Das Gastgewerbe im Überblick
Die wirtschaftliche Situation im Gastgewerbe stabilisiert sich auf niedrigem Niveau. Zwar konnten Hotellerie und Gastronomie auch 2005 noch kein Umsatzplus vermelden, dennoch hat sich die Talfahrt der Umsätze laut Statistischem Bundesamt mit einem nominalen Minus von 0,9 % deutlich verlangsamt. 2003 lag das Minus noch bei 4,8 %, 2004 bei 2,1 %.
Erstmals seit fünf Jahren zeigen sich Anzeichen für eine Trendumkehr. Die Stimmung ist besser als die Lage. Im Gastgewerbe wächst die Zuversicht. Wesentlichen Anteil daran hat die leicht positive Entwicklung im klassischen Beherbergungsgewerbe (+0,8 %).
Die Entwicklung im Gastgewerbe verläuft uneinheitlich. Partiell lässt sich eine Verbesserung der wirtschaftlichen Kenndaten feststellen. Der Markt ist gekennzeichnet von einer ausgeprägten Objekt- oder Marktsegmentkonjunktur.
Hotellerie und Gastronomie hoffen nicht zuletzt durch das Großereignis Fußball-Weltmeisterschaft auf eine Konjunktur- und Konsumbelebung in 2006.
Zur FIFA WM werden mehr als drei Millionen WM-Besucher erwartet, davon rund eine Million aus dem Ausland. Der DEHOGA rechnet mit bis zu 5,5 Millionen zusätzlichen Übernachtungen. Das Umsatzpotenzial liegt bei 500 Millionen Euro für Hotellerie und Gastronomie. Vorsichtig geschätzt kann von circa 20.000, überwiegend kurzfristigen, Jobs im Gastgewerbe ausgegangen werden.
Für das Gesamtjahr 2006 prognostiziert der DEHOGA ein Umsatzplus für die Branche von 1,5 %.
Ergebnisse aus der DEHOGA-Konjunkturumfrage
Gastgewerbe Winter 2005/06 – Ausblick Sommer 2006
Der DEHOGA Bundesverband erfasst die Geschäftsentwicklung des deutschen Gast-gewerbes durch Konjunkturbefragungen des gastgewerblichen Marktes. Diese Umfragen werden halbjährlich durchgeführt. In dem DEHOGA-Konjunkturbericht werden die Umfrageergebnisse nach den Gewerbegruppen Beherbergungsbetriebe und Gaststättenbetriebe unterteilt und für ausgewählte Konjunkturmerkmale kommentiert und
grafisch dargestellt. Die aufgeführten Daten beruhen auf den Antworten von fast 3.000 gastgewerblichen Unternehmen in Deutschland. Die Beurteilung der Konjunkturentwicklung bezieht sich jeweils auf die Lage im Zeitraum Oktober 2005 bis März 2006 sowie die Erwartungen für die Monate April bis September 2006.
Entwicklungen in der Hotellerie
Für die Hotellerie scheint die Talfahrt gestoppt. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Anzahl der Übernachtungen in der Hotellerie in 2005 um 3 % auf 200,9 Millionen. Besonders erfreulich ist die erneut starke Zunahme der Übernachtungen ausländischer Gäste um 6,1 %. Leider stieg der Umsatz nicht in dem Maße wie die Übernachtungszahlen. In den Wintermonaten Oktober 2005 bis März 2006 mussten immer noch 43,3 % der 1.513 vom DEHOGA befragten Hoteliers Umsatzeinbußen verkraften. Im Gegensatz dazu sprechen 29,2 % von gestiegenen Umsätzen. Immerhin 19,1 % der Befragten vermochten ihre Erträge in der letzten Saison zu verbessern. Bei insgesamt konstanten Zimmerpreisen berichtet die Mehrheit der Hoteliers von einer gleich bleibenden (28,6 %) bzw. höheren Zimmerauslastung (27,4 %). Zwei Drittel der Hoteliers (66 %) hielten ihre Mitarbeiterzahlen konstant. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zeigt sich die Investitionsbereitschaft nahezu unverändert.
Erwartungen
In die Sommersaison 2006 sind die Hoteliers zuversichtlich gestartet. Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft hofft die Branche auf eine positive Entwicklung. 38,2 % der Beherberger rechnen mit steigenden Zimmerauslastungsquoten, 38,9 % setzen auf eine Verbesserung ihrer Erlössituation (Vj. 33,6 %). Gleiches gilt für die Ertragslage. Auch hier wird die Anzahl der Optimisten größer. Erwarteten im März 2005 für das kommende Sommerhalbjahr noch 23,8 % steigende Gewinne, so sind es ein Jahr später bereits 27,1 %. Nur noch jeder Dritte (33,3 %, Vj. 36,7 %) prognostiziert sinkende Erträge.
Trends
Insgesamt zeigen sich die Gäste weiterhin preisbewusst und sparsam, vergleichen die Angebote, achten auf Sonderarrangements und versuchen Rabatte auszuhandeln.
Die Hoteliers berichten von kürzeren Aufenthaltszeiten. Das kurzfristige Buchungsverhalten hat weiterhin zugenommen.
Der Hotelmarkt in Deutschland ist von Verdrängungswettbewerb und Überkapazitäten gekennzeichnet. Die Konzentrationstendenzen werden auch in Zukunft weiter zunehmen.
Die besten Chancen auf eine wirtschaftliche Erholung haben Häuser der Markenhotellerie. Dem Städtetourismus mit Tagungen, Kongressen sowie kulturellen und sportlichen Highlights wird ebenfalls ein großes Wachstumspotenzial beigemessen. Wellness ist und bleibt ein Mega-Trend, auch wenn sich die rasanten Zuwächse der letzten Jahre etwas abflachen werden. Das Interesse an neuen, innovativen Wellness- und Gesundheitsangeboten ist groß. Denn nirgends kann „Wellness“ in seinem ganzheitlichen Ansatz so ausgelebt werden wie in der Hotellerie.
Gastronomie
Entwicklungen in der Gastronomie
Die wirtschaftliche Stimmung in der Gastronomie ist gedämpfter als in der Hotellerie. 2005 verbuchten die Restaurants, Cafés, Kneipen, Bars und Discotheken laut Statistischem Bundesamt ein nominales Minus von 2,1 %. Eine klare Trendwende lässt sich noch nicht erkennen. Lichtblick bei den Betriebsarten ist die Gruppe der „Kantinen und Caterer“. Das Umsatzplus von 1,8 % hebt sich deutlich vom Branchendurchschnitt ab.
Im Ergebnis der DEHOGA-Konjunkturumfrage beurteilen die Gastronomen ihre Lage zurückhaltender als ihre Kollegen in der Hotellerie. Nur jeder fünfte Unternehmer (20,2 %) der 1.247 befragten Gastwirte konnte im Winterhalbjahr mehr Gäste als im Vorjahr begrüßen. Jeder zweite Gastronom (51,8 Prozent) verbuchte rückläufige Umsätze. Verantwortlich dafür sind weiter sinkende Gästezahlen in 46,8 Prozent der
Betriebe sowie geringere Pro-Kopf-Umsätze bzw. Durchschnittsbons.
Stabile Preise (84,4 %) bei steigenden Fixkosten verringern den Gewinn zusehends. Nur mageren 13,2 % der Gastronomen gelang es, ihre Erträge zu steigern. Jeder vierte Unternehmer (24,5 %) hielt seine Gewinne konstant. Die unmittelbaren Folgen: 25,2 % der Restaurant-, Café- und Discothekenbetreiber mussten Personal abbauen, 37,7 % fuhren ihre Investitionen zurück.
Erwartungen
Die Erwartungen der Gastronomen für die kommende Sommersaison gestalten sich positiver als es die derzeitigen Ergebnisse vermuten ließen. Für die Monate April bis September 2006 sagen 31,2 % (Vj. 27,6 %) der Gastwirte steigende Gästezahlen und 32,0 % (Vj. 28,6 %) höhere Umsätze voraus. Auch dominieren die Ertragspessimisten die Erwartungshaltungen nicht mehr so deutlich wie in den Vorjahren. 36,6 % der Unternehmen vermuten sinkende Gewinne. Im Vorjahr waren es noch 40,7 %. Immerhin 22,9 % der Gastwirte – 5,8 % mehr als im Vorjahr – hoffen auf höhere Erträge. Bei den meisten Gastronomen werden die Investitionsaufwendungen gleich bleiben. Mit steigenden Beschäftigtenzahlen rechnen nur 10,7 % der Unternehmer, drei Viertel der Befragten (72,5 %) werden ihren Personalbestand weder vergrößern, noch verkleinern, 14,8 % planen, Mitarbeiter abzubauen.
Trends
Weiter auf Erfolgskurs befindet sich die Systemgastronomie – zu der die großen Markenrestaurants gezählt werden, Unternehmen, die über ein standardisiertes multipliziertes Konzept verfügen, das zentral gesteuert wird. In 2005 kamen die 100 größten Unternehmen der Markengastronomie mit 15.600 Betrieben auf einen Nettoumsatz von über 8,7 Milliarden Euro – ein sattes Umsatzplus von 4,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das ist die beste Entwicklung seit dem Boomjahr 2000, so das Ergebnis der jährlich durchgeführten Untersuchung der Fachzeitschrift food-service aus dem Deutschen Fachverlag.
Darüber hinaus erfreuen sich nationale und regionale deutsche Spezialitäten wachsender Beliebtheit – klassisch oder auch kreativ interpretiert. Es kann durchaus von einer „Renaissance der deutschen Küche“ gesprochen werden.
Die Ansprüche der Verbraucher polarisieren. Es gibt wenig Chancen für ein profilloses Mittelfeld. Das Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher hält weiter an, was insbesondere die Umsätze von Health- und Ethno-Food weiter stärkt.