In einem heute veröffentlichten Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ wurde Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber über „die Erfolge der Billigflieger-Konkurrenz“ und andere Trends in der Luftfahrt befragt. Auf die Frage, warum easyJet und Co. so viel billiger fliegen als Lufthansa, antwortete Herr Mayrhuber:
“Die vermeintliche Günstigkeit ist oft eine Mär. Teilen Sie mal den Umsatz dieser Unternehmen durch die Anzahl ihrer Passagiere, und vergleichen Sie diese Zahlen auf Kurz- und Mittelstrecken in Europa mit unseren. Der Abstand ist dann gar nicht so gewaltig.“
Die Zahlen sprechen eine andere Sprache: easyJet konnte im letzten Geschäftsjahr einen durchschnittlichen Umsatz pro Passagier von 66 Euro verbuchen. Darin sind nicht nur alle Steuern und Gebühren enthalten, sondern auch sämtliche Nebeneinnahmen, z.B. durch den Verkauf von Essen und Trinken an Bord.
Zum Vergleich: Laut Geschäftsbericht bat Lufthansa ihre Kunden im letzten Geschäftsjahr mit 136 Euro pro einfachem Flug innerhalb Europas zur Kasse. Damit war ein vergleichbarer Flug mit Lufthansa mehr als doppelt so teuer wie ein Ticket bei easyJet.
John Kohlsaat, Geschäftsführer easyJet Deutschland, zeigte sich verwundert über die Äußerungen des Lufthansa-Chefs: „Was Herr Mayrhuber als ‚vermeintliche Günstigkeit’ bezeichnet ist Fakt und lässt sich nicht wegreden. easyJet ist durch seine effizienteren Abläufe nicht einmal halb so teuer wie Lufthansa. Dies belegen die Geschäftsberichte beider Unternehmen. Ich weiß nicht, wo Herr Mayrhuber seine Zahlen her hat, aber vielleicht war ja angesichts der hohen Kosten bei Lufthansa kein Geld mehr für einen Taschenrechner übrig.“
Kohlsaat weiter: „Doch der Preis ist nicht alles: easyJet ist auch pünktlicher als Lufthansa, hat eine modernere Flotte und fliegt ausschließlich direkt, wodurch der Passagier eine Menge Zeit spart. Immer mehr Kunden in Deutschland realisieren, dass das Preis- Leistungsverhältnis bei easyJet einfach besser ist als bei Lufthansa. Dies drückt sich im rapiden Anstieg unserer Passagierzahlen aus.“
Jedoch hat easyJet einen gravierenden Nachteil gegenüber der Lufthansa oder auch Air Berlin: Es werden keine Plätze reserviert, so dass man bei vollen Maschinen um die guten Plätze rennen muss, was nicht jedermanns Sache ist.