Lebensmittelunverträglichkeit – Wenn Essen krank macht
„Essen Sie doch mehr Obst und Gemüse!“ Diesen Satz hört man gerne vom behandelnden Arzt, wenn man wegen Verdauungsproblemen wie Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen und Übelkeit Hilfe sucht. Doch bei einem Viertel der Bevölkerung ist dieser Rat der falsche. Sie leiden an einer sogenannten intestinalen Fruktoseintoleranz, oder auch Fruktosemalabsorption.
Bei dieser Erkrankung des Darmes, kann der gegessene Fruchtzucker – die Fruktose – nicht oder nur in sehr geringen Mengen vom Darm aufgenommen werden. Die Bakterien im Verdauungstrakt verdauen stattdessen die Fruktose, wodurch es zu wässrigen Durchfällen und anderen Symptomen wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Krämpfen, Schwindel und kaltem Schweiß kommen kann. Bleibt die intestinale Fruktoseintoleranz über einen längeren Zeitraum unbehandelt, kann es sogar zu Depressionen und Leberschädigungen kommen.
Unverträglichkeiten werden oft nicht erkannt und führen zu sozialer Isolation
Neben der Fruktosemalabsorption gibt es noch weitere Unverträglichkeiten. Beispielsweise die Laktoseintoleranz, bei der der Milchzucker nicht verdaut werden kann. Die Problematiken der Unverträglichkeiten sind vielfältig. Zum einen zeigen Sie eine steigende Tendenz, zum anderen werden diese Krankheitsbilder immer noch sehr stiefmütterlich von der Schulmedizin behandelt. Erst langsam beginnt die Medizin diese Symptomatik zu erkennen und richtig zu behandeln. Die Betroffenen müssen oft mehrere Jahre mit den Symptomen leben, bevor die Unverträglichkeit richtig diagnostiziert wird. Nicht selten werden die Patienten über einen langen Zeitraum erfolglos auf Gastritis behandelt oder werden gar zum Psychiater geschickt. Vor allem wenn zusätzlich depressive Zustände auftreten.
Der Innsbrucker Biologe und Gründer des NMI-Portals ( www.nahrungsmittel-intoleranz.com ) Michael Zechmann kennt dies aus eigener Erfahrung. „Man beginnt seinen Tagesablauf nach der Verfügbarkeit von brauchbaren Toiletten zu planen. Einladungen zum Essen oder anderen sozialen Events schlägt man aus Angst vor plötzlicher Übelkeit oder Durchfall prinzipiell aus.“ Eine soziale Isolation ist nur eines der vielen Folgesymptome. Und dabei wäre die Behandlung so einfach: Verzicht auf Fruchtzucker. Durch eine fruktosearme Diät verschwinden die Symptome in kürzester Zeit und der Patient kann ein völlig normales Leben führen.
Es empfiehlt sich übrigens, ein Ernährungstagebuch zu führen und dieses dann bei der Untersuchung mit zu bringen. Dadurch kann dem behandelnden Arzt die Diagnose erleichtert werden. Einen Vordruck eines solchen Tagebuches findet man am NMI-Portal.
Informationen für Betroffene gibt es
Als bei Zechmann 2004 die richtige Diagnose gestellt wurde, gab es praktisch noch keine Patienten-Informationen zu diesem Thema. Auch die meisten Ärzte kannten dieses
Krankheitsbild nicht. Der Biologe las sich ein Jahr lang in die wissenschaftliche Literatur ein. Dieses Wissen bereitete er populärwissenschaftlich auf und gründete 2005 das NMI-Portal. Diese Plattform versteht sich als Brücke zwischen Arzt und Patient, mit dem Ziel beide Seiten zu informieren und so den ÄrztInnen eine schnellere Diagnose und den PatientInnen ein beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Durch die Hilfe zahlreicher ExpertInnen hat sich das NMI-Portal bis zum Jahr 2009 zum umfangreichsten Informationsangebot in diesem Themengebiet entwickelt und konnte mittlerweile tausenden Betroffenen in ganz Europa helfen.
Durch die populärwissenschaftliche Aufbereitung der wissenschaftlichen Publikationen kann schnell der neueste Erkenntnisstand einer breiten Öffentlichkeit zugeführt werden. Je schneller eine Unverträglichkeit erkannt wird, desto weniger dauerhafte Schäden können entstehen. So kann eine früh diagnostizierte Fruktosemalabsorption Depressionen und Leberschäden vorbeugen. Auch Elektrolytstörungen und Mangelerscheinungen können verhindert werden.
Gut leben trotz Fruktosemalabsorption
„Das schöne ist“, freut sich Zechmann, „dass man trotz einer Unverträglichkeit gut leben kann. Auch einer gesunden Ernährung steht nichts im Wege, man muss nur wissen was man essen kann!“ So ist nicht prinzipiell jedes Obst und Gemüse problematisch, gewisse Sorten wie Bananen, Papaya, Spinat, Kohlrabi oder Zucchini können meist ohne Probleme verzehrt werden. Achtet man bei seiner Ernährung auf ein paar Grundregeln, so kann man wieder unbeschwert leben.