Die Geschichte vom Thüringer Kloß

MDR, Montag, 19.10. um 08:50 Uhr

Ein Sonntag ohne Klöße

Die Geschichte vom Thüringer Kloß

Landesfunkhaus Thüringen

„Ein Sonntag ohne Klöße, verlöre viel von seiner Größe …“, sagt man in Thüringen, wenn es um das liebste Festtagsessen geht. Dabei hat der Kloß noch keine lange Tradition. Das erste Rezept wurde vor 200 Jahren aufgeschrieben – von Timotheus Heym aus Effelder. Der Kartoffelkloß entstand aus der Not heraus: Schlechte Ernten und immer teureres Getreide machten die Frauen im Thüringer Wald erfinderisch. Sie versuchten zunächst (mit wenig Erfolg), aus Kartoffeln Brot zu backen, ersetzten dann das Getreide durch geriebene und gekochte Kartoffelmasse. Das war die Geburtsstunde des Thüringer Kloßes, der in Windeseile zum Nationalgericht aufstieg.

Der Film von Heike Opitz zeigt, was den Kloß im Innersten zusammenhält. Der Molekularbiologe Prof. Thomas Vilgis erklärt molekulare Verästelungen des Soßenauftankwunders. Die Sprachwissenschaftlerin Dr. Susanne Wiegand sortiert die Namensgebungen: Hütes, Knölle oder Hebes? In Bettenhausen in der Rhön gibt es im ganzen Dorf kein anderes Sonntagsessen als „Hütes mit Brüh“ – handgemacht! Industrielle Hilfe bietet die Kloßmanufaktur Heichelheim. Hier werden jährlich Millionen Klöße hergestellt, hier gibt es das weltweit einzige Kloßmuseum. Direktor Sylk Schneider kämpft gerade dafür, dass der Thüringer Kloß in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen wird. Die Hütesholle, das ist die Meininger Kloßprinzessin, ist derzeit Medizinstudentin Manuela König. Der Sage nach soll Frau Holle einst dem Meininger Bürgermeister in einer Hungersnot ausgeholfen haben. Sie gab ihm das Kloßrezept, mit den Worten „Hier hast du das Rezeptum – Hüt‘ es!“. Aber das stammt aus der legendären Feder von Rudolf Baumbach, aus der ellenlangen Kloßdichtung „Lied vom Hütes“.

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