicht mehr als 5.000 Kisten Wein pro Jahr produzieren. Hier
steht vor allem Qualität, nicht Masse im Vordergrund. Zudem hat sich die
Weinindustrie des Staates zu einer nachhaltigen Nutzung des Bodens und zu
einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Wasser verpflichtet. Die
Ergebnisse können sich sehen lassen: Erst im September belegten
Rieslingweine aus Washington die ersten drei Plätze in einer Rangliste der
renommierten New York Times für erschwingliche Weine dieser Rebsorte.

Fast alle Weingüter können besichtigt werden. Oft werden sachkundige
Führungen zum kleinen Preis oder sogar kostenlos angeboten. Natürlich kann
man die edlen Tropfen bei dieser Gelegenheit auch kosten und gleich beim
Erzeuger ein köstliches Mitbringsel aus Washington erstehen.

Weinvielfalt

Washingtons Winzer bauen auf einer Gesamtfläche von über 12.000 Hektar neben
exotischen Neuschöpfungen vertraute Rebsorten wie Chardonnay (2.425 ha
Anbaufläche), Cabernet Sauvignon (2.412 ha), Merlot (2.369 ha), Riesling
(1.782 ha), Spät- und Grauburgender oder Semillon an, aber auch „Neulinge“
wie Shiraz (Syrah), der bereits 1.146 Hektar Anbaufläche „erobert“ hat –
insgesamt über dreißig Rebsorten, etwa hälftig verteilt auf weiß (52%) und
rot (48%). Liebhaber deutscher Sorten finden hier übrigens auch Klassiker
aus hiesigen Landen wie Gewürztraminer oder Müller-Thurgau.

Weinanbau

Es gibt im Staat Washington elf offizielle Herkunftsbezeichnungen (AVAs).
Weil die Anbaugebiete sehr nahe beieinander liegen, kann man leicht
mehrtägige Weintouren durch die einzelnen Regionen planen und die ganze
Bandbreite des Angebots kennenlernen. Von der Metropole Seattle, die
Lufthansa täglich von Frankfurt aus anfliegt, ist das großflächige
Weinbaugebiet „Puget Sound“ besonders leicht zu erreichen. Es erstreckt sich
über das Land und die Inseln rund um den Sund bis zu den westlichen
Ausläufern des Kaskadengebirges. Die Region wird im Winter kaum von
Bodenfrost betroffen und genießt lange und milde Sommer.

Alle übrigen Weinbauregionen bilden eine zusammenhängende Fläche auf der
Ostseite der Kaskaden im Südosten des Staates. Das mit fast 41/2 Millionen
Hektar größte Anbaugebiet des gesamten Staates ist das „Columbia Valley“,
das sich über ein Drittel der Landfläche Washingtons ausdehnt. In diesem
Gebiet liegt auch die Drei-Städte-Region Kennewick, Pasco und Richland. Mit
Hunderten verschiedener Sorten und guter Vulkangesteinerde ist das Tal des
Columbia-Flusses Heimat von über hundert Weingütern mit mehr als 2.700 ha
Anbaufläche. Vorwiegend an den Südhängen werden hier hauptsächlich
Merlot-Reben gezüchtet. Die Saison erstreckt sich hier über 190 Tage,
während im Jahr lediglich 20 cm Niederschlag fallen.

Das an zwei Seiten an das Columbia Valley grenzende Gebiet „Yakima Valley“
ist die älteste anerkannte Weinbauregion des Staates und umfasst knapp 5.000
Hektar Anbaufläche, verteilt auf mehr als sechzig Weingüter. Mittelpunkt der
Region ist die Stadt Prosser, deren Weingüter pro Jahr über 30.000 Besucher
anlocken.

Unmittelbar südlich schließt die Region „Horse Heaven Hills“ am Nordufer des
Columbia an, der hier die Südgrenze des Staates bildet. Von den mehr als
230.000 Hektar der Region werden 3.400 für den Weinanbau genutzt – ein gutes
Viertel der gesamten Anbaufläche des Staates. Die steilen Südhänge am Rand
der Schlucht bieten ideale Wachstumsbedingungen für einige der besten Weine
des Staates.

Die Gebiete „Walla Walla Valley“ im Osten und „Columbia Gorge“ im Westen
liegen ebenfalls am Columbia und reichen jeweils bis in den Nachbarstaat
Oregon.

Weintherapie

Luftige 275 m über dem rauschenden Columbia River kann man sich übrigens bei
SageCliffe im Cave B Inn ( www.CaveBInn.com ) einquartieren, einem Weingut auf
halber Strecke zwischen Seattle und Spokane. Dort kann sich der
stressgeplagte Gast nach allen Regeln der Kunst verwöhnen lassen: nach
Herzenslust schmausen, nach Lust und Laune frühstücken, edelste Weine
genießen und vieles mehr. Natürlich erhält man auch eine Führung durch das
Weingut und kann sich sogar einer „Vinotherapy“ zur Entspannung unterziehen.
Die Preise für derartige Verwöhnpakete liegen zwischen $159 und $1260 (ca.
Euro105-850). Da kann man nur sagen: Zum Wohl!

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